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Winziges Organ, große Wirkung: Oft ist die Schilddrüse schuld

Antriebslos? Müde? Probleme mit der Verdauung? Und der Arzt weiß nicht, wo die Ursache liegt? Dann lassen Sie Ihre Schilddrüse untersuchen!

Sie sitzt im Bereich des Halses, hat die Form eines Schmetterlings und ist nur etwa so groß wie eine Walnuss, aber sie übernimmt für alle hormonellen Abläufe im Körper eine wichtige Steuerungsfunktion. Doch obwohl Erkrankungen an der Schilddrüse in Deutschland weit verbreitet sind, finden Vorsorgeuntersuchungen selten statt. Wie eine deutschlandweite Studie zeigt, weist jeder dritte Bundesbürger Schilddrüsenveränderungen auf. Ursache hierfür ist Jodmangel – erstaunlicherweise ist die Bundesrepublik auch im 21. Jahrhundert immer noch Jodmangelgebiet.

Physische und psychische Auswirkungen

Jod ist ein Spurenelement, das für den menschlichen Körper lebenswichtig ist und das er nicht selbst herstellen kann. Jod wird für die Produktion der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin benötigt. Diese sind an allen Stoffwechselvorgängen im Organismus beteiligt und steigern daher auch den Energieumsatz. Wenn nun die Schilddrüse weniger Hormone produziert als der Körper braucht, kommt es zu einer Unterversorgung (Hypothyreose). Wenn sie dagegen mehr Hormone herstellt, kommt es zu einer Überfunktion (Hyperthyreose). Beides hat sowohl physische als auch psychische Auswirkungen: Typische Symptome einer Unterfunktion sind Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit sowie niedriger Blutdruck.

Betroffene mit einer Überfunktion sind dagegen häufig gereizt, unruhig und rastlos. Schlafstörungen sowie Herzbeschwerden, Schwitzen und Durchfall sind weitere Anzeichen. Da bei einer Überfunktion die Schilddrüse ständig zu Höchstleistungen angetrieben wird, können zudem Vorhofflimmern und ein Herzinfarkt die Folge sein.

Das Problem: Es gibt keine Beschwerden, die ausschließlich bei Über- oder Unterfunktion auftreten. Sie sind so allgemein, dass auch der Arzt selten an eine Störung der Schilddrüse denkt. In einzelnen Fällen können bösartige Schilddrüsentumore entstehen, die eine vollständige Entfernung des Organs und eine lebenslange Einnahme von Hormonersatzpräparaten erfordern.

Experten empfehlen, beim Hausarzt oder Internisten spätestens ab dem 45. Lebensjahr zur Vorsorge einen so genannten TSH-Test durchführen zu lassen. Bei dieser Blutuntersuchung lassen sich bereits leichte Fehlfunktionen der Schilddrüse gut erkennen.

Wer braucht wie viel Jod?

Um die Jodversorgung sicherzustellen, sollte man zweimal in der Woche Fisch wie Seelachs, Scholle und Schellfisch essen. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf an Jod und sollten zudem täglich Milch und Milchprodukte sowie nach Rücksprache mit ihrem Arzt zusätzlich Jodtabletten zu sich nehmen. Die Mahlzeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten mit Jodsalz gewürzt werden – eine Überdosierung ist nicht möglich.

Heiße und kalte Knoten

Knoten im Schilddrüsengewebe kommen häufig vor. Nicht alle Knoten müssen operiert werden.

Heiße Knoten sind besonders aktiv. Sie lagern unkontrolliert Jod ein und produzieren damit im Übermaß Hormone. So kommt es zu einer Überfunktion mit Beschwerden wie innerer Unruhe, starkem Schwitzen, Schlaflosigkeit. Heiße Knoten sind gutartig, sodass nicht in jedem Fall operiert werden muss, sondern zunächst auch eine medikamentöse Behandlung möglich ist.

Kalte Knoten sind dagegen Gewebeveränderungen, die keine Hormone produzieren. Bei dieser Art von knotigem Gewebe kann es in seltenen Fällen zu Krebs kommen. Bei kalten Knoten ist deshalb eine Operation ratsam. Eine medikamentöse Behandlung ist hier nicht möglich.

Machen Sie den Schlucktest

  1. Nehmen Sie einen Handspiegel und halten ihn so, dass Sie den Teil Ihres Halses zwischen Kehlkopf und Schlüsselbein sehen können. Die Schilddrüse sitzt unterhalb des Kehlkopfes.
  2. Legen Sie den Kopf in den Nacken. Behalten Sie dabei die Stelle des Halses im Blick.
  3. Nehmen Sie einen Schluck Wasser, schauen Sie weiter in den Spiegel.
  4. Beobachten Sie während des Schluckens, ob unterhalb des Kehlkopfes größere oder kleine Schwellungen hervortreten. Wiederholen Sie den Test ggf. einige Male.
  5. Sollten sich Schwellungen zeigen, gehen Sie zum Arzt. Ihre Schilddrüse könnte vergrößert sein oder knotige Veränderungen aufweisen.