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Auen: natürliche Vegetation und Naturschutzprobleme

Die Auen gehören zu den azonalen Lebensräumen, bei denen abiotische Faktoren (in diesem Fall regelmäßige Überschwemmungen) den Einfluss des Großklimas überprägen und den Lebensraum besonderer Artengemeinschaften bilden. Viele, auf intakte Auen als Lebensraum angewiesene Tier- und Pflanzenarten sind heute bedroht.

Natürliche Vegetation entlang der Fließgewässer: von der Quelle bis zur Mündung

Allgemein lassen sich die Auen in Längsrichtung und in ein Querprofil gliedern. Die Zonierung entlang der Fließstrecke lässt bei einem Fließgewässer, welches im Gebirge entspringt eine Gliederung in fünf Abschnitte zu: Quelllauf, Oberlauf, Mittellauf, Unterlauf und Mündungslauf.

  • Im Quelllauf herrscht eine hohe Fließgeschwindigkeit, das Gewässer ist schmal und gräbt sich ein. Wenige nässetolerante Pflanzengesellschaften bilden eine Ufervegetation. Kleine Auen bilden sich nur entlang natürlicher Hindernisse, wo die Fließgeschwindigkeit herabgesetzt wird und sich das Wasser aufstaut.
  • Der Oberlauf weißt eine aus Sand und Kies bestehende Uferzone auf. Es bilden sich schmale Auen mit Weichhölzern, wie Grauweide und Grauerle. Auf Kiesbänken wachsen Sträucher, z.B. die sehr selten gewordene und vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske – Myricaria germanica.
  • Im Mittellauf bilden sich klassische Auwälder mit Harter und Weicher Au. Durch das geringere Gefälle spaltet sich der Fluss natürlicherweise in mehrere Seitenarme auf und bildet so ein Furkationssystem.
  • Im Unterlauf findet man ebenfalls Weich- und Hartholzauen. Der hier mäandrierende Fluss lagert aufgrund seiner geringeren Fließgeschwindigkeit sehr feinkörnige Sedimente ab. Ein Beispiel für einen Fluss im Unterlauf ist der österreichische Anteil der March.

Die Vegetation im Mündungsbereich hängt davon ab ob es sich um einen Ästuar oder um ein Delta handelt. Mündet der Fluss in ein Meer mit großem Tidenhub (z.B. Nordsee) bilden sich bestimmte Röhrichtgesellschaften aus. Einen solchen Mündungsbereich bezeichnet man als Ästuar. Ein Delta hingegen bildet sich aus wenn ein Fluss (z.B. die Donau) in ein Gewässer mit gleichmäßigem Wasserstand mündet. Hier findet man eine bewachsene Schlickzone, Röhricht und Weidenauen.

Naturschutzprobleme in Auen

Natürliche, d.h. regelmäßig überflutete Auwälder finden wir in Mitteleuropa nur noch sehr selten – die meisten Fließstrecken sind eingedämmt, die Ufer sind hart verbaut und die Flüsse oftmals zur Energiegewinnung aufgestaut. Ein Fluss mit 100% Fließstrecke ist in Ost-Österreich z.B. die March, der österreichische Anteil der Donau ist zu 70% aufgestaut. Dadurch geht einerseits die lebensraumprägende Dynamik verloren, andererseits werden neue Lebensraumstrukturen geschaffen (z.B. Magerrasen auf Dämmen), die von vielen, auch oft naturschutzfachlich bedeutenden Arten genutzt werden können. Nutzungswandel ist auch ein entscheidender Faktor: historische Nutzungsformen der Auen (Streuwiesen, Niederwaldbewirtschaftung, Korbweidenanbau) weichen zunehmend ökonomisch – zumindest kurzfristig – interessanteren Bewirtschaftungstypen (Hybridpappelmonokultur, Energiepflanzenanbau, etc.) oder die Nutzung wertvoller halbnatürlicher Wiesen-Flächen wird aufgegeben, wodurch diese verbuschen und letztendlich verloren gehen.

Auwälder erfüllen vielfältige Funktionen. Sie dienen unter anderem einer großen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum, sie bilden ein natürliches Rückhaltebecken für Hochwässer, sie garantieren hochwertiges Trinkwasser, sie sind Kohlenstoffspeicher, die regulieren als „Grüne Lunge“ das regionale Klima, sie bieten dem Menschen Erholungsraum und ästhetische Reize und vieles mehr. Um die Vielfältigen Funktionen der Auen zu erhalten müssen die noch bestehenden freien Fließstrecken unbedingt erhalten bleiben. Andererseits sind vermehrt Anstrengungen nötig den Zustand der verbauten Auen zu verbessern und wieder mehr Dynamik zuzulassen – wo es sinnvoll ist.

1996 wurden ein großer Teil der österreichischen Donau-Auen zum Nationalpark erklärt. Mehr als 9300 ha Gesamtfläche wurden so geschützt, darunter 65% Auwald, 15% Wiesen und 20% Wasserflächen. Derzeit gibt es auch vermehrt Anstrengungen des WWF und anderer Naturschutzorganisationen den March-Thaya-Auen, deren österreichische Fläche 16.000 ha umfasst, zu einem besseren Schutzstatus zu verhelfen.