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DDR-Motorsport im Zweirad-Museum Jürgenstorf

Große Sonderausstellung 2011 mit Sport- und Rennmaschinen aus DDR-Zeiten neben den Dauerexponaten an Motorrad-Oldtimern aus dem Osten zu sehen.

Nachdem die Sonderausstellung 2010 zur IFA RT 125 erfolgreich auslief, zeigt der Jürgenstorfer Oldtimerclub e. V. im Jahr 2011 den Motorsport des Ostens. Neben einigen in aufwendiger Foto-Recherche gestalteten Schautafeln zur Geschichte des Motocross in der DDR, insbesondere in der Region der Mecklenburgischen Seenplatte, sind etwa 15 zusätzliche Rennsport-Maschinen der Hersteller JAWA, Fa. ESO-Tschechoslowakei, VEB Motorradwerk Zschopau bzw. MZ Zschopau, VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl und Motorradwerk CZ Sportabteilung der Baujahre 1950 bis 1987 zu sehen. Die Motorsport-Sammlung an aufpolierten Liebhaberstücken trugen die Vereinsmitglieder im Zweirad-Museum im mecklenburgischen Jürgenstorf einmalig und nur für kurze Zeit zusammen.

Vier Sport-Motorrad-Oldtimer des Herstellers JAWA

Vier der 2011 ausgestellten Sonderexponate wurden von JAWA hergestellt. Darunter ist das erste eine JAWA 500 von 1987 mit 60 PS, das zweite eine JAWA 500 DT Speedway des Baujahrs 1985 mit 65 PS und 500 ccm, das dritte eine JAWA des Typs 892 Speedwaymaschine von 1980 mit 50 PS und 500 ccm Hubraum und das vierte eine JAWA des Typs 653 Enduro des Baujahrs 1987, 35 PS und 250 ccm Hubraum.

Die JAWA 500 DT Speedway befindet sich in den erfahrenen Händen eines Mitglieds des MC Bergring Teterow e.V. Frank Kunkel fuhr ab 1985 bis 2008 Motorradrennen. Die dritte JAWA 892 Speedway steuerte der später jeweils siebenfache Goldhelm- und Bergringpokal-Gewinner Dietmar Lieschke in den 1980er Jahren über die Pisten. Ab 1988 bis 2006 saß niemand Geringeres als der dreifache Deutsche Speedwaymeister Mirko Wolter auf dem Sattel der selbigen Speedwaymaschine. Die vierte JAWA fuhr mehrfach auf der wichtigsten Motorsportveranstaltung des Endurosports, den „Six days“ – eine Internationale Sechstagefahrt, bei der fremde Hilfe nicht erlaubt war und der Fahrer so alle während der Rennen anfallenden Mängel selbst reparieren musste.

Rennsport-Motorräder der Ostmarke „MZ“ des VEB Motorradwerk Zschopau

Bei der ältesten Rennmaschine des Baujahrs 1950 handelt es sich um eine Ifa RT 125 mit 9 PS. Weitere Moto-Cross-Oldtimer des VEB Motorradwerk Zschopau in der Sonderausstellung 2011 zum DDR-Motorrad-Rennsport sind eine MZ GT 500 von 1987 mit 45 PS, 370 ccm Hubraum und wassergekühltem Motor, eine MZ GE Kleinserie anno 1984 mit 34 PS und eine ETS-G-Enduro mit 23 PS und ebenfalls 250 ccm Hubraum des Baujahrs 1966. Auf MZ-Motorrädern gewann das Nationalteam der DDR erstmals 1963 und in den nächsten vier Jahren in Folge den Trophy der „Six days“. Der letzte Sieg der Internationalen Sechstagefahrt konnte 1987 errungen werden. Eine MZ trophy SPORT ist als Dauerexponat ausgestellt.

Fa. ESO aus Divisov in der damaligen Tschechoslowakei

Vor dem Emblem des Allgemeinen Deutschen Motorsportverbandes (ADMV) mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf schwarz-rot-goldenem Hintergrund befindet sich unter den Rennmaschinen die ESO des gleichnamigen tschechischen Herstellers, Baujahr 1965. Der Sand- und Grasbahnfahrer Jimmy Tessenow aus Malchin fuhr für den MC Mühlenring Gnoien zwischen 1970 und 1985 mit der 60 PS starken ESO, die einen Hubraum von 500 ccm besitzt, zahlreiche Rennen. Der heutige Eigentümer der Rennmaschine Georg Sandhof aus Salem restaurierte die Langbahnmaschine im Jahr 2010 zum Andenken an Jimmy.

