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Häusliche Gewalt während der Schwangerschaft

Mehr als jede vierte Frau wird ein- oder mehrmals Opfer von häuslicher Gewalt. Oft sogar während der Schwangerschaft, was gravierende Folgen haben kann.

Allgemein bekannt ist, dass Frauen während der Schwangerschaft einer besonders liebevollen Behandlung bedürfen. Sie sollten sich so gut wie möglich Schonen und Stress und Anstrengungen weitgehend vermeiden. Umso erschreckender ist es daher, dass gerade in dieser Zeit, wo sie spezieller Fürsorge bedürfen, das Risiko Opfer von häuslicher Gewalt zu werden besonders hoch ist. Rund 23,5% aller Frauen (wobei die Dunkelziffer noch weit höher liegen dürfte) werden im Laufe ihres Lebens ein- oder mehrmals Opfer von häuslicher Gewalt. Viele davon sogar während der Schwangerschaft, was nicht nur für die Frau selbst, sondern auch für das ungeborene Kind schwerwiegende Folgen haben kann.

Häufiger Beginn der Gewalt während der Schwangerschaft

Obwohl das Thema bislang nur wenig Beachtung fand, zeigen doch internationale Studien einen Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt, sei es körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt, und der Schwangerschaft. Der Hang zu Gewalttaten ist bei den Tätern allerdings bereits vorher vorhanden. Der zusätzliche Druck, welcher vom ungeborenen Kind ausgeht, lässt diesen jedoch eher hervortreten, als im normalen Alltag.

So tritt häusliche Gewalt je nach Studie zwischen 5,8% und 20,1% zum ersten Mal im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft auf. Wer allerdings einmal Handgreiflich geworden ist, wird dies in den allermeisten fällen auch in Zukunft wieder, völlig unabhängig vom schwangeren oder nichtschwangeren Zustand der Partnerin.

Fehlgeburten, Risikogeburten und Gesundheitsprobleme

Häusliche Gewalt wirkt sich sowohl direkt, wie auch indirekt auf die schwangere Frau und ihr ungeborenes Kind aus. Sichtbare körperliche Verletzungen sind bloss eine der Folgen die auftreten können. Diese können unter ungünstigen Umständen zu Fehlgeburten, bis hin zu tödlichen Konsequenzen für die Betroffene selbst führen.

Oftmals sind die Verletzungen jedoch nicht von blossem Auge erkennbar, sondern psychischer Natur. So unterziehen sich etwa von Gewalt betroffene Frauen meist erst spät einer Schwangerschaftskontrolle, was ebenfalls Nachteile für sie und das Baby mit sich bringen kann. Bei weiter fortgeschrittenen Schwangerschaften kann häusliche Gewalt aber auch zu Verletzungen des Ungeborenen, vorzeitigen Wehen, Früh- und Totgeburten führen.

Die durch die Gewalt und der daraus resultierenden Angst, entstehende starke Belastung während der Schwangerschaft führt bei rund einem drittel der betroffenen Frauen auch zu einem schwierigen Schwangerschaftsverlauf. Vielfach kommt es hierbei zu Komplikationen während der Geburt, einer sogenannten Risikogeburt, Gesundheitsproblemen wie etwa einen Kreislaufzusammenbruch der Mutter und Untergewicht des Neugeborenen.

Weiter Folgen von häuslicher Gewalt

Die verschiedenen Formen von häuslicher Gewalt führen auch zu unterschiedlichen Folgen bei den Betroffenen. Allen gemeinsam ist jedoch das Demütigende und Verletzende. Das Selbstwertgefühl und Vertrauen wird zutiefst erschüttert.

Die der betroffenen Frau zugefügte Gewalt zieht oft weitere gesundheitliche, psychische, soziale und auch finanzielle Konsequenzen nach sich. Neben den direkten Verletzungen treten vielfach auch Leiden wie Migräne, Kreislaufproblemen und Atembeschwerden auf, welche einen psychischen Ursprung haben. Die seelischen Schäden sind oft gar schwerwiegender als die körperlichen. Als Spätfolge der erlebten Gewalt gelten Schüchternheit, Misstrauen, Panikattacken, niedriges Selbstwertgefühl und Depressionen, welche nicht selten zu Essstörungen und Suchtverhalten führen.

Auch das eigene Mutterbild kann dadurch getrübt werden, wenn die Schwangerschaft mit der Gewalteinwirkung verbunden ist und es der Frau nicht gelingt gedanklich diese Verbindung zu lösen. Dadurch verliert sie den Glauben in ihre Fähigkeit als Mutter und folglich die Kinder später auch den Respekt vor ihr.

Spätfolgen für die Kinder

Für die betroffenen Kinder kommen noch weitere Nachteile neben dem erhöhten Risiko gesundheitlicher Schäden durch die während der Schwangerschaft erlittene Gewalt, hinzu. Denn häufig beherrschen gewalttätige Väter auch das Haushaltseinkommen, welches sie grösstenteils für die eigenen Bedürfnisse ausgeben.

Erfolgt eine Trennung, kann sich die soziale Benachteilung ebenfalls verstärken, da die Mutter nun Alleinerziehend ist. Auch werden die Kinder immer wieder als Druckmittel gegen die geflüchtete Frau benutzt. So verlangt der gewalttätige Vater oftmals eine Geltendmachung des Umgangsrechts einzig um die geschützte Adresse von Mutter und Kind herauszufinden und droht zudem mit einer Kindesentführung oder verlangt den Sorgerechtsentzug, einzig um die betroffene Frau weiterhin zu beherrschen.