Was macht eigentlich ein Buchhalter?

Die Buchhaltung erfordert viel Genauigkeit und präzises Arbeiten, wozu auch oft das stundenlange Suchen und Klären von Centdifferenzen gehört. Jeder ausgegebene Cent muss genauestens gezählt, dokumentiert und verbucht werden. Somit ist die Bezeichnung »Korinthenkacker« durchaus zutreffend für gute, genaue und präzise Buchhalter, die ihren Job verstanden haben. Dennoch kann ein in der Buchhaltung tätiger Arbeitnehmer sehr kollegial, verständnisvoll und teamfähig sein. Dies zeigt sich dann insbesondere in den durch enge Abschlusstermine bedingten Nacht- und Wochenendschichten, wenn die Buchhaltungsmitarbeiter gemeinsam mit gerauften Haaren Buchungen analysieren, Differenzen suchen, Salden vergleichen und sich bei den Abschlussarbeiten unterstützen. Zudem ist auch die Zusammenarbeit mit allen Bereichen des Unternehmens erforderlich, denn in der Buchhaltung laufen alle wirtschaftlich sowie finanziell relevanten Ströme zusammen.

Warum wird man Buchhalter

Da stellt sich dann die Frage, warum man solch einen Beruf mit absoluter Zahlengenauigkeit und periodisch notwendigen Überstunden wählt. Die Antwort der Buchhalter ist eindeutig: weil er spannend ist und den besten Überblick über das Unternehmen liefert. Im Rechnungswesen laufen alle Ausgangsrechnungen, Eingangsrechnungen, Lieferscheine, Zahlungen, Aufwendungen, Erträge, Personalzahlen, Inventarrechnungen, Kontendetails, Planungszahlen, erwartete Kosten oder Verluste im periodischen Vergleich zu Vorjahren oder Vormonaten zusammen. In der Buchhaltung erfährt man eben alles. In kleineren Unternehmen fällt zudem oft die Kostenrechnung an, die ergänzende Auskünfte über die wirtschaftliche Effektivität und Produktivität einzelner betrieblichen Bereiche und Kostenstellen gibt. So kann sich ein Buchhalter sehr schnell und intensiv mit dem arbeitgebenden Unternehmen identifizieren und zugehörig fühlen.

Zudem hat der Buchhalter durchaus Gestaltungsspielräume. Die Gesetze ermöglichen Bilanzgestaltungsmöglichkeiten, die der Buchhalter mit viel Kreativität ausüben und begründen muss. Zu berücksichtigen sind dabei nur die Zielsetzung und die mittelfristigen sowie langfristigen Planungen des Unternehmens, worüber der Buchhalter ebenfalls informiert werden sollte.

Spannend ist in jedem Falle das Ergebnis der periodischen Abschlüsse, die einen messbaren Überblick über den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens liefern.

Was kann zu den Tätigkeiten eines Buchhalters gehören

Ein Buchhalter arbeitet in den meisten Fällen in der Betriebs- oder Geschäftsbuchhaltung eines Unternehmens. Nahezu jede Firma, unabhängig von der Branche und der Größe, ist zur Erstellung einer Bilanz oder zumindest einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung verpflichtet. Kleinere Unternehmen und Betriebe geben die buchhalterischen Tätigkeiten manchmal teilweise oder vollständig an ein Buchführungsbüro oder eine Steuerberaterkanzlei ab. Die restlichen Firmen benötigen mindestens einen Buchhalter.

Dieser Mitarbeiter soll sämtliche Geschäftsvorfälle und Belege bearbeiten, auf rechnerische und sachliche Richtigkeit überprüfen, mit Kontonummern versehen und in das vorhandene Buchhaltungssystem eingeben. Dabei wird es sich vor allem um Eingangsrechnungen, ausgehende Rechnungen vom Unternehmen sowie Kassenein- und -ausgangsquittungen handeln. Dabei sind die steuer- und bilanzrechtlichen Vorschriften und Gesetze zu beachten. Dies umfasst verschiedenste Regelungen, wie ein korrekter Beleg auszusehen hat, die korrekte steuerliche Verbuchung der Mehrwert- und Einkommenssteuer, die Ansetzbarkeit von Kosten im Unternehmen und die gesetzlich zulässige Verteilung von Anschaffungskosten des Anlagevermögens auf kommende Jahre (Abschreibungen). Viele Buchhalter bearbeiten auch die Lohn- und Gehaltsabrechnungen, die Reisekosten und das Mahnwesen. Zudem gehört das Finanzwesen mit dem Zahlungsverkehr und der Sicherung der Zahlungsfähigkeit sowie die Führung der Barkasse zu dem Aufgabengebiet im Rechnungswesen. Weiterhin ist dafür zu sorgen, dass eine Inventur erfolgt und nach gesetzlichen Vorschriften durchgeführt und ausgewertet wird.

