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Schilddrüse und Kropf: Was muss ich tun?

Viele Menschen haben Probleme mit der Schilddrüse. Professor Dr. Christoph Eilles von der Uni-Klinik Regensburg ist ein Experte für diesen Bereich.

Früher sah man oft Menschen mit einer Geschwulst am Hals, dem so genannten Kropf. Der Kropf, lateinisch Struma, ist eine krankhaft vergrößerte Schilddrüse. In den meisten Fällen ist die Entwicklung eines Kropfs auf Jodmangel zurückzuführen. Selten ist eine entzündliche Erkrankung der Schilddrüse (Morbus Basedow, Hashimotothyreoditis) dafür verantwortlich. Der Kropf entsteht durch Jodmangel. Jod ist für die Bildung der Schilddrüsenhormone nötig. Diese Hormone werden im gesamten Organismus gebraucht. Wenn zu wenig Jod in der Nahrung vorhanden ist, wächst die Schilddrüse. Immer mehr Drüsenzellen entstehen. Diese produzieren vermehrt Hormone, um den Bedarf im Körper decken zu können.

100 000 Operationen wegen vergrößerter Schilddrüse

Der sichtbare Kropf ist heutzutage selten geworden. Nichtsdestotrotz werden in Deutschland jährlich 100 000 Schilddrüsenoperationen wegen einer vergrößerten Schilddrüse durchgeführt. Es gibt nämlich auch viele Menschen, deren Schilddrüse vergrößert ist, ohne dass dies mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Jeder Mensch sollte also darauf achten, dass er genug Jod zu sich nimmt, denn nur Jod kann dem Kropf vorbeugen. Professor Dr. Christoph Eilles von der Universitätsklinik Regensburg ist ein Experte auf dem Gebiet der Schilddrüse. Der Professor erklärt, dass Hirn, Herz, Nieren und Leber besonders viele Schilddrüsenhormone benötigen. Diese Hormone heißen Thyroxin und Trijodthyronin. Eine Erhebung in Deutschland in den Jahren 2001 bis 2002 und bei Menschen von 18 bis 65 Jahren ergab, dass bei 33 Prozent eine vergrößerte Schilddrüse und Knoten, die größer als 0,5 Zentimeter sind, festgestellt wurden. Mit dem Alter erhöht sich diese Zahl nochmals: zwischen 55 und 65 Jahren wiesen 52 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer einen pathologischen Befund bei der Untersuchung der Schilddrüse auf. Bei den 18-25jährigen waren es nur 12 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer.

Schilddrüse vorsorglich untersuchen lassen

Es ist daher sehr sinnvoll, sich die Schilddrüse präventiv untersuchen zu lassen. Professor Dr Eilles meint: „Habe ich einen Kropf? Wenn man schon dicke Knoten sieht, ja! Sofort zum Arzt! Wenn nicht – auch zum Arzt!“ Der Arzt wird zuerst mit Ultraschall untersuchen, denn dadurch kann man Knoten in der Schilddrüse erkennen, die Größe der Schilddrüse und den Lymphknotenstatus. Professor Eilles sagt jedoch, dass der Ultraschall allein nicht geeignet sei, „die Art der Knoten“ zu erkennen. Deshalb gibt es die Untersuchungsmöglichkeit mittels eines Szintigramms. Dabei wird die Schilddrüse mit Hilfe eins Kontrastmittels untersucht. “Nur die Szintigraphie kann die Funktion der Schilddrüse im Bild wiedergeben und über die Funktion von Knoten – heiß oder kalt – Auskunft geben!“ sagte der Professor.

