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Der Pickel muss weg! Zwanghaftes Knibbeln

Emotionale Gefühle können von manchen Menschen nicht hervorgebracht werden, an dieser Stelle wird die Haut zerstört. Was genau sind hier Hintergründe?

In unserer Gesellschaft herrschen zahlreiche Selbstverletzende Verahltensweisen über hilflose Menschen. Die wohl bekanntesten sind das Nägelkauen (Onychophagie), sowie das Aufritzen der eigenen Haut. Hinzu kommen allerdings u.a. das Haare ausreißen (Trichotillomanie), zwanghaftes Kaufverhalten und Spielen, aber auch das krankhafte Stehlen (Kleptomanie). Diese gestörten Verhaltensweisen haben oft jahrelange, tiefsitzende Hintergründe, deren Durchführung aufgrund von Impulsen stattfinden und die Betroffenen häufig stark beschämen. Im Internet und wissenschaftlichen Büchern finden sich Hintergründe, Erscheinungsformen, aber auch Wirkungsweisen und Hilfestellungen. Im Folgenden werde ich auf die Dermatillomanie eingehen, ein noch eher unbekanntes Verhaltensmuster, welchem unentdeckt zahlreiche Menschengruppen angehören.

Was ist Dermatillomanie

Deramatillomanie beschreibt das krankhafte Knibbeln an Pickeln und Mittessern. Dazu gehört bewusstes, sowie unbewusstes Aufkratzen der Haut, das Offenhalten und Manipulieren von Wunden, wie auch Mückenstichen, Schürfwunden usw., aber auch das zeitaufwendige Inspizieren der Haut, nach feinsten Unreinheiten. Betroffene erzählen zudem von Hilfsmitteln, die sie für die scheinbar druckmindernde Behandlung der Haut benutzen, wie Pinzetten und Nadeln. Eingewachsene Haare werden herausgezogen, oder ebenfalls herausgekratzt und nur selten können diese Personen ihre Finger von der kaputten Haut lassen; sie tasten förmlich jede Stelle ihres Körpers ab, auf der Suche nach Störfaktoren, denen sie den Gar ausmachen wollen. Nach der Universität Münster gehört diese Form der Selbstzerstörung zu sogenannten Impulskontrollstörungen. Der Schaden, den sich Betroffene zufügen, entsteht somit durch Handlungen, die durch einen unwiderstehlichen Impuls ausgeführt werden; es handelt sich demzufolge um eine psychische Erkrankung.

Wann wird der Haut Schaden zugefügt

Jeder wird die Durchführung des Knibbelns kennen, denn nicht selten findet diese Krankheit ihren Ursprung in der Pubertät. Abweichend jedoch von der Norm, setzt die Behandlung nicht aus, nachdem die Haut der Reife entspringt. Die Weiterführung nach der Pubertät kann eben dann zwanghafte Ausmaße annehmen.

Betroffene schildern, dass sie zu Untersuchen beginnen, werden starke emotionale Gefühle ausgelöst. Während gesunde Menschen ihrer Wut, Verzweiflung und Unsicherheit, Trauer, oder dem Stress, dem sie ausgesetzt sind, anderweitig Ausdruck verleihen, findet der gestörte Mensch den Weg zum Spiegel. Statt zu weinen, wird eben dann geknibbelt. Für die meisten ist das Hervorbringen von Eiter, Talg und Wundwasser eine Erleichterung, ein Abbau von Stress. Probleme werden nicht bewusst behandelt, sondern nach Gewohnheit aus der Haut gedrückt. Aber auch Aggressionen gegen andere finden sich in der zerstörten Haut wieder, denn statt sich dieser Gefühle zu stellen, bzw. jemand anderem zu schaden, wird der eigenen Haut Schaden zugefügt.