Eine weitere ESO schmückt die Sonderausstellung im Museum des Jürgenstorfer-Oldtimerclub e.V. und zwar eine ESO 500, Baujahr 1958 mit 42 PS, die Straßenrennen in Schleiz, Ingolstadt, Schorlau und Schotten bestritt. Die tschechische Firma ESO baute ab 1949 Einzylinder á 500 ccm für den Speedway. Später übernahm JAWA das ESO-Werk in Divisov, wo noch heute JAWA-Speedway-Maschinen gebaut werden sollen.

Simson und CZ in der Sonderausstellung 2011 „Motorsport des Ostens“

Bei der Moto-Cross-Maschine des ehemaligen VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson in Suhl handelt es sich um eine AWO RS 250 mit einer Leistung von 22 PS, die 1957 montiert worden ist. Wie die ESO 500 lief sie auf Rennen in Schleiz, Ingolstadt, Schorlau und Schotten. Weiterhin in der Zweirad-Sonderausstellung 2011 anzuschauen, ist eine CZ des Typs 969, Baujahr 1969, 44 PS, Hubraum: 360 ccm. Der Hersteller, die Sportabteilung des Motorradwerks CZ produzierte die Rennmaschine in nur geringer Stückzahl, d.h. in Kleinserie. Auf einer solchen CZ wurde DDR-Moto-Cross-Fahrer Paul Friedrichs übrigens Weltmeister. Eine zweite so genannte New CZ „Falta Replica“ 250/400 für den Motocross entwarf Jaroslav Falta; auch sie steht 2011 im Zweirad-Museum im mecklenburgischen Jürgenstorf.

Warum steht eine Suzuki RM 250 ccm in der DDR-Moto-Cross-Ausstellung?

Warum auch ein 1983er-Modell der Suzuki RM 250 ccm in der Motorrad-Rennsport-Ausstellung 2011 vertreten ist, lässt sich mit Auflagen der DDR begründen. Die Cross-Maschine steht für die Entwicklung des Motorsports in der DDR in den 1980er Jahren. Es durften damals nur Motorgehäuse einer „sozialistischen Serienfertigung“, die nur luftgekühlte CZ-Motoren herstellte, eingesetzt werden. Also baute man das Motorrad entsprechend um, stattete es mit einer Wasserpumpe aus, glich die wassergekühlten Suzukizylinder an, verlängerte den Rahmen um 3 cm – damit der Motor schließlich ins Fahrgestell passte – und baute auch die hinteren Bremsanlagen komplett um. Mit der Suzuki RM 250 wurde in der Saison 1984 die Marke „Eigenbau“ geboren. Im DDR-Motorsport waren solche Bikes in der Klasse „Spezialtechnik“ startberechtigt. Gleich daneben ist der Eigenbau einer Geländesportmaschine der ehemaligen Lehrlinge im VEB Motorradwerk Zschopau für sportliche Betätigungen platziert. Sie besteht aus Kotflügel und Sitzbank aus der CSSR; der Motor ist der einer MZ RT 125 ccm, wie auch der Rahmen, der aber umgebaut wurde. Vergaser und Zylinder stammten von einem späteren MZ-Modell.

Adresse, Öffnungszeiten, Eintrittspreise

Das Zweiradmuseum mit etwa 100 Motorrad-Oldtimern aus über 40 Jahren DDR-Produktion in der Dauerausstellung und mit angegliederter Gaststätte und Zimmervermietung befindet sich im Hofweg 10 in 17153 Jürgenstorf zwischen Waren an der Müritz und der Reuterstadt Stavenhagen. Von Mai bis September macht das Zweiradmuseum in Jürgenstorf Mittwoch, Donnerstag und Freitag zwischen 13.00 und 17.00 Uhr und an den Wochenenden ab 12.00 bis 17.00 Uhr auf. In den Wintermonaten ist nur Mittwoch zwischen 14.00 und 17.00 Uhr und an den Wochenenden 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten können Besichtigungen vereinbart werden. Der Eintrittspreis beträgt 3,- € pro Person und ggf. 1,- € Fotografier-Gebühr.