Studie über Handystrahlung bei Alzheimer-Mäusen

Universität von Tampa in Florida berichtet erstaunliche Ergebnisse. Das Alzheimer-Forschungszentrum der University of South Florida hat Mäuse regelmäßig Handystrahlen ausgesetzt – mit verblüffendem Erfolg.

Die Gehirntätigkeit von Alzheimer-Patienten wird behindert durch Eiweiß-Ablagerungen, Plaque genannt. Dafür ist das Peptid Beta-Amyloid verantwortlich. Die meisten Therapieansätze zielen darauf ab, diese Ablagerungen zu reduzieren.

Außerdem sterben Zellen ab, und die Bruchstücke verbinden sich mit Phosphorsäure und bilden Neurofibrillenbündel. Die Gehirnmasse nimmt langsam ab. Da lässt sich wenig dran ändern.

Genetisch veränderte Modell-Mäuse

Für die Forschung werden Mäuse gebraucht, die die typischen Ablagerungen ebenfalls aufweisen. Die Gentechnik hat es ermöglicht, solche „Modell-Mäuse“ zu schaffen. Sie weisen in ihren Gehirnen die gleichen Plaque-Ablagerungen auf wie menschliche Patienten.

Nun haben die Forscher des Alzheimer-Forschungszentrums in Tampa Versuche mit Alzheimer-Mäusen und Handystrahlung gemacht. Über ihre Experimente und deren verblüffende Ergebnisse berichten sie im Januar 2010 im „Journal of Alzheimer’s Disease“.

96 Mäuse saßen im Labor der University of South Florida in Käfigen, die rund um eine Antenne aufgebaut waren. Die meisten von ihnen waren genetisch veränderte Modell-Mäuse, aber es war auch eine Vergleichsgruppe von normalen, kerngesunden Mäusen dabei.

Neun Monate lang sandte die Antenne zweimal täglich für die Dauer einer Stunde eine Strahlung von 918 Megahertz aus. Das entspricht der üblichen Frequenz von Handys. Auch die Dosierung von 0,25 Watt pro Kilogramm entspricht der eines Mobiltelefones, wenn es ans Ohr gehalten wird.

Erstaunliche Ergebnisse der Studie unter Gary Arendash

Ältere Mäuse, deren Gehirne bereits Plaque-Ablagerungen aufwiesen, wurden nach einer sieben bis neun Monate dauernden Zeit täglicher Bestrahlung auf ihre Leistungen getestet. Der Gedächtnistest war dem nachgebildet, mit dem bei Menschen Alzheimer diagnostiziert wird.

Es stellte sich heraus, dass sie ebenso leistungsfähig waren wie gesunde Mäuse. Die Ablagerungen im Gehirn waren zurückgegangen, die Krankheit war deutlich gelindert.

Junge Tiere, die dieser Strahlung ebenfalls ausgesetzt waren, bildeten erst gar keine Plaque-Ablagerung im Gehirn. Die Strahlung hatte den Ausbruch der Krankheit verhindert, und die Tests ergaben, dass ihre Fähigkeiten vollständig erhalten blieben.

Die gesunden Mäuse der Kontrollgruppe zeigten eine Verbesserung des Gedächtnisses. Sie schnitten bei den Tests sogar besser ab als zuvor.

Relevanz für menschliche Alzheimer-Patienten

Die Forschungsgruppe um den Mediziner Gary Arendash verbreitet ganz, ganz vorsichtigen Optimismus. Es sei noch nicht klar, ob ihre Ergebnisse auf Menschen übertragbar seien, aber da sowohl die Strahlungen als auch die Gedächtnistests vergleichbar seien, sei es anzunehmen. Auf jeden Fall sei noch viel Forschung nötig. Zur Zeit experimentieren sie mit Variationen von Strahlungsfrequenzen und Strahlungsstärken.

Dass sich irgendwann eine Alzheimer-Therapie daraus ergebe, halten sie für möglich. Der Co-Autor der Studie, Chuanhai Cao, weist zudem darauf hin, dass sich vergleichbare Plaque-Ablagerungen auch bei traumatischen Gehirnverletzungen finden lassen.

Völlig ungeklärt sei allerdings noch, worauf die festgestellten Verbesserungen im Befinden ihrer Mäuse zurückzuführen sei. Das einzige, was man dazu bisher festgestellt habe, sei ein leichter Temperaturanstieg im Gehirn; dieser trete nach Monaten der Bestrahlung bei den Alzheimer-Mäusen, nicht jedoch bei der gesunden Kontrollgruppe auf. Vielleicht werde dadurch die Auflösung der Plaque gefördert.

Wenn das so ist, dann hat der britische Erfolgsautor Terry Pratchett recht, der seine Alzheimer-Erkrankung mit Infrarotbestrahlungen aus einem futuristisch anmutenden Helm bekämpft. Die Handy-Strahlung wäre dann vielleicht nur ein Umweg.

Es könne sein, sagt die Forschungsgruppe weiter, dass Handy-Strahlung die Aktivität von Gehirnzellen anrege. Wenn es Langzeituntersuchungen darüber geben würde, wäre womöglich längst ein positiver Effekt des mobilen Telefonierens auf das menschliche Gedächtnis festgestellt worden. Natürlich würde der Effekt, der bei Mäusen Monate gebraucht hat, bei Menschen Jahre in Anspruch nehmen.

Wer zahlt, hat recht

Heutzutage sind wissenschaftliche Studien nicht mehr immer und unbedingt ergebnisoffen. Sie verschlingen viel Geld, und das kommt zunehmend nicht mehr von der öffentlichen Hand, sondern von Geldgebern aus der Wirtschaft. Das bekannteste Beispiel sind die von der Erdöl verarbeitenden Industrie bezahlten Studien, die zu dem Ergebnis kommen, der CO2-Ausstoß habe nichts mit der Erderwärmung zu tun.

Es wäre in diesem Zusammenhang interessant, wer der Universität in Tampa diese Studie über Alzheimer-Mäuse und Handystrahlung finanziert hat. Gerade in der Frage, ob Elektrosmog und die Strahlung von Handys gefährlich sind, kommen Studien zu sehr uneinheitlichen Ergebnissen.

In der Studie heißt es, sie sei erstellt worden von einer interdisziplinären Gruppe von Gehirnforschern, Elektro-Ingenieuren und Neurologen, die aus Universitäten in Japan und China und vom Florida Alzheimer’s Disease Research Centre (ADRC) der Universität South Florida kamen. Die Untersuchungen seien aus Mitteln des ADRC finanziert worden. Das ist ein Florida-weites Projekt, das unter anderem Staatsmittel bekommt.

 

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