Alzheimer durch Stress?

Stresshormone verändern Eiweißstoffe so, dass sie zu Indikatoren für eine Alzheimer-Erkrankung werden können. Forscher des Max-Planck-Instituts haben es in Tierversuchen herausgefunden.

Im Juni 2011 lässt die Nachricht aufhorchen, dass Alzheimer durch Stress ausgelöst werden kann. Wie die Deutsche Ärztezeitung berichtet, wurde dies durch Tierversuche mit Ratten herausgefunden. Forscher des Münchner Max-Planck-Instituts und der portugiesischen Universität Minho in Braga hatten die Nagetiere mit Stresshormonen konfrontiert und festgestellt, dass sich danach Veränderungen in den Rattenhirnen vollzogen.

Stresshormone lösen Veränderung von Eiweißstoffen aus

Bei den Nagern war eine deutliche Reduzierung der Gedächtnisleistung zu beobachten. Laut Ärztezeitung wurde sie durch eine Veränderung von Eiweißstoffen im Hirn ausgelöst. Hierbei handelt es sich um Beta-Amyloid-Proteine und Tau-Protein. Diese Eiweißstoffe gelten als Indikatoren für eine beginnende Alzheimer-Erkrankung. Sie sind für krankhafte Veränderungen im Gehirn verantwortlich. Das vermehrte Auftreten beider Proteine führt zur Zerstörung von Nervenverbindungen und zum Absterben von Nervenzellen. In der Deutschen Ärztezeitung wird Dr. Osborne Almeida vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie zitiert, der sagt: „Die Ergebnisse zeigen, dass Stresshormone und Stress das Tau-Protein wie bei Morbus Alzheimer verändern können“.

Alzheimer-Erkrankung erst bei zunehmendem Alter

Diese Erkenntnisse veranlassen den Wissenschaftler zur Vermutung, dass auch Menschen durch vermehrten Stress an Morbus Alzheimer erkranken. Allerdings ist Almeida der Meinung, dass der Prozess erst mit zunehmendem Alter eintritt. Ob sich das Forschungsergebnis der Tierversuche auch auf den Menschen übertragen lasse, müsse erst genau untersucht werden.

Psychisch gestresste Frauen anfälliger gegen Demenz-Erkrankung

Das wissenschaftliche Resultat des Max-Planck-Instituts deckt sich mit den Ergebnissen einer Studie der Universität in Göteborg, die Anfang 2011 veröffentlicht wurde. Die Schweden hatten nachgewiesen, dass psychisch gestresste Frauen ab einem Alter von 35 Jahren deutlich anfälliger für Morbus Alzheimer und andere Demenz-Erkrankungen sind als weniger belastete Geschlechtsgenossinnen.

Hoffnung auf Antikörperwirkstoff gegen Alzheimer-Erkrankung

Im Frühjahr 2011 hatte ein Forscherteam in San Francisco einen Antikörperwirkstoff entwickelt, der den schleichenden Nerventod bei Alzheimer-Patienten aufhalten soll. In Tierversuchen hatten die Biotechnologen nachgewiesen, dass die Antikörper das fortschreitende Absterben von Nervenzellen bremsen, jedoch nicht vollends aufhalten können. Es war Ryan Watts von der US-Biotechfirma Genentech und seinem Team gelungen, einen doppelt wirksamen Antikörper zu entwickeln, der einerseits die Blut-Hirn-Schranke überwindet und andererseits Medikamente ins Gehirn schleust. Das Ergebnis wurde in der Fachzeitschrift „Science Translation Medicine“ veröffentlicht.

Keine wirksame Therapie gegen Morbus Alzheimer

Die Erforschung der Alzheimer-Demenz wird seit der Entdeckung durch den Frankfurter Neuropathologen und Psychiater Professor Alois Alzheimer vor mehr als hundert Jahren immer weiter voran getrieben. Doch ein durchschlagender Erfolg für eine wirksame Therapie wurde bisher noch nicht erzielt. Im Mai 2011 hatten spanische Wissenschaftler ermittelt, dass Morbus Alzheimer im Frühstadium besonders bei jüngeren Patienten oft nicht rechtzeitig erkannt wird.

Forscher aus Rostock und Leipzig beschäftigen sich seit geraumer Zeit damit, eine Therapie gegen Alzheimer Demenz zu entwickeln. Ihr Ziel ist die schädlichen Eiweißablagerungen im Gehirn zu blockieren. Im September 2011 haben sie den Stand ihrer Forschungsergebnisse veröffentlicht. Sie nähren die Hoffnung, dass Alzheimer mit entsprechender Prophylaxe bereits im Keim erstickt werden kann.

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