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Reinigungsmittel und ihre Wirkung

Ist ein Abtöten von 99,9 % der Bakterien wirklich sinnvoll? In einer Reihe von Fernseh-Spots wird damit geworben, dass bestimmte Reinigungsmittel 99,9 % der Bakterien abtöten.

Hierzu zählen unter anderem die Produkte von Sagrotan, aber auch verschiedene WC-Reiniger wie etwa der von Domestos. Neben dem reinigenden und Kalk entfernenden Effekt wird jedoch insbesondere mit der Tatsache geworben, dass diese Putzmittel die behandelten Flächen nahezu keimfrei und steril machen.

Diverse Gesundheitsrisiken durch zu scharfe Reinigungsmittel

Abgesehen von einem unangenehm beißenden Geruch bei Öffnung der Flasche, der bei empfindlichen Personen wie etwa Allergikern oder Asthmatikern die Nasenschleimhäute und Atemwege reizen kann, haben Chemiker auch festgestellt, dass häufig schon durch relativ kurzen Hautkontakt, etwa beim regelmäßigen Eintauchen des Lappens in den Eimer, Hautreizungen mit Rötungen oder im ungünstigsten Fall sogar offene Stellen an den Innenflächen der Hände auftreten können. Durch die säurehaltige chemische Zusammensetzung, die Bakterien und Keime komplett unschädlich machen, sind derartige Reinigungsmittel nicht gerade als hautschonend zu betrachten. Insbesondere auf die empfindliche, oft durch den Juckreiz ohnehin viel gereiztere Haut von Neurodermitis-Patienten wirken sich scharfe Reinigungsmittel umso negativer aus.

Auf dem Etikett einer Flasche DOR ist hingegen sogar der Hinweis angebracht, dass es sich hierbei um einen hautschonenden Allzweckreiniger handelt, der genauso seinen Zweck erfüllt, ohne 99,9 % der Bakterien abzutöten. Durch regelmäßiges Putzen mit milderen Reinigungsmitteln (zum Beispiel von FROSCH) bleibt die Wohnung ebenso sauber, gleichzeitig gehen hiervon jedoch wesentlich weniger gesundheitliche Risiken aus.

Zu große Reinlichkeit kann auch schaden

Es ist selbstverständlich, dass eine Wohnung nicht total verdreckt und vermüllt sein sollte, weil in derartigen Fällen etwaigen Krankheitserregern tatsächlich Tür und Tor geöffnet ist. Zuviel Dreck ist jedoch genauso schädlich wie zuviel Reinlichkeit. Auch wenn jemand um Keimfreiheit und Sterilität in seinen eigenen vier Wänden bemüht ist, so kommt er jedoch außerhalb seiner Wohnung mit möglichen Krankheitserregern in Kontakt – am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln, an anderen öffentlichen Orten (zum Beispiel Kino, Gaststätte, Supermarkt oder Schwimmbad) et cetera.

Normalerweise bildet das Immunsystem Abwehrstoffe gegen bestimmte Erreger, nachdem der Mensch hiermit in Berührung gekommen ist, wobei nicht jede Infektion tatsächlich auch zum Krankheitsausbruch führt. Das Immunsystem kann jedoch erst Abwehrstoffe und Killerzellen bilden, wenn es mit diesen tatsächlich in Berührung kommt. In einer keimfreien Umgebung ist das Immunsystem jedoch in dieser Hinsicht schlichtweg unterfordert, so dass Personen, die häufig zu Reinigungsmitteln greifen, die 99,9 % aller Bakterien und Keime beseitigen, viel krankheitsanfälliger sind als Menschen, die die üblichen Reinigungsmittel verwenden. In den eigenen vier Wänden können etwaige Krankheitserreger mit der chemischen Keule ausradiert werden, aber in einer Umgebung, in der das nicht der Fall ist, kommen diese Personen mit Erregern in Berührung, auf die das Immunsystem aufgrund der keimfreien Wohnung gar nicht eingestellt ist.

Keine Schonung von empfindlichen Oberflächen

Bei Möbeln, die aus empfindlicheren Materialien wie etwa Naturholz bestehen, oder auch die üblichen Badezimmerausstattungen wie Duschkabinen/Badewannen und Waschbecken, wird mit der Zeit häufig die empfindliche Oberfläche durch zu scharfe, keimfrei machende Reinigungsmittel angegriffen.