Auch der längst verstorbene Goethe stand Mucha seinerzeit zur Seite. Im Nachlass des Jugendstilkünstlers, Alfons Mucha, befanden sich Aufzeichnungen zu seinen Kontakten mit Verstorbenen, die ihm in zweifelhaften Fragen Hilfe boten.
Alfons Mucha, bekannt durch seine Arbeiten, mit denen er entscheidend den französischen Jugendstil um die Jahrhundertwende prägte, pflegte neben seinen künstlerischen Gesellschaften auch Freundschaften zu Wissenschaftlern. In seinem Nachlass befand sich folgende Notiz: „Die Wissenschaft kennt keine Grenzen. Dies passt heute zu keiner Wissenschaft besser als zu der okkulten Wissenschaft, die eigentlich nicht mehr okkult ist, weil die berufensten Hände sie in das strenge Licht eines rationalen Studiums stellen…“.
Die Freundschaft mit Astronom Camille Flammion
In der Nachbarschaft zu einem Diner geladen, begegnete Mucha dem Bibliothekar der Pariser Technischen Hochschule, Oberst de Rochas. Bei einem späteren Treffen, stellte dieser Mucha sein Medium vor. Von nun an kam zu wöchentlichen Treffen im Pariser Atelier Muchas, an denen auch der französische Astronom Camille Flammarion teilnahm, mit dem sich eine langjährige Freundschaft entwickelte. Später gesellten sich internationale Gäste aus Deutschland, England, Indien und Spanien hinzu. Selbst die gesamte Familie des spanischen Königs fand sich ein. Die Popularität des anerkannten Wissenschaftlers Flammarion wurde gleichgestellt mit Pasteur oder Victor Hugo. Flammion forschte nicht nur im Sternenraum, sondern wollte auch die Rätsel des Lebens nach dem Tod lüften, und gemeinsam mit Mucha diese neuen Erkenntnisse in allen Schichten verbreiten.
Das okkulte Laboratorium
Das Atelier wurde zum okkulten Laboratorium von Mucha, De Rochas und Flammion. Die ersten Versuche befassten sich damit, die in Gesten ausgedrückten Gefühle der unter Hypnose erzählenden Person zu fotografieren. Weiterführend studierte De Rochas die Beziehung zwischen Musik, die dem hypnotisierten Medium vorgespielt wurde, und dessen daraufhin sich äußernde Gestik. Fortan schlichen sich in Muchas Bilder extatische Posen und okkulte Symbole in seine Ornamente ein.
Er begann mit dem automatischen Schreiben, in das er von Flammion eingeweiht wurde. Mucha begann diese Praxis zu verfeinern und wandte sich mit Fragen, die meistens seiner eigenen Unsicherheit entsprangen, an seine verstorbenen Verwandten. Bezüglich seiner Zweifel des Lebens nach dem Tod, befragte er jeden, der ihm erschienenen Geister, um mit den Vergleich derer Antworten eine eigene zu finden.
Die Korrespondenz mit den Verstorbenen
In seinen Aufzeichnungen sind verschiedene Beschreibungen des Sterbevorgangs unterschiedlicher Personen zu finden, die den heute bekannten Beschreibungen von Todesnäheerfahrungen gleichen. Die Kontaktliste mit dem Jenseits erweitert sich. In dem Nachlass des automatischen Schreibens sind ausschließlich die Antworten der Verstorbenen enthalten, nicht aber Muchas Fragestellungen. Die Antworten seiner Verwandten sind in tschechischer Sprache geschrieben, die Schrift der übrigen Freunde und Bekannten in deren Muttersprache.
In seinen Aufzeichnungen befindet sich auch nachfolgende, in deutsch geschriebene Notiz: „Im Drängen und Wühlen, im Sommer und Winter steht der Mensch im Strome der Zeit. Ich grüße Dich aus ganzem Herzen. Dein Goethe“ Der gesamte Text dieser Aufzeichnung umfaßt eine genaue Beschreibung Goethes zum letzten Werk von Alfons Mucha, dem philosophischen Triptychon. Goethe starb 28 Jahre bevor Mucha geboren wurde.
Die Schriftformen der hinterlassenen Aufzeichnungen von Alfons Mucha sind so unterschiedlich, wie die darin enthaltenen Sprachen. Der Sohn, Jiri Mucha, suchte alte Briefe und Dokumente aller verstorbenen Kontaktpersonen, mit denen Alfons Mucha kommuniziert hat und vergleicht die vorhandenen Schriften. Sie stimmen alle mit den hinterlassenen automatischen Schriftstücken überein.