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Binationale Beziehungen: Leben mit einem Moslem im Ausland

Seit „Nicht ohne meine Tochter“ weiß die Welt, dass bei Beziehungen zu Moslems Vorsicht geboten ist. Doch stimmt dies und wo liegen die Alltagsprobleme?

Die Palette der Vorurteile in der europäischen Welt gegenüber Moslems ist breit. Angefangen bei der Behauptung, alle Araber, insbesondere Moslems, seien intolerante Machos bis hin zur Meinung, dass diese von ihren Frauen verlangen, sich zu verschleiern und sie unterdrücken. Wen das Buch von Betty Mahmoudy nicht abgeschreckt hat, den verleiten Terroranschläge dazu, Moslems gegenüber voreingenommen zu sein. So ist auch die erste Reaktion gegenüber europäischen, christlichen Frauen, die eine Beziehung mit einem Moslem eingehen eher negativ. Zieht diese dann noch in ein arabisches Land, um mit ihrem Mann zusammenzuleben, wird nicht selten der Kopf geschüttelt.

Andere Länder, andere Sitten

Es ist sicherlich richtig, dass die Probleme in binationalen Beziehungen andere sind als bei Paaren mit gleicher Nationalität. Treffen unterschiedliche Kulturen und Religionen aufeinander, treten Unstimmigkeiten und Unverständnis in Situationen auf, die bei gleicher Nationalität, Religion und Kultur undenkbar wären. Eine Frau, die mit einem Moslem verheiratet ist und in einem islamischen Land lebt, wird mit anderen Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Regeln konfrontiert als in einem europäischen Land. Angefangen bei solchen bezüglich der Bekleidung bis hin zum Benehmen gegenüber anderen Menschen.

Andere Kleidung aus Respekt vor der Kultur

Fakt ist jedoch, dass als Ausländerin die Kultur des Landes respektiert werden sollte, in das man sich begibt. Nur wenige moslemische Männer verlangen von ihrer Ehefrau, dass diese zum Islam übertritt und sich verschleiert, da der Koran ausdrücklich die Ehe eines Moslems mit einer Christin erlaubt. Trotzdem wird ein den Werten des Landes entsprechendes Bekleiden erwartet, also bedeckte Schultern, Knie und wenig Dekolleté. Dies sollte auch im Interesse der Frau liegen, die hierdurch mehr Respekt und Anerkennung erfahren wird.

Vorurteile gegenüber Moslems bei der Rollenverteilung

Der Islam verlangt von Männern, über ihre Frauen zu bestimmen, jedoch in einem positiven Sinne, denn die Frau soll beschützt und versorgt werden. Auch das Austragen von Konflikten ist klar geregelt und sieht keinerlei Gewalt der Frau gegenüber vor. Für eine an Gleichberechtigung gewöhnte Europäerin erscheint dies im ersten Moment zwar schwierig umsetzbar, hat aber auch positive Seiten, solange der Mann diese Regelung ernst nimmt. Wenn die Frau die Rolle des Mannes in dem Bewusstsein akzeptiert, dass sie jederzeit die Möglichkeit hat, Entscheidungen abzulehnen und sich im Notfall zu trennen, stellt dies ein geringeres Problem dar als Viele erwarten.

Ursachen binationaler Beziehungsprobleme

Trotzdem ist das Leben in einem arabischen Land mit einem moslemischen Mann nicht immer einfach, weil aufgrund der fehlenden Kenntnisse über die andere Kultur und Religion oft Missverständnissen auftreten. Kleinigkeiten sind oft Ursache für große Probleme.

Was in einem europäischen Land selbstverständlich und gutes Benehmen ist, wird andernorts zum No-Go. Hier helfen nur viele Gespräche mit dem Partner. Und auch Kleinigkeiten, über die man gerade am Anfang einer Beziehung gerne hinwegsieht, sollten sofort angesprochen werden. Auch sollten Wünsche des Partners nicht sofort als Einschränkung gesehen werden, sondern als Ratschlag eines Einheimischen, der die Gegebenheiten kennt.Viele binationale Beziehungen scheitern nicht an einem großen Problem, sondern an vielen kleinen Missverständnissen.

Nicht zu vergessen ist ebenfalls die sprachliche Barriere, die in viele binationalen Beziehungen gegeben ist, denn in den meisten Fällen verständigen sich die Partner oder zumindest ein Teil in einer Sprache, die nicht die Muttersprache ist. Deshalb sollten Aussagen oder die Wortwahl auch unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, dass diese in einer fremden Sprache erfolgt.

Wer sich entschließt, eine binationale Beziehung mit einem Moslem in einem arabischen Land zu führen, wird sich mit Sicherheit mit vielen Problemen konfrontiert sehen, die in Europa nicht aufgetreten wären. Auf der anderen Seite steht jedoch das Erleben einer fremden und interessanten Kultur, viele neue Erfahrungen und die Chance auf eine glückliche Beziehung.