Suche nach Meteoriten

Meteoriten erzählen den Forschern viel über die Geschichte unserer Galaxie. Im ewigen Eis der Antarktis sind sie besonders gut zu identifizieren.

Bereits seit Jahrzehnten werden Blaueisfelder der Antarktis nach Meteoriten durchsucht. Bisher waren Teams aus Japan, den USA und China hier unterwegs. Bei ihren Feldarbeiten in der Antarktis ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die sich eigentlich nicht mit Meteoriten beschäftigt, mehrfach auf Vorkommen mit Meteoriten gestoßen.

Bisherige Funde

42 Meteoriten wurden 1984 in der Nähe der Frontier Mountains in Nord-Victoria-Land gefunden. In der Shackleton Range fand sich ein Eisenmeteorit mit stolzen 3,5 kg. 1988 war die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit der Kartierung von Teilen in Victoria Land beauftragt. Dabei wurde die Topographie unter dem Eisfeld der Allan Hills mit Radarmessungen untersucht. Dabei ergab es sich, dass hier eine der höchsten Konzentrationen von Meteoriten in der Antarktis vorlag. 180 außerirdische Objekte haben die Wissenschaftler bei diesen Arbeiten entdeckt.

Sonderbedingungen in der Antarktis

Meteoriten sind im Eis leichter zu erkennen als auf den bewachsenen Böden der anderen Kontinente. Dazu kommt, dass es durch spezielle Eisbewegungen an einigen Stellen zu Meteoritenanreicherungen kommt.

Wenn fließendes Eis ein Hindernis überwinden muss, dann bilden sich oft Blaueisfelder. Das geschieht, weil dichtes Eis aus der Tiefe an die Oberfläche transportiert wird. Im antarktischen Sommer dampfen dann bei starker Sonneneinstrahlung wenige Zentimeter von der Eisoberfläche ab. Die Physiker sprechen von Sublimation. An den Stellen, wo das Eis langsam fließt, bilden sich Eisdepressionen. Denn der Masseverlust kann nicht schnell genug durch zufließendes Eis ausgeglichen werde. In diesen Eisdepressionen sammeln sich über Jahrzehntausende Meteoriten. Das ist eine Meteoritenfalle.

Die Meteoritenfundstellen in der Antarktis liegen überwiegend in Höhen zwischen 2000 m und 2400 m über dem Meeresspiegel. Ab dieser Höhe ist das Eis kalt genug, um ein Einsinken von aufliegendem Gestein zu verhindern. Ist das Eis wärmer, dann absorbieren dunkle Gesteine so viel Wärme, dass sie sich einen Schmelzkanal schaffen und in das Eis einsinken. Aber nicht mehr bei -30°C kaltem Eis, das sich ab ca. 2000 m Höhe in der Antarktis findet. Und dann können Meteoritenfallen, in denen Meteoriten mit terrestrischen Altern von mehreren 10 000 Jahren gefangen sind, nur dann existieren, wenn sich die Bewegungen des Eises über die Jahrzehntausende nur wenig geändert haben.

Die neue Expedition

Diese Erkenntnisse und theoretischen Ansätze zu Meteoritenfallen führten bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zu der Hypothese, dass eine erhöhte Meteoritenkonzentration auf einem Eisfeld in Queen-Maud-Land zu vermuten ist.

Mit der Expedition QueenMET wurde diese Region Ende 2007 zur Kartierung aufgesucht. Bereits am ersten Arbeitstag des Expeditionsteams kam der erste Meteorit ans Tageslicht. Weitere Untersuchungen werden klären, welche terrestrischen Alter die gefunden Meteoriten haben. Diese Daten und weitere Arbeitsergebnisse fließen in ein glaziologisches Gesamtmodell ein. Mit dem sollen die Schwankungen des Eisstandes in der Region über lange Zeiten beschrieben werden, die sich durch den Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten einstellten.

Expeditionslogistik

Die Antarktis war früher nur per Schiff oder mit Flugzeugen des US-amerikanischen Antarktisprogramms erreichbar. Seit 2002 existiert ein Weg von Kapstadt. Die Organisation DROMLAN (Dronning Maud Land Air Network) führt Flüge zur Landebahn Novo Runway bei der russischen Station Novolazarevskaya in Dronning-Maud-Land durch. Diese Piste ist der Knotenpunkt für Fracht und Passagiere. Eine Kombiversion der Ilyushin 76TD für Fracht und Passagiere ist auf der Strecke von Kapstadt in die Antarktis im Einsatz. Der Weitertransport zu den anderen Stationen oder zu den Expeditionen erfolgt mit kleineren Maschinen. Darunter ist auch die Polar 5 des Alfred-Wegener-Instituts.

Die Expedition QueenMET der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat mit Unterstützung durch das Alfred-Wegener-Institut die Verbindung via Kapstadt genutzt. Am 15. November 2007 starte die Expedition in Kapstadt. Am 18. November 2007 wurde das gesamte Expeditionsteam von Novolazarevskaya aus mit der Polar 5 in das Einsatzgebiet auf dem Polarplateau geflogen. Hier entstand das Camp aus drei Scott-Zelten in Pyramidenform, deren Eingang ein schneesicher verschließbarer Tunnel ist. Skidoos transportierten hier draußen Material und Menschen, die allerdings oft zu Fuß ihren Einsatzort ansteuerten. Insgesamt wurden während der Expedition QueenMET rund 150 km2 kartiert. Am 22. Dezember 2007 wurden die Expeditionsmitglieder aus der Eiswüste abgeholt. Der Rückflug nach Kapstadt starte bei der norwegischen Station Troll am 6. Januar 2008.

Das DROMLAN Netzwerk wird von einem Konsortium von 11 nationalen Antarktisprogrammen, die Forschungsstationen unterhalten oder dort Expeditionen durchführen, unterstützt. Von deutscher Seite aus koordiniert das Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung in Bremerhaven (AWI) die Aktivitäten innerhalb DROMLAN.

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