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Abnehmen: Weniger Kalorien effektiver als schwitzen

Sport wird nicht unbedingt mit einer schlanken Linie belohnt, und wer abnehmen will, sollte einen Bergurlaub planen. Diät-News aus der Wissenschaft.

Wer viel Sport treibt, kann alles essen und nimmt dabei noch ab – lange Zeit galt intensive sportliche Betätigung als kalorientechnischer Freifahrtschein für die figurbewusste Frau, doch diese Illusion hat nun eine Studie zerstört, deren Ergebnisse in der Ausgabe des Journal of the American Medical Association vom 24. März 2010 veröffentlicht wurden. In einem Artikel mit der Überschrift „Physical Activity and Weight Gain Prevention“ [Körperliche Aktivität und die Vermeidung einer Gewichtszunahme] stellen I.M. Lee et al. einen Langzeitversuch vor, an dem zwischen 1992 und 2007 gut 34.000 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 54,2 Jahren teilnahmen. Untersucht werden sollte, inwiefern körperliche Anstrengung beim Abnehmen hilft bzw. einer Gewichtszunahme vorbeugt. Das Resultat: Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) bis 25 half Sport, eine Gewichtszunahme zu vermeiden – bei Frauen mit einem höheren BMI hingegen zeigte das Schwitzen keine Wirkung, sofern sie nicht gleichzeitig ihre Ernährung umstellten. Keine der beiden Gruppen schaffte es jedoch, allein mittels Sport abzunehmen.

Amerikanische Studie: Diäterfolg nur durch weniger Kalorien

Die Studie zeigt ganz klar, dass eine Gewichtsreduktion nur über die Ernährung zu erzielen ist und dass körperlicher Betätigung allenfalls eine unterstützende Funktion zukommt. Bei normaler, nicht kalorienreduzierter Ernährung konnten Frauen mit einem BMI von unter 25 ihr Gewicht zwar durch Training halten, doch eine Gewichtsabnahme erzielten sie nicht, ganz gleich, wie intensiv das Training ausfiel. Die Frauen dieser Kategorie trieben im Schnitt täglich eine Stunde moderat Sport und schafften es so immerhin, ohne eine Diät innerhalb von 13 Jahren maximal 2,3 Kilogramm zuzunehmen. Frauen mit einem BMI von über 25 erreichten dieses Ziel nicht. Bei beiden Gruppen zeigte sich, dass erst eine kalorienreduzierte Ernährung die gewünschte Gewichtsreduktion herbeiführen konnte.

Japanische Studie: Schlank durch Milchsäurebakterien

Dass die Ernährung auch aktiv (nicht nur durch Abwesenheit) zu einem Gewichtsverlust beitragen kann, haben japanische Forscher herausgefunden. Im Rahmen einer zwölfwöchigen Studie verabreichten sie 87 übergewichtigen Testpersonen mit einem durchschnittlichen BMI von 24,2 Milchsäurebakterien vom Typ Lactobacillus gasseri. Es handelte sich um einen randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindversuch, bei dem die eine Hälfte der Personen täglich 200 Gramm L. gasseri erhielt, die andere nicht. Das Fazit: Bei den Versuchsteilnehmern, die L. gasseri erhalten hatten, war das Bauchfett um 4,6 Prozent geschrumpft, das Unterhautfett um 3,3 Prozent, das Gesamtkörpergewicht um 1,4 Prozent und der Taillenumfang um 1,8 Prozent. Bei der Kontrollgruppe hingegen war keine nennenswerte Fettreduktion zu verzeichnen. Die Forscher sehen einen Zusammenhang zwischen der Gewichtsreduktion und dem positiven Effekt der Milchsäurebakterien auf die Darmflora. Gestützt wird dies durch eine bereits im Dezember 2006 im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlichte Studie, der zufolge die Mikrobenpopulation im Darm schlanker Menschen sich von der im Bauch Übergewichtiger unterscheidet. Dieser Unterschied glich sich aus, sobald die übergewichtigen Versuchspersonen abnahmen, was darauf hinweist, dass auch die mikrobielle Ebene eine Rolle bei der Gewichtsreduktion spielen könnte.

Französische Studie: Resveratrol kurbelt Stoffwechsel an

Die gesundheitsfördernde, eventuell gar lebensverlängernde Wirkung von Resveratrol, einem Antioxidant der Polyphenolgruppe, ist bereits durch zahlreiche Studien belegt worden. Nun haben französische Forscher erstmals in einem Versuch an Primaten nachgewiesen, dass der Stoff, der unter anderem in Weintrauben, Pflaumen und Erdnüssen zu finden ist, auch gewichtsreduzierende Eigenschaften besitzt. Die Gruppe von Wissenschaftlern um Fabienne Aujard vom Centre National de la Recherche Scientifique in Paris verabreichte sechs Mausmakis vier Wochen lang täglich mit der normalen Nahrung eine Dosis von 200 Milligramm Resveratrol pro Kilogramm Körpergewicht. Das Ergebnis: Die Makis nahmen durchschnittlich 13 Prozent weniger Nahrung zu sich, und ihr Stoffwechsel steigerte sich im Ruhezustand um 29 Prozent. Darin, dass Resveratrol offenbar sowohl den Appetit zügelt als auch gleichzeitig den Metabolismus anregt, sieht Aujard Potential für die Entwicklung neuer Adipositas-Therapien.

Deutsche Studie: Zum Abnehmen möglichst hoch hinaus

Bereits eine Woche auf der Zugspitze führt zu einem Gewichtsverlust von bis zu drei Pfund – diesen kuriosen Sachverhalt fanden Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität in München heraus. Bereits seit 1957 ist bekannt, dass Tiere in großer Höhe schneller Gewicht verlieren als in niedrigeren Gefilden, und die Münchner Wissenschaftler wollten prüfen, ob dieser Effekt auf den Menschen übertragbar sei. Dazu quartierten sie 20 stark übergewichtige Männer eine Woche lang auf der Zugspitze ein. Während dieser Woche konnten die Versuchspersonen so viel essen und trinken, wie sie wollten; allein körperliche Betätigung, die über einen gemütlichen Spaziergang hinausging, war ihnen verboten, um das Versuchsergebnis nicht zu verfälschen. Nach einer Woche hatten alle Männer im Schnitt drei Pfund Gewicht verloren. Messungen vor, während und nach dem Versuch ergaben, dass dies vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen war: Zum einen verspürten die Männer weniger Hunger, da ihr Leptinspiegel – Leptin ist das Sättigungshormon – während ihres Aufenthalts im Gebirge stark anstieg und sie somit täglich gut 700 Kalorien weniger zu sich nahmen als zuvor; zum anderen lief ihr Stoffwechsel auf Hochtouren, sodass sie mehr Kalorien als gewöhnlich verbrannten. Was aus der Studie allerdings nicht hervorging, war, ob es sich bei dem abgebauten Gewicht um Fett, Muskelmasse oder Wassereinlagerungen handelte. Der metabolische Effekt war längerfristig: Auch einen Monat nach dem Versuch wogen die Testpersonen durchschnittlich zwei Pfund weniger als vor dem Versuch.