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10 Übungen, die dem Lispeln entgegenwirken

Lispeln

Lispeln entsteht häufig durch eine zu schlaffe Zungen- und Mundmuskulatur. Es gilt, Zunge und Lippen in Wohlspannung zu versetzen!

Für einen Dreijährigen ist Lispeln eigentlich normal. Ist ein Kind aber viereinhalb Jahre alt, sollte beim Sprechen zumindest die deutsche Zunge sich nicht mehr zwischen die Zähne mogeln, so die gängige Meinung der Fachleute. Besonders die Zischlaute, also „s“, „sch“ und das so genannte „ch1“ (wie in „ich“) klingen dann verwaschen. Doch schlechtere Verständlichkeit ist nicht die einzige Gefahr!

Die Gefahr beim Lispeln

Wenn die Zungenspitze sich beim Sprechen nicht hinter den Zähnen befindet, so passiert auch oft, dass sie dies beim Schlucken tut: Sie rutscht nach vorn, übt zu viel Druck auf Kiefer und Zähne aus. Das Resultat ist dann häufig ein Zahnschiefstand oder sogar die Verformung des Kiefers, die nur mittels einer langwierigen kieferorthopädischen Klammer-Behandlung behoben wird. Sollte die Zunge sich nicht an einen anderen „Kuschelplatz“ gewöhnen, nämlich oben hinter den Schneidezähnen, dann verschieben sich die Zähne nach der Klammerbehandlung erneut! Die zum Teil jahrelange Prozedur war dann zwar nicht umsonst, im Gegenteil, sie war sehr teuer – doch völlig vergebens! Dann muss der Logopäde eine myofunktionelle Therapie durchführen.

Wie es zum Lispeln kommt

  • Unter die Ursachen fallen auch Banalitäten, zum Beispiel der Verlust der Frontzähne, den jedes Schulkind mitmacht. Hier braucht es zunächst keinerlei Behandlungen. Erst, wenn die Zähne nachgewachsen sind und das Kind immer noch lispelt, vielleicht aus Gewohnheit, ist der Kontrollgang zum Arzt nötig.
  • Eine der häufigsten Ursachen ist eine Unterspannung der Zunge und der Lippen, die Zunge hat dann nicht die Kraft, sich in ihrer Ruhelage, wenn wir nicht essen oder sprechen, oben hinter den Frontzähnen flächig anzuschmiegen.
  • Manchmal reicht eine wochenlange Erkältung aus, wenn das Kind für längere Zeit keine Luft durch die Nase bekam und durch den Mund atmete.
  • Auch mangelnde körperliche Ertüchtigung kann zu einer pathologischen Absenkung der Körperspannung führen, die auch Gesicht und Mund betrifft. Das Zungenbein hängt an der Halswirbelsäule und wird dann nach hinten gezogen, der Mund klappt auf. Bei offenem Mund fällt die Zunge fast automatisch in Richtung Mundboden hinunter. Befindet sich die Zungenspitze zu viel an der „frischen Luft“, wird sie trocken und kann nicht mehr so gut spüren. Die Feinspannung, die es braucht, um Zischlaute zu artikulieren, kann sie dann nicht mehr aufbringen.

Hält man Zunge und Lippen in Schwung, beugt man aktiv dem Lispeln vor. Wichtig ist, dass man die Übungen ohne weiteres in den Alltag einbauen kann. Das Zunge-Herausstrecken sollte dabei gemieden werden!

10 Übungen, die Kinder gerne spielen

  • für die Lippen:
  1. Küsschen geben: Der Mund muss rund sein, das ist schon alles. Auch wenn es anfangs nicht klappt: Übung macht den Meister! Und Spaß macht es auf jeden Fall!
  2. Mit Strohhalm trinken: Dabei runden sich die Lippen, sonst kriegt man nix.
  3. Pusten: Ob die Geburtstagskerzen, die Pusteblume oder die Seifenblasen: Pures Lippen-Building!
  4. „Opamund“: Die Lippen stülpen sich einwärts und „verstecken“ die Zähne. Ein richtiger Kraftakt auf die Dauer!
  5. Breit grinsen: Lachen, lächeln, grinsen: Reiner Sport für die Lippen.
  • für die Zunge:
  1. Schnalzen: Mit der Zungenspitze, den Zungenseiten, der Zungenmitte: Lassen Sie es krachen!
  2. Leckeres von der Oberlippe naschen: Dabei achten Sie darauf, dass der Mund recht weit offen ist, damit nicht Kinn und Unterlippe die Arbeit machen, sondern allein die Zunge sich reckt. Ob Ihr Kind nun lieber Honig oder Leberwurst will – das wissen Sie besser.
  3. Den Mund mit der Zunge erforschen: Wie viele Zähne kann Ihr Kind finden? Wie fühlt sich die Wange innen an? Auch diese Übung kann man überall machen.
  4. „Zahnsprache“: Die Zähne werden sacht zusammengebissen, dabei wird geredet. Nicht zu feste zubeißen, es soll keine Überspannung entstehen! Die Zunge wird so hinter den Zähnen „im Zaum gehalten“.
  5. Lolli: Aber nur mit der Zungenspitze! (Kein Eis, es betäubt die Zunge eher.)

Wichtig: Keine Schnuller, Flaschen mit Sauger, kein Daumenlutschen mehr

So radikal es sich auch anhört: Daumen oder Finger, Sauger und Schnuffeltücher drücken die Zunge künstlich herunter! Gerade die Schnuffeltücher sorgen noch zusätzlich für vermehrten Speichelfluss! Spätestens, wenn ein Kind drei Jahre alt ist, sollte mit einer feierlichen Zeremonie für große Kinder davon Abschied genommen werden. Am besten fängt man erst gar nicht damit an! Entwöhnt man das Kind nach den ersten drei Jahren, formen sich Kiefer und Zähne oft noch von allein zurück; danach in der Regel nicht mehr!

Frisch drauf los, aber: kein Übereifer! Gerade bei Mundspielen fließt Speichel, und der kann aggressiv sein. Zehn Minuten am Tag sind mehr als genug, so dass es nicht zu schmerzhaftem Wundsein um den Mund kommen kann. Sollten Ihnen dennoch Zweifel kommen oder die Übungen Ihnen nicht weiter helfen, lassen Sie sich von Ihrem Kinderarzt oder beim Logopäden beraten!