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Akkupunktur gegen Sucht: Wie werde ich Nichtraucher ohne Stress?

Wie hört man mit dem Rauchen auf? Erfahrungsbericht zur Hilfe von easyway, Autosuggestion, Entspannungsübungen, Hypnose und Akkupunktur beim Aufhören.

Sabine D. hat 40 Jahre geraucht, in den letzten 20 Jahren nie unter 40 bis 60 Zigaretten pro Tag. Mit dem Rauchen aufzuhören, das hat sie bisher immer nur bis höchstens 18 Uhr geschafft, nie also mehr als einen Tag. 60 Zigaretten, das heißt: es gibt keine Alltagssituation ohne Kippe im Mund: Beim Arbeiten am Schreibtisch zu Hause ebenso wie beim Spazierengehen, Kochen, Kaffeetrinken, beim Bier oder Wein …

Wie am besten mit dem Rauchen aufhören? Nicht rauchen wollen

Und dann aufgehört, von einem Tag auf den anderen und ohne gravierende Probleme. In der eigenen Wohnung rauchen immer noch alle Besucher. Mit Rauchern zusammensitzen, bedeutet kein Problem, sondern ist eher eine nostalgische Erinnerung an „bessere Zeiten“.

Wie hört man mit dem Rauchen auf, mit Erfolg, ohne zu scheitern? Das erste ist, das macht Sabine D. klar: Man muss es wollen. Es muss einen wirklichen und positiven Grund geben für den Entschluss. Sonst ist es immer die Entscheidung für „etwas weniger, nicht etwas mehr.“

Zahnausfall: Folgen des Rauchens

Sabine D. nennt zwei hauptsächliche Beweggründe für den Entschluss: 40 Jahre Rauchen, 53 Jahre alt, das heißt – trotz beweglichem Alltag – beständiges Husten. Das ist aber noch Nebenkriegsschauplatz: Die Zähne kommen dazu: Paradontitis. Entzündeter Wurzelbereich, so dass der Knochen massiv zurückgeht. Der Zahnarzt warnt vor totalem Zahnverlust, wenn das Rauchen nicht eingestellt wird. „Mir war früher gar nicht klar, dass Rauchen auch so etwas bewirkt. Klar, an Lungenkrebs denkt jeder, aber dann stirbt man halt jung, sagt man sich. Dass deswegen aber Zähne ausfallen …“ Trotzdem sind das für Sabine D. noch nicht Drohungen genug: Selbst nach dem Ziehen von Zähnen hält Sabine D. es nicht einmal fünf Stunden ohne Zigarette aus.

Hilfe durch Akupunktur und Autosuggestion

Letztlich waren es für Sabine D. zwei Hilfen: Akupunktur und Autosuggestion. „Sich selbst einreden, es geht, es geht, Rauchen ist bescheuert und blöd. Das Problem ist ja die innere Sucht. Dem inneren Schweinehund, der mir erzählt: Jetzt, nach 40 Jahren, ist es doch sowieso egal. also steck ich mir eine an.“ muss ich einen neuen entgegensetzen. Es gehört also auch zum Aufhören eine dumme Selbstbelügerei, also auch ein Schweinehund. Letztlich muss man das Gehirn in die andere Richtung polen.“

Sabine D. gelang das durch das Buch von Allan Carr mit dem easyway-Nichtrauchen. „Das Buch ist typisch amerikanisch und eigentlich mit all den selbstverliebten Plattheiten blöd. Viele der Argumente lassen sich prima entkräften, wenn man etwas Gehirnschmalz investiert – nur genau das darf man nicht, wenn es darum geht, eine Sucht zu überlisten. Da zählt nur, sich selbst mit Anderem zu umnebeln, also etwas wie Autosuggestion zu betreiben.“ Nur: Der „Erfolg“ des Buches ist Nichtrauchen bis 14 Uhr.

Easyway-Buch und Psychologe

Um noch einen äußeren Anreiz und terminlichen Fixpunkt zu haben, deswegen die Suche nach einem Seminar oder … Gruppensitzungen und monatelange Therapien sind nicht ihr Ding. Im Internet gibt es tausende verschiedene Angebote. Verführerisch ist das Konzept, das einem für einen gewissen Aufpreis verspricht, dass man dann auch mal als Gelegenheitsraucher eine Zigarette genießen kann.

