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Was ist die Genexpression?

Durch die Debatte um die ererbte Intelligenz ist die Frage nach dem Einfluss der Gene (wieder einmal) akut geworden.

Doch der übliche Glaube, dass Gene einfach so einen Einfluss auf den Körper und die Entwicklung haben, ist viel zu vereinfacht.

Die DNS und ihre lokale Schalter

Die menschliche DNS besteht aus 46 Chromosomen, jeweils einem Paar. Aus dieser DNS gewinnen die Zellen ihre Informationen über den Aufbau von Proteinen. Man kann sie also als eine Art „Bastelanleitung“ ansehen. Die Proteine wiederum steuern im menschlichen Körper so ziemlich alles.

Nun werden diese Bauanleitungen aus der DNS nicht einfach nur genutzt. Die Zellen informieren sich selbst darüber, welche Proteine sie brauchen. Dazu besitzen sie Informationsträger, die diesen Bedarf steuern, den Bau bestimmter Proteine erhöhen, senken oder sogar für eine Zeit ganz unterbinden.

Man findet also „lokale Schalter“ in jeder Zelle, die das Wirken der Gene steuern. Wie das im einzelnen aussieht, ist sehr unterschiedlich.

Die Wirkung der Umwelt

Statt davon auszugehen, dass Gene einfach nur wirken, gibt es ein Wechselspiel zwischen einer Zelle und ihren Genen, und genauso ein Wechselspiel zwischen einer Zelle und ihrer Umwelt. Die Umwelt einer Zelle besteht meist aus anderen Zellen. Und demnach verhält sich auch jede Zelle zunächst lokal zu den angrenzenden Zellen. Damit ergibt sich aber auch wieder eine nur lokale Wirkung im Zusammenspiel mit der DNA. Obwohl also das Erbgut in jeder Zelle vorliegt, ist diese Nutzung des Erbgutes von Zelle zu Zelle (vermutlich) verschieden.

Fasst man allerdings, wie man das auch manchmal liest, die Umwelt, die auf die Gene Einfluss nimmt, als die Umwelt des gesamten Menschen, übertreibt man auch wieder. Zunächst ist eben die Umwelt einer Zelle „nur“ ihre unmittelbare Nachbarschaft. Dass es indirekt auch einen Einfluss der gesamten Umwelt gibt, kann man vermuten. Nur nach dem Schema „gute Umwelt: gute Ausnutzung der Gene“/“schlechte Umwelt: schlechte Ausnutzung der Gene“ funktioniert es auch wieder nicht.

Die Genexpression ist plural

Von der Genexpression spricht man also, wenn die Umwelt (also zunächst die Zelle selbst) bestimmte Abschnitte von Genen „kontrolliert“ ausliest, bzw. dies unterbindet. Statt also von einer schlichten Vererbung auszugehen, muss man ein Wechselspiel zwischen Genen und Umwelt konstatieren, das je nach zellulärem Regelkreis sehr unterschiedlich verläuft. Die Genexpression ist plural. Sie verändert sich im Laufe des Menschenlebens genauso, wie durch veränderte Ernährungsgewohnheiten, veränderte Umwelteinflüsse, Krankheiten, usw. Eindeutigkeiten lassen sich hier nur sehr selten feststellen.

Die Gene und die Intelligenz

Die Intelligenz kann man, grob gesagt, als die Fähigkeit bezeichnen, mit der die Menschen sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Sie ist ein Werkzeug, das sich auch über den Umgang mit der Umwelt ausdrückt. Schon das macht es unwahrscheinlich, dass Intelligenz alleine von den Genen gesteuert ist.

Bedenkt man zudem, dass die Genexpression ein so umfassendes und vielfältiges Feld darstellt, wirkt eine monokausale Erklärung geradezu lächerlich, zumindest äußerst unintelligent.