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    Categories: Technik

Onlinespiele, Sucht und Medienabhängigkeit

Immer mehr Kinder und Jugendliche flüchten sich in die Welt der Onlinespiele. Doch diese virtuellen Welten bergen auch Gefahren und Suchtpotenzial.

„Medienabhängigkeit ist die Abhängigkeit von Bildschirmmedien, Internet, Computerspielen, deren Ausufern zu gravierenden Problemen im privaten und im schulischen Bereich führt und zu einer Abhängigkeit von Suchtmitteln, ähnlich wie bei Alkohol.“ (Dr. Bert Theodorte Wildt in „Mitteldeutsche Zeitung“ vom 13. August 2010)

World of Warcraft und Co. – der Einstieg in die Onlinespielsucht

Wenn der Ex-Schauspieler Mr. T. im privaten Werbefernsehen über die Bildschirme flimmert und den Fernsehzuschauern etwas von Nachtelfirokesen erzählt, die ihre Gegner mit mysteriösen Nebelbomben zerstören, dann wissen die Computerspielefreaks, dass der gute Mann vom Onlinespiel „World of Warcraft“ spricht. Auch die Stuttgarter HipHop-Combo „Die Fantastischen Vier“ stellte sich schon als Werbepartner für ein kostenloses virtuelles Schnupperangebot für „World of Warcraft“ zur Verfügung.

In der virtuellen Spielewelt von „World of Warcraft“ begibt sich der Onlinespieler auf eine phantastische Reise durch die unendlichen Welten des Internets. In einer Welt voller Monster, Fabelwesen und Schätze aus purem Gold trifft er im Internet auf Millionen von Gleichgesinnten – auch auf Mr. T oder Thomas D. und Smudo von den Fantastischen Vier. Man schließt sich zusammen und bekämpft bösartige Monster oder man kämpft halt einfach gegeneinander.

Der Onlinespieler flieht in solchen Momenten in eine virtuelle Welt und lässt seinen realen Alltag mit all den verbundenen Problemen einfach außen vor. Es ist einfach so: Wer sich intensiv mit etwas beschäftigt, verliert etwas anderes schnell aus den Augen. Und so kommt es oft vor, dass Onlinespieler jegliches Zeitgefühl bei ihrer virtuellen Reise vergessen und stundenlang vor ihrem Computer verharren, ohne es selbst zu merken.

Die Abhängigkeit von Computer- und Onlinespielen ist noch nicht als Sucht oder Krankheit anerkannt

Auch wenn die Onlinespiele in ihrer Art ein großes Suchtpotenzial bieten, ist diese Art des virtuellen Treibens offiziell noch nicht als Sucht oder Krankheit anerkannt. Viele Medienexperten und Psychologen rechnen jedoch einheitlich damit, dass dies in absehbarer Zeit geschehen wird.

Ein Onlinespieler ist laut den Experten nicht gleich abhängig, weil er stundenlang vor dem Rechner sitzt und zockt. Vielmehr entsteht die Abhängigkeit dann, wenn der Spieler die Kontrolle über sich und sein Spielverhalten verliert und sich dieser Kontrollverlust negativ auf sein reales Leben auswirkt. Gravierend sind auch die körperlichen Folgen einer Abhängigkeit von Onlinespielen. Der Spieler schläft in der Regel viel weniger und leidet demzufolge unter Schlafstörungen. Sogar Suizidgedanken sind bei exzessiven Onlinespielern schon zu Tage getreten.

Für viele Onlinespieler ist es eine Flucht vor ihren realen Problemen und das Streben nach Anerkennung unter Gleichgesinnten

Einige Onlinespieler, vor allem Jugendlich, sind anfälliger für eine von Dr. Wildt eingangs beschriebene Medienabhängigkeit als andere. Diejenigen Spieler, die in der realen Welt ein sehr unsicheres Auftreten an den Tag legen oder impulsive Reaktionen zeigen, flüchten in virtuelle Phantasiewelten und leben dort ihren Traum aus. Hier sind sie ein anderer Mensch mit Macht, Kraft und Anerkennung. Auch Onlinespieler, die zum Beispiel schulische Probleme haben, sind besonders häufig von der Medienabhängigkeit betroffen. Von 14.300 abhängigen Onlinespielern der 15-Jährigen in Deutschland (7 Prozent) waren im Übrigen 1.300 Mädchen.

Dr. Wildt erkannte dazu in der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom 13. August 2010: „Die Abhängigkeit betrifft besonders junge Männer, die auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Erwachsenenleben Scheitern. Sie ziehen sich gekränkt und verängstigt in die virtuelle Welt zurück und spielen dort den Helden, den sie im wirklichen Leben nicht darstellen.“ Dadurch stellen Onlinespiele neben den Sozialen Netzwerken eine der größten Gruppen mit Gefahren im Internet dar, aber natürlich bereiten sie auch vielen Menschen ungetrübten Spielspaß.