Nach viel Hin und Her wird dann ein Klinik-Psychologe vor Ort ausgewählt, der Hypnose und Akupunktur einsetzt, beides Hilfsmittel, die Bekannten schon geholfen haben. Kosten: 180 Euro, die nicht von der Krankenkasse erstattet werden, für zwei Sitzungen von jeweils 30 Minuten. Voraussetzung bei der ersten: An diesem Tag darf bis dahin noch keine Zigarette geraucht worden sein.

Sabine D. ist kein Esoteriker. Hypnose entpuppt sich als Verfahren, sich in eine Art Tagtraum oder Halbschlaf zu versetzen, wobei „die angeleitete Art und Weise des Armhebens und so weiter auch schon eine Zumutung für vernunftbegabte Wesen“ darstellt. Für Sabine D. ähnelt die Hypnose letztlich dem Vorgehen im Carr-Buch.

Zwei Sitzungen, vier Nadeln und keine Zigaretten

Der Einsatz von Akupunktur in der Sitzung wirkt auch nicht wirklich vertrauenerweckend: Vier Nadeln werden ins Ohrläppchen geschossen, zwar schmerzlos, aber mit einem Gerät, das laut Psychologen den „Widerstand“ misst und anzeigt, wo die „richtige“ Stelle ist. Diese kleinen Nadeln sollen nun bis zu nächsten Sitzung in drei Tagen drinbleiben und suchthemmend wirken.

Wie hinterhältig Sucht „argumentiert“ wird D. klar, als sie den Psychologen fragt, ob denn bei den Angeboten im Internet etwas dran sein – na, ja, sie wüsste ja eigentlich, das sei Quatsch, aber vielleicht … – bei denen man für 150 Euro zum Nichtraucher und für 500 Euro zum „Echten Nichtraucher“ würde, der auch mal eine Zigarette rauchen könnte. Was natürlich der Traum eines jeden starken Rauchers ist.

Nie wieder rauchen?

Entschlossen nicht wieder zu rauchen, aber nicht wirklich überzeugt, verlässt Sabine D. die „Sitzung“. Zur Selbstüberzeugung wird nochmals zu Carrs Nichtraucherbuch gegriffen. Erstaunlicherweise vergehen die nächsten zwei Tage ohne Rauchen, ohne Probleme, allerdings mit so starkem Husten, dass D. dem Psychologen bei der zweiten Sitzung vorwurfsvoll vorhält, dass sie ja wegen des Hustens mit dem Rauchen aufhören wollte. Aber mehr als 24 Stunden ohne Rauchen, das erste Mal seit 40 Jahren.

Entspannungsübung zum Nichtrauchen

In der zweiten Sitzung werden vier Nadeln erneut ins Ohr geschossen und sollen so lange wie möglich drinbleiben. Wie schon bei der ersten ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie das Reden über das (Nicht)Rauchen, zudem werden Entspannungsübungen geprobt.

Bei einer der Entspannungsübungen tippt man mit dem Zeigefinger rhythmisch mehrmals (5-7-mal) auf bestimmte Stellen, zuerst auf den Punkt zwischen den Augenbrauen an der Nasenwurzel, dann oberhalb der Lippenspalte, an das Grübchen am Kinn und schließlich mittig auf das Brustbein.

Akkupunktur hilft zu Gelassenheit beim Aufhören

Benötigt werden die Entspannungsübungen nie (eher gibt es für Sabine D. das Problem ständiger Müdigkeit und mangelnder Energie). Zusammensein mit Rauchern, Bier, Wein, Kaffee, selbst in der eigenen Wohnung rauchen Besucher – außer einer eher gelegentlichen nostalgischen Sehnsucht gibt es eigentlich überhaupt keine Probleme mit dem Nichtrauchen, sagt Sabine D., die der Akupunktur das Hauptverdienst für ihre Gelassenheit gerade in den ersten zwei Wochen zuschreibt.

Einen anderen Weg hat Stefan K. gewählt, der es medikamentös mittels Zyban geschafft hat.