Betroffene fühlen sich oft hilflos gegenüber ihren Gefühlen und finden keinen anderen Weg der Äußerung. Zudem spüren sie kaum den Schmerz, den sie sich beim Drücken zufügen und die Macht der Erleichterung führt sie somit auch beim nächsten Situationskonflikt vor.

Welche Stellen werden misshandelt

Fragt man nach spezifischen Stellen der Haut, an denen diese manipuliert und zerstört wird, ist die Antwort zumeist erschreckend. Neben dem Gesicht breitet sich die zwanghafte Handlung über den gesamten Körper aus; Ober- und Unterarme, die Beine und das Dekoltée werden zu beliebten Untersuchungsobjekten. Mädchen und Frauen behandeln so allerdings ebenso häufig die Brüste und den Genitalbereich, unabhängig vom Schmerz- oder Druckempfinden, der jeweiligen Stellen.

Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Derzeit befindet sich eine Untersuchung über diese Krankheit im Durchlauf, die Universität Münster suchte nach Betroffenen, die bereit waren, an einer Studie teil zu nehmen. Die Auswertung erfolgt voraussichtlich noch im Mai 2010. Schätzungen zufolge, weiß man aber schon heute, dass rund 80% der Leidtragenden dem weiblichen Geschlecht angehören.

Was sind Folgen einer Impulshandlung

Wie bei den meisten Zwängen und Süchten, so kann man sagen, gerät die geschädigte Person auch hier in einen Teufelskreis; zwar erfährt sie nach der Tat, gegen sich selbst, Erleichterung und eine Minderung des Drucks, von innen, wie von außen, doch hält diese Sicherheit nicht lange an. Dennoch wird der scheinbare Erfolg somit zur Gewohnheitshandlung und letztendlich zu einem Zwangsverhalten.

Nach der Behandlung folgt oftmals der Schock über die eigene Tat, die Enttäuschung über das eigene Verhalten und vor allem eine lähmende Scham, über die Zerstörung. Das Bild des Selbst rückt in den Hintergrund und Ausmaße des Drückens werden als enorme Fehler in der eigenen Person wahrgenommen.

Betroffen fühlen sich somit zusätzlich hilflos gegenüber sich selbst und können nicht fassen, was sie getan haben. Stunden werden dann damit zugebracht, diese Fehler und häufig tiefen Wunden zu retuschieren, zu überdecken, oder gar durch die Kleidung zu verstecken. Nicht selten fallen dann Sätze, wie, „ich habe Halsschmerzen“, „mir stehen keine Röcke/ Kleider“, „es ist zu kalt“, oder „ich kann heute nicht vor die Tür gehen, es geht mir nicht besonders“.

Wo ist der Ausweg

Trotz zahlreicher Möglichkeiten, der gestörten Handlung entgegen zu treten, ist es für die meisten Betroffenen ein jahrelanges Versteckspiel. Aus Scham und vor allem Unkenntnis über den Ernst der Krankheit, wird sie nicht ausgesprochen. Neben dem Verdeckt Halten der deutlich sichtbaren Schäden, ist den meisten unklar, wie tiefgreifend die Probleme ihres Verhaltens sitzen.

Steht erst einmal die Erkenntnis, sollte der Gang zu einer Beratungsstelle, oder einem thematisch erfahrenen Psychologen nicht angezweifelt werden. Mit ihm/ ihr können Mittel und Wege gefunden werden, angestauten Gefühlen anderweitig Ausdruck zu verleihen. Eine Therapie kann zwar Jahre in Anspruch nehmen, aber ohne sie, kann die Krankheit ebenfalls jahrelang unentdeckt und unbehandelt ihren Fortgang finden.

Wichtig ist, den eigenen Gefühlen Eintritt in das Leben zu gewähren, sie nicht abzuwehren, sondern als Bestandteil der eigenen Person anzuerkennen. Zu akzeptieren, dass man nicht perfekt sein muss, um geliebt und erkannt zu werden, ist sodann der zweite Schritt in Richtung Besserung!