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Wie kann man Optimismus lernen

Optimismus … und alles wird gut? Sind Optimisten Schönfärber und Realitätsverweigerer? Oder haben sie einfach doch die bessere Überlebensstrategie? Und: Kann man Optimismus lernen?

Sie ist uralt, die Geschichte vom halbvollen und dem halbleeren Glas – und obwohl die Flüssigkeitsmenge die gleiche ist, gibt es immer noch zwei unterschiedliche Ansichten dazu.

Was unterscheidet den Pessimisten vom Optimisten?

Im Wesentlichen gibt es drei Unterschiede:

  • Wenn etwas schief läuft, dann geht der Optimist von einer vorüberziehenden Krise aus, der Pessimist von einem bleibenden Tief: „Das wird nie wieder besser!“
  • Bei einem Fehlschlag gerät der Pessimist in eine Lebenskrise, überträgt einen Vorfall auf andere Bereiche – „Immer läuft alles schief!“ – , während der Optimist nur das sieht, was da ist.
  • Der Pessimist nimmt‘s persönlich: „Ich bin wirklich zu blöd! Immer passiert mir so etwas!“ Der Optimist nimmt‘s gelassen: „Schlecht gelaufen, kann jedem mal passieren.“

Dies zeigt, dass der Optimist eigentlich derjenige ist, der die Realität wesentlich schärfer im Auge hat, während sich der Pessimist mit Übertreibungen und Generalisierungen viel tiefer im Wald der Fantasie bewegt.

Haben Optimisten mehr Glück im Leben?

Der Optimist erwartet das Beste vom Leben. Er geht davon aus, dass sich die Dinge für ihn gut entwickeln. Der Pessimist bezweifelt das. Er malt sich lieber erst einmal das Schlimmste aus, in der bizzaren Vorstellung, er könne es dann umso mehr genießen, wenn es wider Erwarten doch besser kommen sollte.

Tatsache ist, dass das Gesetz der Anziehung wirkt: Wer Gutes denkt, dem wird eher Gutes zuteil. Wer sich mit seinem Scheitern beschäftigt, wird tendenziell auch eher scheitern. Das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung setzt sich meistens durch. Es ist also kein Schutz, sich gegen das Schlimmste zu wappnen, es ist kontraproduktiv.

Darüberhinaus fühlt sich der Optimist auch glücklicher, weil er in seiner Erwartung auf das Positive auch die Augen dafür offen hält. Dabei begegnen ihm auf dem Weg zum Ziel schon viele schöne Dinge, für die der Pessimist keinen Blick hat, weil er seine Energie in seinem negativen Gedankenkarussell verliert.

Raus aus der Jammerfalle: Kann man Optimismus lernen?

Man kann – und es ist gar nicht so schwer. Zwar gibt es so etwas wie eine vererbte Begabung zu einer optimistischen Lebenseinstellung, aber letztendlich kann man mit der Entscheidung, die Dinge positiv zu sehen, den Hebel umlegen und falsche Denkgewohnheiten ablegen. Was kann der Pessimist also tun, wenn er optimistischer werden möchte?

  • Akzeptieren Sie, dass Ihr erster Gedanke ein negativer ist. Werten Sie es nicht. So ist es. Formulieren Sie den Gedanken in einen positiven um. Aus „Das schaff ich nie!“ wird dann „Es wird vielleicht nicht einfach, aber ich kann es schaffen!“
  • Halten Sie sich an die Realität: „Keiner mag mich!“ ist sicher eine Lüge. Lassen Sie eine solche Behauptung über sich nicht einfach so stehen, sondern rufen Sie sich die Wahrheit ins Gedächtnis.
  • Ändern Sie den Blickwinkel: Wie würden Sie denken, wenn ein Freund Ihnen erzählte, dass er nach einem Vorstellungsgespräch die Arbeitsstelle nicht bekommen hat? Würden Sie denken: „Na, das ist aber auch ein totaler Versager. Der kriegt ja gar nichts auf die Reihe.“ Oder würden Sie nicht eher nach naheliegenderen Argumenten suchen: Es gab sicher sehr viele Bewerber, er hatte sich nicht ausreichend auf das Gespräch vorbereitet, die Firma hatte andere Schwerpunkte …
  • Zu guter Letzt: Fragen Sie sich, wie weit Sie mit dem worst case-Szenario tatsächlich kommen? Was nützt es Ihnen? Wenn Sie in ein Flugzeug steigen und malen sich vorher alle Katastrophen aus, die passieren könnten, was haben Sie damit gewonnen? Sie können sich nicht entspannen, sind verkrampft und wenn es dann zum Schlimmsten kommen sollte? Wollen Sie dann Ihrem Nebenmann zuzwinkern, während Sie sich die Sauerstoffmaske übers Gesicht ziehen und sagen: „Siehst du, hab ich dir doch gleich gesagt – konnte ja nicht gut gehen!“?

Optimisten leben länger – nicht zuletzt vielleicht deswegen, weil sie davon ausgehen, dass das Flugzeug sie sicher ans Ziel bringen wird.