Knoten in der Schilddrüse

„Schilddrüsenkrebs entsteht fast ausschließlich in ‚kalten‘ Knoten!“ erklärt der Experte. Mit einer Feinnadelbiopsie kann die Beschaffenheit eines Knotens untersucht und über eine eventuell notwendige Operation entschieden werden. Fast immer müsse beim raschen Wachstum eines Knotens im jugendlichen Alter (30 Jahre) operiert werden. Auch bei einem so genannten derben Knoten ist eine Operation nötig, es sei denn, es handelt sich eindeutig um Zysten. Professor Eilles sagt, dass eine „Knotenstruma“ auch medikamentös mit einer Kombination LT4-Jodid behandelt werden könne. Letztendlich müsse immer der Einzelfall abgewogen werden: Das Alter spielt eine Rolle und auch die Frage, ob der Verdacht auf ein Malignom besteht. Eine vergrößerte Schilddrüse ohne Knoten wird mit Jodid (eventuell kombiniert mit T4) behandelt. Auch hier kommt jedoch eine Operation in Frage, vor allem wenn der Kropf mechanische Probleme bei der Luftröhre oder beim Blutfluss verursacht oder wenn die betreffende Person keinen Eingriff will oder ein hohes OP-Risiko besteht. In diesem Falle kann man auf die Radiojodtherapie ausweichen. Bei jungen Menschen sei man jedoch mit dieser Behandlungsmethode wegen der Strahlenbelastung sehr zurückhaltend, sagt Professor Eilles.

Überfunktion und Unterfunktion

Die Schilddrüse kann durch Über- oder Unterfunktion große Probleme verursachen. Eine Überfunktion (verursacht durch eine Entzündung oder eine Autoimmunerkrankung) kann mit Medikamenten therapiert werden. So genannte „autonome Zellen“, die sozusagen ungeregelt Schilddrüsenhormone produzieren, können jedoch ebenfalls eine Überfunktion (Hyperthyreose) verursachen. Auch hier wird mit Medikamenten behandelt, bis eine normale Funktionslage erreicht wird. Bei der Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) werden die Symptome oft schlecht erkannt. Oft tritt die Hypothyreose erst im Alter auf. Die Symptome werden leicht als „Alterserscheinungen“ missverstanden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion müssen, so Professor Eilles, meistens lebenslang Schilddrüsenhormone eingenommen werden. Selten sind Entzündungen der Schilddrüse, wie Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoditis. Vor allem Frauen im 4. und 5. Lebensjahrzehnt sind hiervon betroffen. Manchmal erkranken Frauen auch nach einer Geburt an einer Schilddrüsenentzündung, die oft mit einer Postnatalen Depression verwechselt wird.

Informationen zum Thema Schilddrüse

Wie viel Jod braucht der Mensch?

  • Säuglinge bis 11. Monat 50-80 µg (Mikrogramm = 1 Millionstel Gramm)
  • Kinder 1 bis 9 Jahre 100-140 µg
  • Kinder ab 10 Jahre, Jugendliche und erwachsene 180-200 µg
  • Schwangere 230 µg
  • Stillende Mütter 260 µg

Empfehlung zur Jodversorgung

Verzehr von Meeresfisch, Milch und Milchprodukten, Verwendung von Jodsalz

Schilddrüsenkrebs

Jährlich zirka 4 bis 5 Neuerkrankungen pro 100 000 Menschen

90 Prozent überleben den Krebs mindestens zehn Jahre, die Heilungschancen sind sehr gut.

Nach der Anamnese (Knotenwachstum, Lymphknoten, Heiserkeit, Schmerzen, Schluckstörungen) schließen sich der klinische Tastbefund, die Sonographie, die Szintigrafie und die Zytologie an. Die genaue Bestimmung ist nur zytologisch (Beurteilung von Zellen) möglich.

Blutwerte sagen nichts aus über das Vorliegen eines Schilddrüsencarcinoms!

Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Nervosität, Reizbarkeit, Kropf, übermäßiges Schwitzen, innere Unruhe, feucht-warme Hände, leichtes Zittern, Haarausfall, Augendrücken(-brennen, -tränen), Herzklopfen, Bluthochdruck, Durchfall

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Spröde, struppige Haare, ausdrucksloses, müdes, gedunsenes Gesicht, niedriger Blut, verlangsamter Herzschlag, Verstopfung, Muskelschwäche, schlechte Konzentration, Gedächtnisprobleme, Depressionen, Müdigkeit, langsame, raue, tiefe Stimme, trockene, raue, kühle, blass-gelbliche Haut (pastös-teigig), Unfruchtbarkeit, schlechte Libido, Zyklusstörungen.