Parvoviren als neues Wundermittel gegen Krebs?

Im September 2011 beginnt an der Uni Heidelberg ein Experiment mit Parvoviren. Bei Ratten konnte man Gehirntumore damit besiegen.

Kaum eine Krankheit ist für betroffene und angehörige Personen derart einschneidend wie ein Gehirntumor (Gliom). Egal, ob gut- oder bösartig, der Tumor kann in jedem Fall lebensbedrohlich sein. Egal, wie groß er ist und egal, wo im Hirn er sich befindet. Und hat er erst einmal eine gewisse Größe überschritten, so gibt es für die Patienten keine Heilung mehr – der Tod ist nahezu gewiss.

Neues, richtungsweisendes Experiment

Im September 2011 beginnt an der Neurologie der Universitätsklinik Heidelberg ein vielversprechendes Experiment. Ausgewählte Patienten mit einem rezidiven Glioblastom, welches zwingend operativ entfernbar sein muss, werden mit Parvoviren behandelt. Die Studie wird von der Firma Oryx gesponsert, die im Besitz der Parvoviren ist. Die H1-Parvoviren müssen erst in einem aufwendigen Verfahren hergestellt werden. Die Versuche mit Parvoviren dauern nunmehr schon mehrere Jahre an. Vor allem der gebürtige Lundener Oberarzt Dr. Karsten Geledneky hat sich eingehend mit dieser Behandlungsmethode befasst und Preise für seine Erkenntnisse erhalten.

Für andere Patienten als diejenigen der Studie ist das neue Modell jedoch noch nicht verfügbar. Bis die Parvovirenbehandlung massenkompatibel wird, dauert es wohl noch einige Zeit.

Sollte der Versuch bei Menschen ähnlich erfolgreich sein wie bei Ratten, wäre dies quasi ein Meilenstein in der Krebsforschung. Bei einigen behandelten Ratten mit Gehirntumor konnte in 2/3 der Fälle erreicht werden, dass sich das Glioblastom vollständig zurückbildete.

Wie wichtig ein Erfolg bei dieser Erkrankung ist, zeigt die Praxis. Bei sehr vielen Patienten ist eine wirksame Therapie gar nicht möglich, da eine Chemotherapie nicht anschlägt und eine Strahlentherapie zu toxisch ist. Zudem zeigt auch die Strahlentherapie nur bei wenigen Patienten Wirkung. Das operative Entfernen von Gehirntumoren ist nur bis zu einer gewissen Tumorgröße möglich. Zudem kann ein Tumor so ungünstig liegen, dass man bei einer Operation wichtige Teile des Hirns irreparabel schädigt. Folglich sind Medizinern, Betroffenen und Angehörigen oft die Hände gebunden. Der Kampf gegen den Krebs bleibt eine der wichtigsten Missionen in der Medizin.

Fortschritte in der Krebsforschung

Dass es in der Krebsforschung vorangeht, zeigen viele Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Allein die Tatsache, dass Krebs nicht auf psychische Ursachen zurückzuführen ist, entlastet teilweise Patienten und Angehörige. So gibt es keine Krebspersönlichkeit, die aufgrund ihrer psychischen Situation geradezu dazu prädestiniert ist, an Krebs zu erkranken, weil sie z.B. dazu neigt, sich zu viele Sorgen zu machen oder aufopferungsvoll zu leben. Der mühsame Kampf geht somit voran.

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