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Botox-Cremes: Faltenfrei ohne Injektion?

Botox-Cremes enthalten nicht das verschreibungspflichtige Medikament Botulinumtoxin, sondern das Botox-ähnliche Protein Argireline. Sie sind kein Ersatz für Injektionen. Cremes können niemals Injektionen ersetzen.

Auch wenn es falsch ist, von der „Generation Botox“ zu sprechen, so erfreuen sich Faltenbehandlungen mit Botulinumtoxin (Handelsname „Botox“) seit Jahren wachsender Beliebtheit. Deshalb war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Kosmetikindustrie diesen Trend aufgreift. Mit Slogans wie „faltenfrei ohne Injektion“ wird dem Käufer suggeriert, er käme auch ohne Spritze in den Genuss einer Botox-Behandlung. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) erklären, warum das schlichtweg nicht möglich ist.

Botulinumtoxin-Basics

Botulinumtoxin ist ein hochwirksames Medikament, das nur von Ärzten eingesetzt werden darf. Es ist nur wirksam, wenn es direkt injiziert wird. Botulinumtoxin hemmt den Überträgerstoff Acetylcholin für Nervenimpulse, die ihrerseits Muskelkontraktionen auslösen und Mimikfältchen verursachen. „Dieser Wirkmechanismus kann nicht bei Applikation auf die Haut, weder in Cremes noch bei direktem Beträufeln der Haut mit dem Medikament, entstehen“, erklärt Dr. med. Regina Wagner, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Vorstandsmitglied der DGÄPC.

Botox-Cremes ohne Botox

Als verschreibungspflichtiges Medikament darf Botulinumtoxin nicht in frei verkäuflichen Produkten eingesetzt werden. Was enthalten Botox-Cremes stattdessen? Dr. med. Michael Weidmann, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Allergologie, Phlebologie, Proktologie, Mitglied in der Deutschen Expertenkommission Botulinumtoxin und Partner des DGÄPC-Mitglieds Dr. med. Sven von Saldern, klärt auf. „Die Botox-Cremes enthalten nicht Botulinumtoxin, sondern den Wirkstoff Argireline. Dies ist ein Botox-ähnliches Protein, das ebenso wie Botox innerhalb der Nervenzelle an das Protein SNAP 25 bindet und somit ebenfalls die Ausschleusung von Acetylcholin verhindert. Das Original Botulinumtoxin A würde sich aus galenischen Gründen tatsächlich nicht in eine Creme einarbeiten lassen, da es hier zu einer Zerstörung der Substanz kommen würde.“ Argireline ist kein Medikament und wird deshalb als frei verkäufliche „Botox-Alternative“ eingesetzt.

Cremes und Spritzen sind zwei Paar Stiefel

Es ist ganz schön mutig, Faltenfreiheit ohne Injektion zu versprechen. Dr. Weidmann findet hier klare Worte: „Eine Creme kann natürlich niemals die Injektion ersetzen. Die Vorstellung der Wirksamkeit ist: Innerhalb der Dermis sollen kontraktive Substanzen, wie z.B. die Fibroblasten, entspannt werden. Das heißt, die Behandlung würde allenfalls einer so genannten intradermalen Botulinumtoxin-Behandlung entsprechen. Eine Wirksamkeit ist eigentlich nur im Bereich der Augen gegeben. Gegebenenfalls können hier Ergebnisse von Botulinumtoxin-Injektion verlängert werden. Es können also keine dynamischen Falten direkt behandelt werden, da hier ein Eindringen der Substanz bis zur Muskulatur nicht möglich ist. Wir versuchen mit Verfahren wie zum Beispiel der Mikroporation im Bereich der Kosmetik diese Substanzen tiefer einschleusen. Aber auch hier sind muskuläre Wirkungen im Prinzip ausgeschlossen, da entsprechend hohe Konzentrationen nicht erreicht werden können.

Moderate Effekte bei Knitterfältchen

Sind Botox-Cremes nun so etwas wie der Analogkäse der Kosmetik? In gewisser Weise wird durchaus Botulinumtoxin imitiert. Doch kompletter Käse sind Produkte dieser Kategorie nun auch wieder nicht. Dr. Weidmann hält sie prinzipiell schon für sinnvoll. „Ein mögliches Einsatzgebiet wären so genannte Knitterfältchen. Den Effekt selbst schätze ich jedoch nur als gering bis mäßig ein. Den Inhaltsstoff Hyaluronsäure in Cremes sehe ich persönlich jedoch noch wesentlich kritischer, da es sich hierbei um ein großes Molekül handelt, das in die Haut überhaupt nicht vernünftig eindringen kann und somit nur einen kurzen Wasser speichernden Effekt auslöst.“