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Alaun gehört nicht in Kinderhand und Knete

Selbstgemachte Knete sollte nur aus Lebensmittel-Zutaten bestehen. Alaun ist seit der Antike als Deo-Kristall und Blutstiller, als Farbfixierer und Flammschutzmittel bekannt. Als Zutat von Knetmassen für Kinder ist es ungeeignet.

Im Herbst und Winter nehmen sich Eltern und Großeltern wieder mehr Zeit mit den Kindern und Enkeln zu basteln. Eine schöne Beschäftigung, die allen Spaß macht ist das Kneten. Viele Erwachsene sind durch Medienberichte abgeschreckt, dass in Spiel- und Bastelwaren bedenkliche Chemikalien stecken. Also geht der Trend zum Selbermachen. Im Bekanntenkreis und Internet werden Rezepte zum Herstellen von Knetmasse aus Lebensmitteln gern verbreitet. Salz, Mehl, Öl und Lebensmittelfarben als Knetzutaten sind ja schließlich absolut ungefährlich. Da Lebensmittel bekanntlich schnell verderben, wird aber zur Konservierung oft Alaun (Kaliumaluminiumsulfat) empfohlen, eine kristalline Substanz, die in der Apotheke erhältlich ist. Diese Chemikalie schützt zwar vor Bakterien und Schimmelpilzen in der Knetmasse, kann jedoch verschluckt werden oder bei Kindern mit Hauterkrankungen Kontaktreaktionen hervorrufen.

Gesundheitsexperten warnen: Alaun gehört nicht in Kinderhände

Ein Spielen mit Alaun-haltigen Knetmassen sollte nur unter Aufsicht Erwachsener stattfinden, die auch aufpassen sollen, dass nach jedem Kontakt gründlich die Hände gewaschen werden. Um Gesundheitsgefahren bei Kindern absolut vorzubeugen, sollte man in der Knete-Rezeptur Alaun durch Weinsäure (E 334)- Pulver ersetzen, das auch zur Herstellung von Limonaden oder Backpulver verwendet wird.

Nicht ganz so problematisch ist die Verwendung von Alaun zur Stabilisierung von natürlichen Farben wie zum Beispiel beim Ostereier-Färben. Aber auch hier gibt es Alternativen wie Pottasche oder das Mitkochen von Eisennägeln.

Antike Anwendung des Alaun

Die Verwendung von Alaun ist seit der Antike bekannt. Ägypter und Römer nutzten Alaun als Flamm- und Insekten­schutzmittel für Holz. Des Weiteren ver­wendeten sie es als Deodorant: „er ent­fernt den Gestank unter den Achseln sowie auch den Schweiß“.(Plinius der 79 n. Chr.) In Alaunlösung kochte man Textilfasern, bevor es mit Färbepflanzen getränkt wurde: die Römer stellten so die bunte Toga her.

Sonstige Verwendung in Handwerk, Medizin und Haushalt

Weiter diente Alaun zum Leimen von Papier und zum Gerben von Leder. Es wird benutzt um Stoffe wasserdicht zu machen, zum Klären von Flüssig­keiten und zur Farbenherstellung aus Natur­pflanzen. Leimen, Beizen und Färben sind im Prinzip gleichartige Vorgänge.

Auf der „Zurück-zur-Natur-Welle“ er­fuhr der Alaun eine Renaissance. Deo-Kristall aus Alaun wird genässt und auf die zu deodorierenden Stellen aufgetra­gen, wodurch die zusammenziehende Wirkung des Alauns die Schweißporen des Körpers an den betreffenden Stellen schließt und gleichzeitig geruchsverur­sachende Bakterien hemmt.

In der Medizin wird Alaun als Adstrin­gens zum Stillen von Blut eingesetzt, da Alaun das Körpereiweiß gerinnen lässt. Auch die antibakterielle Wirkung war vorteilhaft bei Wundbehandlungen. Der Rasierstift (Blutstiller) fand sich bis vor kurzem in jedem Medizinschrank.

Alaun wird in Form von Lösungen oder in Pillenform (zum Beispiel in Malle­brin®-Halstabletten) zur Linderung von Entzündungen im Mund- und Rachen­raum verwendet, aber auch zur Förde­rung der Wundheilung an Schleimhäuten und Zahnfleisch nach Operationen oder bei Verletzungen.

Blaue Hortensien

Aber auch auf Pflanzen zeigt Alaun eine erstaunliche Wirkung: Rosablütige Hor­tensien treiben blaue Blüten, wenn man die Blumenerde mit Alaun „düngt“. Einen „Rauhreif-Effekt“ an Adventkränzen und Weihnachts­bäumen erzielt man durch Besprühen mit konzentrierter Alaunlösung. Doch auf Letzteres sollten Sie auch aus Schutz Ihrer Kinder verzichten!