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Faktoren in der Entstehungsgeschichte von Essstörungen

Ein niedriges Selbstwertgefühl, Drang zum Perfektionismus und das Geschlecht spielen in der Entstehung von Essstörungen eine wesentliche Rolle.

Manche Persönlichkeitseigenschaften und individuelle Merkmale werden neben gesellschaftlichen und biologischen Ursachen als Faktoren in der Entstehung von Essstörungen betrachtet. Perfektionismus, das Geschlecht und ein niedriges Selbstwertgefühl werden als essentiell angesehen.

Niedriges Selbstwertgefühl

Bei bulimischen und anorektischen Menschen ist sehr oft ein niedriges Gefühl des Selbstwerts zu finden. Dieses Gefühl, nicht zu genügen und nichts wert zu sein, reicht oft bis in die Kindheit zurück und wurde von den Betroffenen stark verinnerlicht. Diese innere Unsicherheit versuchen die betroffenen Frauen und Männer nun durch ihren Körper beziehungsweise ihre Figur zu verbergen, indem sie den Erwartungen und Vorstellungen anderer, vor allem auch den gesellschaftlichen Ansichten eines „perfekten“ Körpers, entsprechen wollen. Ein niedriges Selbstwertgefühl zeigt sich schließlich auch in der Annahme, es allen recht machen zu müssen. Die an einer Essstörung erkrankten Menschen haben demzufolge das Gefühl, die eigenen Einstellungen, Gedanken und Emotionen nicht zeigen zu dürfen, da sie sonst von anderen Personen abgewertet würden. Aus diesem Denkschema heraus resultiert in der Folge auch ein starker Hang zu Perfektionismus.

Perfektionismus und Leistungsorientierung bei Menschen mit Essstörungen

Häufig wird beobachtet, dass Menschen, die an einer Essstörung erkrankt sind, starke perfektionistische Denkweisen und eine hohe Leistungsorientierung zeigen. Von den Betroffenen wird oft geglaubt, dass Liebe und Zuneigung an Handlungen und Bedingungen geknüpft sind, und es Standards gibt, die sie „erarbeiten“ und halten müssen. Diese Annahme führt zu der Angst, bei Nicht-Erfüllung dieser Standards Ablehnung erfahren zu müssen. Diese Tatsache trägt also erheblich zu der Entwicklung des Anspruches, perfekt sein zu müssen, bei. Diese perfektionistischen Denkweisen begünstigen folglich auch einen starken Leistungsdruck, denn die Betroffenen glauben ja nur dadurch etwas wert zu sein, indem sie perfekt sind und dementsprechend auch Leistung erbringen müssen. Der Perfektionismus zeigt sich sowohl in ausgezeichneten schulischen und beruflichen Erfolgen, in Sauberkeits- und Ordnungsdrang, als auch im Versuch, einen „perfekten“ Körper haben zu wollen. Die Betroffenen finden dabei oft keinen Mittelweg, sondern übernehmen ein rigides Schwarz-Weiß Denken, was in nahezu allen Bereichen des Lebens wiederzufinden ist. Es wirkt sich vor allem auch auf das Ess- und Diätverhalten aus, was zu strengen Ge- und Verboten und strikten Verhaltensweisen bezüglich der Ernährung führt.

Frauen als Hauptrisikogruppe

Essstörungen sind vor allem bei Frauen zu finden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum das Risiko, an einer Essstörung zu erkranken, bei Frauen und Mädchen größer ist als bei Männern. Das ist mit der Tatsache korreliert, dass Diäten, welche in der Entstehung von Essstörungen von großer Bedeutung sind, unter Frauen sehr viel verbreiteter sind und der Schlankheitsdruck der Gesellschaft und der Medien vor allem auf den Frauen lastet. Frauen definieren sich vielmehr über ihr Äußeres als Männer. Wenn sich Mädchen in ihrer Jugend nicht sicher sind, wer sie sind und sie noch wenig Identitätsgefühl haben, kann es leicht passieren, dass sie sich auf ihren Körper konzentrieren, weil sie glauben, mit einem bestimmten Erscheinungsbild Wertschätzung von anderen entgegengebracht zu bekommen.