Buchhaltung als Grundlage für Firmenentscheidungen und Abschlüssen

Hat der Buchhalter sämtliche wirtschaftlichen Vorgänge gebucht, muss er diese Daten in aufbereiteter und überprüfter Form nun wieder aus dem Computer herausholen, um Abschlüsse für unterschiedliche Rechnungsperioden zu erstellen und der Geschäftsleitung Entscheidungsgrundlagen und -hilfen für finanzielle Entscheidungen bieten zu können. Dies bleibt jedoch sehr gut ausgebildeten Buchhaltern oder Bilanzbuchhaltern vorbehalten, die die gesetzlichen Bestimmungen für die Abschlussbuchungen und Bewertungen detailliert erlernt haben. Dieser hoch qualifizierte Buchhalter ist dann auch der Ansprechpartner von Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern, Sozialversicherungsprüfern und Steuerprüfern.

Internationale Rechnungslegung bei Konzernzugehörigkeit

Im Rahmen der Globalisierung fällt auch zunehmend die Konzernbuchhaltung in den Aufgabenbereich des Rechnungswesen. Dort müssen börsengelistete Unternehmen sowie Firmen im Konzernverbund mit ausländischen Unternehmen internationale Abschlüsse nach internationalen Standards zusätzlich zu deutschen Abschlüssen erstellen. Somit ist eine internationale Rechnungslegung nach dem IFRS- und US-GAAP-Standard erforderlich.

Kann ich mich als Buchhalter selbstständig machen

Ein Buchhalter kann sich insbesondere durch die Gründung eines Buchhaltungsbüros selbstständig machen. Empfehlenswert ist jedoch der vorherige Besuch von Existenzgründungsseminaren sowie das Einholen von Informationen über Beschränkungen. Denn nach dem Steuerberatungsgesetz sind den deutschen, selbstständigen Buchhaltern einige Tätigkeiten untersagt.

Spezialisierungen

Während ein Buchhalter in kleinen Unternehmen oft viele der oben aufgezählten Aufgabenbereiche übernimmt, wächst mit Zunahme der Betriebsgröße die Aufteilung des Rechnungswesens in einzelne Verantwortungsgebiete.

So wird dann beispielsweise zwischen dem Lohn-, Finanz-, Anlagen-, Kreditoren-, Debitoren-, Bilanz- oder Konzernbuchhalter je nach spezialisiertem Einsatzgebiet unterschieden.

Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen

Da die Berufsbezeichnung »Buchhalter« in Deutschland nicht geschützt ist, reicht grundsätzlich ein abgeschlossener kaufmännischer Beruf und entsprechendes Interesse, um sich auf eine Buchhaltungsstelle zu bewerben. Eine reelle Chance, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, hat man allerdings erst, wenn Erfahrungen in der Buchhaltungsarbeit und gute Kenntnisse über das Bilanz- und Buchhaltungsrecht oder das Sozialversicherungsrecht nachgewiesen werden können. Dies ist insbesondere durch eine Weiterbildung im Handels- und Steuerrecht oder eine Spezialisierung auf eine der Buchhaltungsbereiche gewährleistet. Strebt man jedoch eine verantwortungsvolle und daher umso interessantere Tätigkeit in der Buchhaltung an, so kommt man an der IHK-Prüfung zum geprüften Bilanzbuchhalter kaum vorbei. Auch ein Studium der Betriebswirtschaft, Wirtschaftswissenschaften, Bachelor im Finanz- und Rechnungswesen oder im Controlling befördert sehr zielsicher auf eine Verantwortungs- und womöglich Leitungsposition in der Buchhaltung. Ebenso gibt es auch spezielle Weiterbildungsmöglichkeiten, wie zum »IHK-geprüften Bilanzbuchhalter international«.

Lernen bis zur Rente

Wie in nahezu jedem anderen Beruf muss auch in diesem Bereich die Bereitschaft und das Interesse an einer ständigen Auffrischung und Aktualisierung der Kenntnisse vorhanden sein. Die Gesetze ändern sich jährlich, neue Regelungen werden bedeutend, wie momentan die E-Bilanz und das Thema Gelangenheitsbestätigung.

Aber wer gerne Neues lernt und offen für Veränderungen ist, der wird als Buchhalter seine Erfüllung und einen spannenden Beruf finden.

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