Ferrum phosphoricum D12 – Schüßler Salz Nr. 3

Hilft Eisenphosphat gegen Fieber, Kopfschmerzen und Halsschmerzen? Der Wirkstoff von „Ferrum phosphoricum“ ist Eisenphosphat: ein Lebensmittelzusatzstoff. Eine Wirkung gegen Fieber, Heiserkeit und Ohrschmerzen bei Kindern ist fraglich.

„Mit diesen Ergebnis waren Laue und Himmler höchst unzufrieden. Sie bemängelten die Ungenauigkeit der Versuchsanordnung und die Inkompetenz der verantwortlichen Ärzte“, stellt eine Dokumentation der Dachauer Prozesse fest: Reichsführer-SS Heinrich Luitpold Himmler war als Anhänger der Homöopathie unzufrieden, da Schüßler Salze gegenüber Sulfonamid-Antibiotikas bei eitrigen Infektionen keine Wirkung zeigten, auch nicht bei weiteren Versuchen mit „38 polnischen, einem tschechischen und einem holländischen Geistlichen“ aus dem „Priesterblock“ im KZ Dachau. „Ferrum phosphoricum, Silicae, Fluorcalium verabreiche ich in der 12. Verreibung“, schreibt der Arzt Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (1821 bis 1898) in seinem Buch „Eine abgekürzte Therapie“. Ferrum phoshphoricum wurde in Dachau im Jahre 1942 in den Potenzen D6 und D12 verabreicht, nur in der Potenz D6 auch Kalium phoshphoricum, Magnesium phoshphoricum und Silicea.

Wogegen soll Schüßler Salz Nr. 3 „Ferrum phosphoricum“ wirken?

Nach dem Artikel „Der Kick fürs Immunsystem“ in einer Fortbildungszeitschrift für pharmazeutische Angestellte soll Ferrum phosphoricum D 12 zum Beispiel bei Kindern gegen Fieber (bis 38,8 °C), Halsschmerzen, Heiserkeit und Ohrschmerzen helfen. Eine Apothekerin empfiehlt im Fortbildungs-Artikel „Lebenslust“ in „Die PTA in der Apotheke“ für Frauen in den Wechseljahren Ferrum phosphoricum gegen Energiemangel, Erschöpfung und Kopfschmerzen. Was ist also das „direct“ wirkende „Ferrum phosphoricum“, welches Fieber bei Kindern und Kopfschmerzen bei Frauen in den Wechseljahren heilen soll?

Schüßler Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum ist Eisenphosphat

Eisenphosphat ist als Phosphat ein Salz der Phosphorsäure (Lebensmittelzusatzstoff E 338). Eisen-(II)-phosphat darf nach dem Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vom 29. Januar 2009 zum Beispiel bei Nahrungsergänzungsmitteln bis zu 17 Milligramm pro Tagesration Eisen zugesetzt werden. Andere Phosphate und Lebensmittelzusatzstoffe sind die Schüßler-Salze „Calcium phosphoricum“ (E 341), „Kalium phosphoricum“ (E 340) und „Magnesium phosphoricum“ (E 343). Schüßler-Salze werden als homöopathische Arzneimittel im Sinne des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) vertrieben und dürfen nach dem vereinfachten Genehmigungsverfahren der „Registrierung“ in Verkehr gebracht werden. Sie benötigen keinen Wirksamkeitsnachweis. Wirkt das Schüßler-Salz Ferrum phosphoricum?

Schüßler Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum: Wirkstoff Eisen

Eisen ist als so genannte prosthetische Wirk-Gruppe ein wichtiger Bestandteil zahlreicher Hämproteine wie Cytochrom, Hämoglobin und Myoglobin. Gesunde Menschen tragen etwa 3 bis 5 Gramm Eisen im Körper mit sich herum. Nach der Nationalen Verzehrsstudie nehmen Frauen täglich etwa 12 Milligramm und Männer täglich etwa 14 Milligramm Eisen mit den Lebensmitteln auf, hauptsächlich mit dem Brot (siehe Grafik). In der „6. Decimalverreibung“ liegen in einer Schüßler-Salz-Tablette 0,00025 Milligramm Ferrum phosphoricum vor. Schüßler möchte Störungen des menschlichen Organismus „direct“ ausgleichen und verreibt Ferrum phosphoricum bis zur „12. Verreibung“. Damit stehen 12 bis 14 Milligramm täglicher Eisenaufnahme 0,00000000025 Milligramm direkt wirkendes Ferrum phosphoricum gegenüber. 10 Milligramm Eisenphosphat entspricht der Wirkstoff-Menge von 4 Milliarden Schüßler-Salztabletten „Ferrum phosphoricum“ D 12.

Schüßler Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum: Wirkstoff Phosphat

Phosphor ist für den Menschen ein essentieller Mineralstoff und als Phosphat einer der am weitesten verbreiteten Nährstoffe überhaupt: Phosphorreich sind proteinreiche Lebensmittel wie Milch, Fisch, Fleisch und Eier. Ein Erwachsener trägt etwa 600 bis 700 Gramm Phosphor mit sich herum und nimmt nach der EFSA in Europa täglich als Frau 1.000 bis 1.600 Milligramm Phosphor zu sich, als Mann 1.700 bis 2.600 Milligramm. Physiologisch unklar bleibt, wie hier 0,00000000025 Milligramm Schüßler-Salz Ferrum phosphoricum „direct“ wirken sollen, der Nutzen der „abgekürzten Therapie“ mit Schüßler Salzen ist nicht belegt. So stellte auch die Stiftung Warentest im Buch „Die Andere Medizin“ fest: „Biochemie nach Schüßler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.“

Heilen Schüßler Salze wie Ferrum phosphoricum durch den Placebo-Effekt?

„Voraussetzung für die Akzeptanz jeglicher Therapiemethode ist ein naturwissenschaftlich nachvollziehbares Erklärungsmodell für ihre Wirkweise. Dies existiert jedoch für die Homöopathie bisher nicht“, schreibt Prof. Dr. Claudia M. Witt im Jahr 2006 in Ihrer Habitilitationsschrift. Frau Prof. Dr. Witt hat seit kurzem die Stiftungsprofessur für Komplementärmedizin der „Karl und Veronica Carstens-Stiftung“ an der Charité in Berlin inne und forscht nun an den nachvollziehbaren Beweisen. Bisher wird den komplementärmedizinischen Therapien oft nur ein Placebo-Effekt nachgesagt. Unter einem Placebo-Effekt versteht man die Wirkung eines Scheinpräparates, welches in einer klinischen Studie gegenüber dem zu testenden Präparat eingesetzt wird. Ein bekanntes Beispiel ist die klinische GAIT-Studie mit Chondroitin und Glucosamin bei Arthrose-Schmerz. Das Scheinpräparat wirkte genauso gut wie die beiden unwirksamen Chondroprotektiva. Über der Hälfte aller Patienten ging es mit dem Scheinpräparat besser!

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