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Der Start in eine Beziehung – wer ergreift die Initiative?

Wer ergreift heutzutage öfter die Initiative, wenn es darum geht, einen potentiellen Partner oder eine Partnerin kennenzulernen – Männer oder Frauen?

Die Kennenlernphase ist der erste Schritt, um überhaupt eine Beziehung beginnen zu können. Damit es zum einander Kennenlernen und in weiterer Folge zu einer Beziehung kommen kann, muss einer die Initiative ergreifen. Lange Zeit war das eine Domäne der Männer – und die Frauen ließen sich umwerben. Geht man von der Zuordnung männlich = aktiv, weiblich = passiv, aus, entspräche das durchaus der Natur beider Geschlechter.

Doch wie sieht das heute aus?

Es ist seit einiger Zeit ein regelrechter Rollentausch in dieser Hinsicht zu bemerken. Manche Frauen lassen sich in Ihrer Initiative kaum mehr zügeln. Das kann so weit gehen, dass es schon zu viel wird. Viele Männer hingegen nehmen ohne großen Widerstand den ursprünglich weiblichen Part an und lassen sich mit Freude von den Frauen umwerben. Nichtsdestotrotz gibt es Männer, die auch selbst noch gefordert sein möchten und ihrerseits eine Frau erobern wollen. Kommt ihnen dann eine Frau schon zu sehr entgegen und nimmt ihm alle Aufgaben ab, kann der Schuss nach hinten losgehen.

Wie hat sich dieser Rollentausch entwickelt?

Die Emanzipation spielt dabei sicher eine große Rolle. Denn Frauen kamen dadurch in ein aktiveres Verhaltensmuster und wurden selbstbestimmter. Zweifelsohne wurden die Männer kollektiv gesprochen in ihrer Rolle etwas verunsichert. Aber manchmal kann es passieren, dass Menschen im Zuge einer für sie positiven Veränderung auch Vorteile aufgeben, selbst wenn das nicht zwangsläufig notwendig wäre.

Durch ein zu aktives Umwerben der Männer durch die Frauen verzichten diese bewusst oder unbewusst selbst auf die angenehmen Seiten des Kennenlernens.

Welches psychologische Muster steckt dahinter?

Die höhere Aktivität von Frauen geht mit einer scheinbar stärkeren Kontrolle der Situation einher. Anstatt darauf zu warten, ob sie von einem Mann, den sie selbst interessant findet, angesprochen wird, kann die Frau selbst diesen Schritt wagen. Ruft er nicht an, kann sie ihn anrufen. Es entsteht dabei das Gefühl die Situation stärker beeinflussen zu können, als nur in der Warteposition zu sein. Ob das tatsächlich so ist, steht auf einem anderen Blatt. Durch ein zu hohes Maß an Initiative können sich die Männer leicht überrollt fühlen und treten den Rückzug an. Je mehr er sich zurückzieht, desto aktiver wird sie. Es scheint, als ob heute die Frauen zu den „Jägerinnen“ geworden sind. Aber ein wahrhaftiges Interesse, Gefühle oder gar der Beginn einer Beziehung lassen sich nicht erzwingen.

Doch eine zu hohe Aktivität in dieser Hinsicht hinterlässt genau diesen zwanghaften Eindruck.

Für viele Männer erleichtert es die Situation, wenn die Frau den bisherigen Part des Mannes übernimmt. Denn es war und ist für Männer nicht immer leicht eine Frau anzusprechen, mit der Unsicherheit ob er nicht einen Korb bekommt. Insbesondere schüchterne und zurückhaltende Männer profitieren von dieser Entwicklung. Allerdings sind es nicht nur „die Schüchternen“ die ihre eigene Aktivität und Initiative beim anderen Geschlecht stark zurückschrauben. Sich von einer Frau erobern zu lassen finden viele Männer durchaus sehr angenehm. Es ist zu beobachten, dass sie ihrerseits dann dieselben Strategien anwenden, die einst eine gefürchtete Taktik bei den Frauen war. Das Hinhalten, Taktieren, telefonisch nicht leicht oder gar nicht erreichbar sein, sich mit der Entscheidung Zeit lassen etc.

Fazit:

Es ist wirklich interessant zu sehen, wie sehr die Rollen in dieser Phase vertauscht wurden. Ausnahmen gibt es natürlich. Aber es handelt sich um eine deutliche Tendenz, die immer stärker zu beobachten ist.

Durch diese Umpolung von Aktivität und Passivität bei den Geschlechtern kommt es sehr häufig zu einer geringeren Wertschätzung jener Frauen, die sich zu sehr anbieten und ihm regelrecht nachjagen. Je weniger sie davon bekommt, desto mehr kämpft sie darum. Es scheint, als ob die Frauen, die solch eine überaktive Umwerbung des Mannes praktizieren, jegliche weibliche Raffinesse verloren haben, die immer zu den Stärken der Frau gezählt haben.

Kommt man mit einer Verhaltensweise jedoch nicht weiter, empfiehlt es sich nicht noch mehr von demselben Verhalten anzuwenden, bis der andere möglicherweise schon genervt ist oder anfängt mit der anderen Person zu spielen, sondern dann sollte man lieber etwas anderes ausprobieren. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.

Wer vom anderen Geschlecht wertgeschätzt werden möchte, sollte nicht all seine Trümpfe aus der Hand geben und sich nicht zu sehr von der eigentlichen Polarität seines Geschlechts entfernen.