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Katastrophenstudiengänge – Rescue Engeneering und Humanitäre Hilfe

Sie nennen sich „Rescue Engineering“, Sicherheitsmanagement, Gefahrenabwehr oder Humanitäre Hilfe: Studiengänge, die sich mit Katastrophen und ihrer Bewältigung befassen.

Das Atmen mit der Gummimaske im Gesicht und der Sauerstoffflasche auf dem Rücken klingt angestrengt. Lautes, doch gleichmäßiges Schnaufen ist zu hören. Für Jens Krause scheint die Übung ein Kinderspiel zu sein. Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich der 29jährige in der Freiwilligen Feuerwehr, hundertfach hat er in dieser Zeit die Schutzmaske aufgesetzt und Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt, kennt die Bedienung des Pressluftgerätes im Schlaf. “ Es gibt einen stetigen Überdruck in der Maske“, sagt er hinter der Plastikscheibe. „Und wenn jetzt eine Undichtigkeit herrscht, entweicht Luft nach außen, aber nicht nach innen.“

Berufswunsch Helfer

Dass er einmal zur Berufsfeuerwehr geht, ist Jens Krause bereits seit Jahren klar – etliche Semester Verfahrenstechnik hat er studiert, dann ist hat er sich in den neu eingerichteten Bachelor-Studiengang Rescue Engineering eingeschrieben. Das Angebot sei einfach berufsorientierter, sagt Jens Krause. Bereits während des Studiums wird zum Beispiel der Umgang mit der Feuerwehrtechnik geübt. Professor Jürgen Lorenz von der Hochschule für angewandte Wissenschaft in Hamburg erklärt: „Ich denke, dass die Attraktivität darin liegt, dass es ein sehr vielfältiger und von vorne herein interdiszilplinär angelegter Studiengang ist. Die Studierenden des Faches Rescue Engineering bekommen in technischen Bereichen qualifizierten Unterricht, für Sicherheitstechnik und Vorbeugung von Katastrophen, aber auch im Bereich der Psychologie und Soziologiewerden sie unterricht, im biologisch-medizinischen Sektor und auch in bei und rechtlichen Aspekten der Rettungsversorgung.“

Studium zur Rettungsingenieurin

Auch die 23jährige Anne Kathrin Fiedler will „Rettungsingenieurin“ werden. „Ich hatte vorher Jura studiert, um in Hilfsorganisationen Fuß zu fassen, habe dann aber festgestellt, das einzige, was ich mit diesem Studium hätte machen können, wäre im Personalrecht zu arbeiten.“ Das war aber nicht das, was sie wollte. Sie mag die praktische Arbeit, will Projekte leiten. „Dafür kam mir dieser Studiengang sehr gelegen“, sagt sie. Was sie an technischem Verständnis mitbringt? „Das angeborene“; sagt sie schmunzelt. Bei der Feuerwehr oder einer anderen Organisation war sie bislang nicht engagiert. Die Sauerstoff-Flasche legt Anne Kathrin Fiedler zum ersten Mal an – ihr Kommilitone hilft ihr dabei. „Merkst du, wie sich die Maske immer mehr ans Gesicht presst“, fragt er. „Das heißt die Maske ist dicht.“ Dann erklärt er weiter: „Mit der einen Seite hältst du die Atemschutzmaske fest und drückst das Gerät mit einem lauten Klacks ein.“ Anne Kathrin ist überrascht. „Wow“, entfährt es ihr unter der Maske.

Industrie sucht Absolventen

An dem Hamburger Studiengang beteiligen sich die Feuerwehr, Notärzte und Krankenhäuser. Ab dem zweiten Studienjahr stellen sie die Ausbilder für die Praxis, sie sind auch mögliche Arbeitgeber für die späteren Rescue-Enineere. Feuerwehr-Chefausbilder Jörg Schallhorn sieht die Arbeitsmarktchancen aber nicht nur auf Behörden und Organisationen beschränkt: „Die industrie ist ein großer Abnehmer von Bachelor-Studenten auf Rescue Engineering im Bereich Logistik, Medzintechnik, angewandte Wissenschaft.“

Führungskräfte für internationale Organisationen

Neben der Hamburger Hochschule haben mittlerweile ein knappes Dutzend andere Hochschulen ähnliche Studiengänge im Programm oder planen sie. Zum Beispiel die Fachhochschule Köln oder die Otto-von Guericke Universität in Magdeburg. Die meisten sind eher technikorientiert, andere bereiten stärker auf Management- und Organisationsaufgaben vor, dann aber als Masterstudiengang, zum Beispiel der Fernstudiengang an der Uni Bonn oder das einjährige Aufbaustudium „Humanitäre Hilfe“, dass die Uni Bochum mit sieben weiteren europäischen Hochschulen anbietet. Professor Jürgen Lorenz: „Auch die Katastrophen haben zugenommen, nicht nur Naturkatastrophen, auch durch Terror. auch das Management ist ein sensibler Punkt, die Ausbildung der leitenden Einsatzkräfte für die verschiedenen Aspekte von Rettung und das Katastrophenmanmagement.“

Mit dem Abschluß ins Ausland

Die Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaft bietet im letzten Jahr des Bachelor-Studiums Vertiefungsfächer an, zum Beispiel zu Auslandseinsätzen. Das ist das, was Anne Kathrin Fiedler später einmal machen möchte. „Das geht eine gewisse Attraktivität von der Feuerwehr aus. das kann man nicht bestreiten, aber mein Traum ist es später einmal Hilfsprojekte zu leiten oder im Katastrophenschutz zu arbeiten.“ Auch wenn sie später einmal Führungsaufgaben übernimmt und mit der Einsatztechnik gar nichts mehr zu tun haben wird, die Übungen findet sie trotzdem gut – vielleicht braucht sie das Sauerstoffgerät doch irgendwann…