X

Schüler üben, wie man sich richtig bewirbt?

Lebenslauf, Anschreiben und Bewerbungstest. Schüler der Alten Landesschule (ALS) in Korbach schnupperten die Luft der Berufswelt und lernten, worauf es bei einer Bewerbung ankommt.

„Warum denken Sie, dass Sie für unser Unternehmen arbeiten sollten?“, fragt der Chef. „Nun ja, äh, ich weiß nicht so genau“, antwortet der Bewerber, nervös und aufgeregt. Damit solch eine sicherlich nicht förderliche Situation beim Bewerbungsgespräch gar nicht erst aufkommt, ist es wichtig, sich vorzubereiten. Im August bekamen die Schüler der elften Jahrgangsstufe an der Alten Landesschule (ALS) in Korbach deshalb eine erste Einweisung in die Materie rund um Bewerbungsgespräch und Wissenstest. Sieben Stunden lang lösten sie kreativ Aufgaben, beantworteten im gestellten Bewerbungsgespräch Fragen und brüteten über den Eignungstests. „Die Arbeitswelt hat sich verändert“, erklärt Jürgen Noebel den Sinn der Veranstaltung. „Wir wollen uns nicht komplett nach der Wirtschaft ausrichten, aber die Schüler auf die Berufswelt vorbereiten“, so der Koordinator für Berufs- und Studienorientierung an der ALS.

Vorbereitung auf die Arbeitswelt

Das Bewerbungstraining wurde zum zweiten Mal am Gymnasium durchgeführt. Die Mitorganisation übernahm Heike Hey vom Berufsbildungszentrum Korbach. In neun Gruppen klärten Referenten aus Unternehmen und Institutionen die 141 Schüler auf. Horst Figge zum Beispiel informierte zusammen mit seinem Kollegen Burkhardt Grieß die Schüler der 11a über Stolperfallen und Fettnäpfchen beim Bewerben. „Wir haben geübt, wie man sich am besten in Stresssituationen verhalten sollte. Beim Postkorbspiel ging es dann darum, mit viel Kreativität sieben Aufgaben zu lösen. Die Schüler haben das hier prima gemacht“, freute sich am Ende Grieß, Mitarbeiter im Kundenservice der örtlichen AOK. Auch Banken, Unternehmen aus der Region und Versicherungen nahmen an der Aktion teil. „Wir als Lehrer könnten diese Aufgabe gar nicht leisten“, freute sich Noebel über das Engagement der Referenten.

„Klar, die Unternehmen machen zwischen den Zeilen auch Werbung für sich. Aber im Vordergrund steht das Bewerbungstraining“, ist er überzeugt. Noebel sieht die Veranstaltung im Konzert mit weiteren Aktionen an der ALS, um die Schüler auf die Arbeitswelt im Allgemeinen und Bewerbungsgespräche im Speziellen vorzubereiten.

Was gibt es zu beachten?

Irgendwann kommt die Frage auf jeden Schüler zu: Was will ich mal werden? Und wie? Durch ein Studium? Oder lieber mit einer Ausbildung? Nach den Bewerbungsschreiben an die Unternehmen folgen oft die Einladungen zum Bewerbungsgespräch. Sicheres, adrettes, höfliches Auftreten sind hier Pflicht. Wer sich noch über das Unternehmen vorher informiert hat, ist gut vorbereitet. Doch neben den Gesprächen, die auch mal mit einem Essen verbunden sein können, stellen auch Wissens- und Logiktests die Bewerber auf die Probe: „Wann wurde die Bundesrepublik gegründet?“, „Wer war Alfred Nobel?“, „Wo liegt Melbourne?“, „In welchem Stil ist der Kölner Dom gebaut?“ oder „Was versteht man unter Ornithologie?“ sind nur einige der Fragen, die in solchen Situationen gestellt werden können. Wer dann noch den Unterschied zwischen konkaven und konvexen Linsen erklären kann oder korrekt ausrechnet, welcher Tag vorgestern war, wenn übermorgen der dritte Tag nach Montag ist, der hat gute Karten, in die engere Auswahl zu gelangen.

Rund die Hälfte der Schüler entscheidet sich für eine Ausbildung, also zunächst gegen ein Studium. Die Zeiten, in denen 90 Prozent der Absolventen direkt an die Universität gehen, sind demnach vorbei. Die Antworten zu den Fragen sind übrigens: im Jahr 1949, Preisstifter, Gotik, Vogelkunde, nach innen bzw. nach außen gewölbt, Sonntag. Bildunterschrift Rauchende Köpfe: Beim Wissens- und Logiktest galt es, möglichst viele Fragen richtig zu beantworten. Die Aufgaben sind so angelegt, dass die Schüler gar nicht alle Antworten abliefern können – für manche war das Stress pur.