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Morbus Reiter: Autoimmunerkrankung durch bakterielle Infektion

Morbus Reiter bezeichnet eine Entzündungskombination der Gelenke (Arthritis), Harnröhre (Urethritis) und der Bindehaut des Auges (Konjunktivitis).

Morbus Reiter ist eine Erkrankung, die an verschiedenen Stellen des Körpers insbesondere an Gelenken, Harnröhre und der Bindehaut des Auges auftritt. Vermutlich lösen Erreger eine Entzündungsreaktion des Immunsystems aus, die sich dann gegen körpereigenes Gewebe richtet.

Reiter-Syndrom, bakterieller Infekt, Autoimmunerkrankung

Morbus Reiter beschreibt eine Symptomkombination von Harnröhrenentzündung (Urethritis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis) und Gelenkentzündung (Arthritis). Der Erkrankung geht eine bakterielle Infektion voraus. Es wird vermutet, dass sich die gegen die Bakterien gerichtete Immunantwort nach erfolgreicher Infektbekämpfung gegen das körpereigene Gewebe (Autoimmunreaktion) im Bereich der Gelenke, Harnröhre und der Bindehaut richtet. In der Krankheitslehre wird diese Erkrankung in den Bereich der reaktiven Arthritis also der Autoimmunerkrankungen der Gelenke eingeordnet. Dies ist nicht ganz korrekt, weil wie bereits erwähnt, auch Harnröhre und die Bindehaut des Auges davon betroffen sind.

Magen-Darm- oder Harnwegsinfektion

Die typischen Symptome treten innerhalb weniger Tage nach einer fieberhaften Magen-Darm- oder Harnwegsinfektion auf. Fast immer sind asymmetrische Entzündungen mehrerer Gelenke (Arthritis) begleitet von Fieber vorhanden. Betroffen sind meistens Knie- und Sprunggelenke sowie das Iliosakralgelenk. Es können auch Finger- und Zehengelenke sowie der Ansatz von Sehnen und Muskeln betroffen sein. Daneben kommt es zu Bindehautentzündungen (Konjunktivitis) mit Lichtscheu und Augenbrennen. Des Weiteren treten Harnröhrenentzündungen (Urethritis) mit brennendem Schmerz beim Wasserlassen und evtl. Entzündungsausfluss auf. Diese Symptome werden auch als Reiter-Trias bezeichnet. Entzündungen weiterer Organe können ebenfalls auftreten.

Bakterieninfektion, Chlamydia trachomatis, Shigella, andere Bakterien

Es werden unterschiedliche Bakterien als Auslöser vermutet. Chlamydia trachomatis ist ein intrazellulär lebendes Bakterium, das sich von der Energie (ATP) der Zelle ernährt. Es ist u.a. Auslöser für eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis).

Das Bakterium Shigella z.B. dringt in das Darmgewebe ein und löst dort Entzündungen aus. Magen-Darm-Infektionen werden ebenfalls als Auslöser für Morbus Reiter angesehen.

Als weitere Bakterien, die Morbus Reiter auslösen, kommen Yersinia enterocolitica, Campylobacter fetus, Clostridium difficile und Mykoplasmen infrage.

Diagnose: Blutuntersuchung, Entzündungszeichen, Harnröhrenabstrich, Stuhlkultur

Meistens liegt ein asymmetrischer Befall weniger Gelenke vor. Bei Betroffenen tritt oft eine Veränderung der Haut- und Schleimhaut vor allem im Bereich der Eichel, Handinnenfläche und Fußsohlen auf. Bei einer Blutuntersuchung sind Zeichen einer akuten Entzündung wie erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) nachweisbar. Der Rheumafaktor ist negativ, das HLA-B27 (Humanes Leukozyten Antigen) sehr häufig (ca. 80%) positiv. In den meisten Fällen wird eine Erregeridentifikation (Bakterium) mit einem Harnröhrenabstrich oder durch das Anlegen einer Stuhlkultur vorgenommen.

Behandlung: Antibiotika, NSAR, Sulfasalazin, Entzündungsblocker

Bei noch bestehender bakterieller Infektion wird Antibiotika verabreicht. Bei entzündlichen Gelenkbeschwerden empfehlen sich zunächst Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) also eine Behandlung ohne kortisonähnliche Medikation. Bei ca. 50% der Betroffenen heilt die Erkrankung innerhalb eines Jahres, bei 20% treten Rückfälle auf und bei ca. einem Drittel stellt sich ein chronischer Krankheitsverlauf ein.

Bei chronischen Verläufen ändert sich die Medikation. Bei längeren rheumatischen Krankheitsverläufen kommt z.B. Sulfasalazin zur Anwendung. Es wirkt in der Regel nicht nur auf die Gelenkbeteiligung, sondern auch auf Morgensteifigkeit und verringerte Leistungsfähigkeit. Eine neue Perspektive in der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen hat sich durch die Entwicklung von TNF-alpha Blocker (Entzündungsblocker) wie Infliximab oder Etanercept ergeben.

Wie so oft gilt, je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden. Sobald sich spezifische Krankheitsanzeichen bemerkbar machen, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.