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Ist scharfes Sehen lernbar?

Augenoptikermeisterin betreibt ein Visualtrainingszentrum

Visualtraining heißt das von amerikanischen Augenärzten entwickelte Verfahren, das sehschwachen Augen scharfes Sehen beibringt.

Augenoptiker verkaufen Brillen und Kontaktlinsen in der Stärke, die der Augenarzt vorher bei den Patienten festgestellt hat. Denisé von Klitzing kann zumindest einigen ihrer Kunden eine Alternative anbieten, denn sie hat sich zur Funktionaloptometristin weitergebildet.

Das Phänomen hat einen Namen: Schulmyopie. Bis ihre Tochter in die Schule kam, hatte die Rostockerin davon noch nichts gehört, obwohl sie als Augenoptikermeisterin eigentlich Fachfrau für Sehprobleme ist. Jetzt wurde sie mit einer plötzlichen Kurzsichtigkeit ihres Kindes konfrontiert, die sie sich nicht erklären konnte. Denisé von Klitzing machte sich sachkundig und erfuhr, dass bei den veränderten Sehanforderungen in der Schule – konzentrierter Blick zur Tafel oder auf die Schrift in der Fibel – der äußere Augenmuskel sich zu sehr anspannt und das Auge anregt, schneller zu wachsen. „Eine Brille ist aber nur eine Krücke und bekämpft nicht die Ursache“, sagt von Klitzing.

Im Visualtrainingszentrum richtiges Sehen lernen

Die Funktionaloptometrie dagegen tut das, und ihr hat sich die Augenoptikermeisterin verschrieben. Durch permanente Weiterbildung, die Pflicht ist, weil der Abschluss als Funktionaloptometrist sonst wieder aberkannt wird, hat die 39-Jährige neben ihrem Kontaktlinseninstitut ein Visualtrainingszentrum aufgebaut. Sie bedauert, dass viele, vor allem ältere Augenärzte die in den USA entwickelte Augentrainingsmethode als Humbug abtun, obwohl sie damit spektakuläre Erfolge erzielt: „Visualtraining ist kein oberflächliches Bodybuilding für die Augen.“ Vielmehr stärke es das visuelle System, damit dessen Leistungsfähigkeit steigt.

Ihre Kunden kommen sogar aus Hamburg und Berlin, um sich von ihr und Augenoptikermeisterin Kathrin Horschke ein halbes Jahr lang alle 14 Tage eine Stunde behandeln zu lassen. Danach sind sie in der Regel soweit, dass sie das Training selbst fortsetzen können. „Das Ziel ist nicht, die Brille wegzutrainieren, sondern Symptome wie zum Beispiel Kopfschmerzen, die von einer Überanstrengung der Augen kommen können“, sagt von Klitzing. „Dass dabei die Dioptrien abnehmen, kann ein schöner Nebeneffekt sein.

Die größten Erfolge verbucht das Funktionaloptometristenteam bei Kindern, die etwa 70 Prozent der Klienten ausmachen. Ihnen könne man noch leichter beibringen, ihre Augen bewusst zu entspannen, weil sie bestimmte Sehangewohnheiten noch wegtrainieren können.

Krankenkasse trägt die Kosten nicht

Der Bedarf an Visualitätstraining ist groß, es gibt sogar eine Warteliste; und das, obwohl die Krankenkassen die Behandlung nicht bezahlen und auf die Kunden Kosten in Höhe von 800 bis 900 Euro zukommen. Gleichwohl überweisen immer mehr Augenärzte Patienten, bei denen eine neurologische Ursache für die rapide Augenverschlechterung ausgeschlossen werden kann, in ein Visualitätstrainingszentrum. Darüber freut sich Denisé von Klitzing, die in diesem Angebot keine Konkurrenz zu ihrem normalen Optikerbetrieb mit zwei weiteren Mitarbeiterinnen sieht. Schlimmer seien doch mit ihrer Brille unzufriedene Kunden, denen man nicht weiterhelfen kann.