X

Wieso werden Hunde gefährlich?

Ein Hund ist rangordnungsbewusst und benötigt klare Regeln. Gewalt, Überforderung, Unterforderung, Isolation und Anschaffung aus falschem Grund begünstigt Gefährlichkeit.

Angst und soziale Unsicherheit machen Hunde unberechenbar. Fehlt die soziale Bindung an Artgenossen und Menschen, entsteht schnell gefährliches Verhalten. Schon frühe Phasen im Welpenalter enthalten einprägsames Lernen.

Bedingungen beim Züchter stellen die ersten Weichen für Sozialisierung und späteres Hundeverhalten. Kontaktarmes Aufwachsen in gewerblicher Massenzucht sowie Zwingerhaltung erschweren das spätere Hund-Mensch-Verhältnis erheblich.

Frühe Prägephase bei Junghunden

Kommt der Welpe zu seinem neuen Besitzer, muss unerwünschtes Verhalten von Anfang an reglementiert werden. Ist die Rangordnung ungeklärt, der Umgang labil und großer Freiraum erlaubt, werden Hunde schnell dominant und aggressiv.

Etablieren Hunde die Führungsrolle gegenüber ihren Haltern, so beißen sie zu sobald Menschen sich aus ihrer Sicht grenzüberschreitend verhalten. Mit diesem Status neigen sie zu Übergriffen, zeigen Imponiergehabe und provozieren.

Druck erzeugt auch bei Hunden Gegendruck

Gewaltbetonte Hundeausbildung mit übertriebenem Unterordnungstraining bewirkt gefährlich werdende Orientierungsverluste. Als Folge stetiger Gewaltandrohung entsteht ein angstauslösender Überdruck. Die Grundstruktur des Hundeverhaltens funktioniert dann wie ein Überdruckventil und kann bei Angst Übersprungshandlungen erzeugen.

Überlastete Hunde können blitzschnell das Verhalten wechseln, von einer Demutshaltung in den direkten Verteidigungsangriff übergehen. Ist dieses gefährliche Hundeverhalten erst einmal erlernt und als entlastend empfunden, zeigt der Hund wiederholt Sequenzen explodierender Aggression. Oft kann nur Halterwechsel Schlimmeres verhindern.

Gefährlichkeit bei überforderten Hunden

Die Verhaltensstruktur von Hunden wertet Überforderung als Bedrohung, Angst entsteht und bewirkt Orientierungslosigkeit im inneren Spannungsfeld zwischen Angriff und Flucht, Drohung und Vermeidung. Das Tier verliert zunehmend seine Fähigkeit, angepasst zu reagieren.

Der ängstliche Hund verfällt schnell in Extremreaktionen der inneren Grundspannung. So greift er beispielsweise aus geringstem Anlass an, zeigt überdeutliche Vermeidung mit stark eingeklemmter Rute, droht übertrieben oft mit sichtbarem Gebiss, zeigt gehäuftes Fluchtverhalten, kriecht in die entlegendsten Verstecke.

Gefährlichkeit bei unterforderten Hunden

Übergriffe auf Menschen und Artgenossen gehen oft von nicht rassegerecht gehaltenen Hunden aus, deren besondere Ansprüchen keine Beachtung fanden. Jagdhunde (Laufhunde allgemein), Schlittenhunde, Schutzhunderassen und Wachhunde haben bestimmte genetische Anlagen und Eignungen.

Sie benötigen entsprechenden Freiraum, viel rassespezifische Beschäftigung, geistige und körperliche Aktivität. Werden sie reizarm gehalten und können ihre angeborenen Verhaltensweisen nicht ausleben, entwickeln sie zunächst verschiedene Bewältigungsstrategien, funktionslose Stereotypien und später massive Verhaltensstörungen, die zu Gefährlichkeit führen.

Isolation fördert Verhaltensstörungen bei Hunden

Eingeschränkte und isoliert gehaltene Hunde besitzen immer Gefahrenpotential. Ängstliche Hundehalter, die ihre Tiere nie ableinen, jeden natürlichen Kontakt zu Artgenossen unterbinden und nur an kurzer Leine bei Spaziergängen führen, beschränken und verunsichern ihren Hund permanent.

Er erfährt so das Umfeld als Bedrohung und reagiert entsprechend, warnt vor jedem Artgenossen mit Gebell, zeigt Droh – und Angriffsverhalten an der Leine. Schwerwiegende Isolationshaltung, Zwingerhaltung und sozialer Verwahrlosung kann in Situationen mit Reizüberflutung auch zu Angriffen auf Menschen führen.

Fehlgelenkte Zuchtauslese bei Hunden bedingt genetische Defekte

Aggressive Verhaltensstörungen können auch genetisch durch verantwortungslose Zuchtselektion entstehen. Für Hunde, die für Tierkämpfe gezüchtet wurden, galt abnorme Tötungsbereitschaft sogar als Zuchtziel.

Viele Hundearten haben durch Zuchtauslese keine selbstständige Lebenstüchtigkeit mehr. Sie leiden an Folgen der Inzucht, Zwergzucht oder Qualzucht und besitzen übertriebene Merkmale ohne Funktion. Genetisch bedingte Verhaltensstörung ist trotzdem selten, kann jedoch grundsätzlich bei Hunden jeder Art, Mischung und Größe vorhanden sein.

Anschaffung von Hunden aus den falschen Gründen

Häufig werden Hunde durch unüberlegte Anschaffung gefährlich. Orientiert an aktuellen Modetrends benutzt man Hunde wie Accessoires. Besitzer sind verwundert, wenn ihr statusaufwertendes Dekorationsobjekt ganz eigene Ansprüche an eine tiergerechte Haltung hat, es bei mangelnder Bedürfnisbefriedigung problematisch wird und gefährliches Verhalten zeigt.

Will man einen Hund halten, setzt dies gründliche Information über rassespezifische Bedürfnisse voraus. Man sollte sich gut überlegen, ob passende Voraussetzungen für die Hundehaltung bestehen, sich im Vorfeld gründlich beraten lassen.

Hunde können Menschen ein Leben lang treue Gefährten sein und bereichern ihren Alltag. Bei artgerechter Haltung, vernünftiger Erziehung und ausreichender Beschäftigung werden sie nicht gefährlich. Selbst sogenannte Kampfhunde können bei verantwortungsvollen Menschen wesensfeste und zuverlässige Begleiter sein, von denen keine Gefahr ausgeht.