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Warum werden Männer in Partnerschaften gewalttätig?

Schläge, Demütigungen, Vergewaltigungen – Gewalt in der Beziehung hat viele Gesichter. Doch die Gründe sind von Seiten des Täters meist sehr einfach.

Gewalt steht in einem engen Verhältnis zum Thema Macht. Egal, ob körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt – die Taten haben immer etwas mit Macht zu tun. Dem Täter geht es nicht primär um die Befriedigung eines Triebes, wie man es bei einer Vergewaltigung zum Beispiel annehmen könnte, sondern um das Erleben eines Machtgefühls. Als Hauptmotivation lässt sich meist zwischen zwei Richtungen entscheiden.

Gewalttat aus einem Überlegenheitsgefühl heraus

Hier glaubt der Täter an seine grundsätzliche Überlegenheit gegenüber anderen Menschen. Er hält sich für klüger, stärker, wertvoller – auch was seine Partnerin betrifft. Doch diese Überzeugung allein reicht ihm nicht aus. Nicht nur er, sondern auch andere sollen von seiner besonderen Machtstellung überzeugt werden. Erst dann fühlt der Täter unmittelbar, dass er so mächtig ist, dass er problemlos andere unterdrücken kann. Da solche Menschen aber nicht automatisch nach außen hin machtvoll wirken, indem sie zum Beispiel bestimmte gesellschaftliche oder berufliche Positionen begleiten, suchen sie nach Situationen, um ihr Überlegenheitsgefühl auszuleben. Der Otto-Normal-Bürger würde hierfür Worte oder Gesten nutzen. Gewalttäter hingegen wählen einen brachialen Weg, um sich selbst zu bestätigen: Sie schlagen, erniedrigen, vergwaltigen.

Gewalt, um Minderwertigkeitskomplexe zu verarbeiten

Diese Täter fühlen sich grundsätzlich alles andere als mächtig. Vielmehr erleben sie oft Situationen, in denen sie sich überfordert – machtlos – fühlen. Dieses Defizitgefühl ist für sie schwer auszuhalten, da es als existenzbedrohend erlebt wird, und sie versuchen, dieses zu vermeiden. Die Gewalttat dient dann dazu, die eigene Machtlosigkeit zu überspielen und sich selbst das Gefühl der Macht vorzuspielen. Im Rahmen häuslicher Gewalt erzählt der Täter häufg, dass die Frau selbst an den Schlägen Schuld sei, da sie ihn provoziert habe. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass diese angebliche Provokation in einer Situation entstand, in der sich der Täter überfordert fühlte. Er konnte auf einen Satz, eine Aussage, eine Geste nicht adäquat reagieren und fühlte sich deshalb machtlos. Um dieses Gefühl aber nicht zulassen zu müssen, wählte der Täter die Gewalt. Während der Tat verschwand nämlich das Gefühl der Machtlosigkeit und der Täter erlebte sich plötzlich als machtvoll.

Dies soll aber nicht bedeuten, dass der Auslöser für die Tat immer etwas mit einer Aktion des Opfers zu tun hat. Oft sind die Auslöser in anderen Bereichen zu finden. Zum Beispiel hat der Täter gerade einen Arbeitstag hinter sich, an dem er sich kontinuierlich überfordert und herabgewürdigt wurde. Mit diesen daraus resultierenden Gefühlen kann er nicht umgehen und sucht umsomehr nach einer persönlichen Bestätigung, die ihn vermeindlich aufwertet. Da genügt dann schon am Abend ein Blick der Partnerin, um das Fass überlaufen zu lassen.

Risikofaktoren für Gewalttaten

Neben dem Verhältnis zur Macht beim Täter, spielen zusätzlich noch andere Faktoren eine Rolle. Aus sozioökonomischer Sicht erhöht eine sozial schwierige Lebenslage beider Partner ebenso das Risioko von Gewalttaten wie eine höhere soziale Lebenssituation (Bildung, Einkommenshöhe etc.) der Partnerin. Auch Frauen der mittleren und älteren Generation, die sich beruflich und privat eigentlich sehr gut positioniert haben, erleben häufiger häusliche Gewalt.

Aber auch innerhalb der Paarbeziehung gibt es Tendenzen, die entsprechende Straftaten begünstigen können. Ist die Beziehung zum Beispiel von ungleichen Macht- und Rollenverteilungen bestimmt, erhöht sich das Risiko. Dies ist vor allem dann er Fall, wenn der Patner sehr dominat ist. Da jede Gewalttat auch das Überschreiten einer Grenze bedeutet, kann ein erhöhter (regelmäßiger) Alkoholgenuss des Partners zu Gewalttaten führen, da durch den Alkohol die Hemmung sinkt, die gesellschaftlich geltenden Grenzen zu überschreiten.