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Die Modedroge Spice

Legale Rauschalternative zum verbotenen Cannabis? Über die Wirkung, bekannten Inhaltsstoffe und mißbrauchten Handhabung der Räuchermischung.

Spice (zu deutsch „Gewürz“) ist ein Räucherduft für Innenräume. Ebenso wie hochprozentiger Alkohol und Zigaretten unterliegt der hauptsächlich in Head-Shops und übers Internet erhältliche Kräuter-Mix einer Altersfreigabe ab 18.

Die recht teure esoterische Räuchermischung ist in unterschiedlichen Ausführungen, teilweise mit Duftstoffen wie Rose, Honig oder Vanille versehen, zu je 3 Gramm erhältlich. Einigen der exotischen Kräuter werden psychoaktive Eigenschaften nachgesagt. Auch wenn auf der Packung explizit von der Inhalation und oralen Aufnahme abgeraten wird, werden die Kräuter als Cannabis-Ersatz missbraucht und geraucht.

Die bekannten in der Naturmischung enthaltenen Pflanzen

  • Meeresbohne (Canavalia rosea)

Wegen ihrer marijuanaähnlichen Wirkung wird die Pflanze an der Golfküste Mexikos geraucht. Königsgräber aus dem dritten Jahrhundert enthielten Samen als Grabbeigabe.

  • Blaue Lotusblume (Nymphaea caerulea)

Die alten Ägypter verehrten die Seerose als Symbol für die Ursprünge des Lebens. Bekannterweise erzeugen die Blumen berauschende bis hin zu visionäre Effekte.

  • Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera)

In den östlichen Religionen gilt der Lotos als Symbol der Reinheit. Der Schöpfer des Universums, Brahma, entsprang aus einem Lotos. In der Naturmedizin finden alle Teile der Pflanze Verwendung. Die Samen werden unter anderem als Aphrodisiakum eingesetzt. Geraucht oder als Tee zu sich genommen wird dem Pink Lotos berauschende Wirkung nachgesagt.

  • Zwerghelmkraut (Scutellaria nana)

Als Beruhigungsmittel verwenden die Indianerstämme Nordamerikas Helmkraut zur Bekämpfung von Angstgefühlen und Schlaflosigkeit. Große Mengen verursachen hingegen Schwindelgefühle. Im achtzehnten Jahrhundert glaubte man unbestätigterweise, man könne damit Tollwut bekämpfen.

  • Marihuanilla (Leonurus sibiricus)

Das kleine Marihuana, was die wörtliche Bedeutung des Namens ist, wird der Räuchermischung wegen seines leichten Hanfaromas zugefügt, welches beim räuchern freigesetzt wird. Das in Marihuanille enthaltene Alkaloid Leonin hat Auswirkungen auf die Herztätigkeit.

  • Afrikanisches Löwenohr, Wild Dagga (Leonotis leonurus)

In Südafrika wird die Pflanze als Medizin verwendet. Der Rauch wirkt extrem entspannend und beruhigend auf das Nervensystem In Kombination mit Ephedra als Tee zubereitet hat er einen berauschenden und euphorisierenden Effekt. Die Derivate des enthaltenen Pflanzenstoffes Cumarin wirken gerinnungshemmend. Die orale Aufnahme größerer Mengen führt unter anderem zu Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen. Intensiver Dauergebrauch der Blütenblätter soll eine leichte Abhängigkeit hervorrufen.

  • Maconha Brava (Zornia latifolia)

Die Blätter dienen den Indianern in Brasilien als Unterstützung zur Hervorrufung von Visionen, indem sie getrocknet und geraucht werden.

  • Indian Warrior (Pedicularis densiflora)

Nordamerikanische Indianerstämme rauchen die Blüten einiger Pedicularis-Arten wegen ihrer narkotischen Wirkung. Die in der Mischung enthaltene Sorte Pedicularis Densiflora gilt als eine der potensteten Arten. Einsatz fand sie als Aphrodisiak, Muskelentspanner und starkes Beruhigungsmittel.

  • Sibirischer Löwenschwanz (Leonurus sibiricus)

In Brasilien und im mexikanischen Bundesstaat Chiapas wird er wie Tabak geraucht. In der tradionellen chinesischen Medizin (TCM) wird das chinesische Mutterkraut Yi Mu Cao unter anderem zur Entlastung des Herzens verwendet, da das Extrakt den Blutdruck senkt und den Herzschlag vermindert.

Die legale Anwendung der Kräutermischung

Auch wenn keines der nachgewiesenen Wirkstoffe unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, ist vom in Mode gekommenen Missbrauch der Räucherware als Cannabis-Ersatz abzuraten. Es ist zwar bekannt aus welchen Pflanzen Spice hergestellt wird, allerdings entzieht sich der Kenntnis welche Teile der Pflanzen in welchem Mischungsverhältnis verarbeitet werden. Der Same einer Pflanze kann eine andere Wirkungsweise haben als beispielsweise die Blüten. Im Urin ist der Genuß der Droge im Gegensatz zu anderen Drogen nicht nachzuweisen.

Die Mixtur ist lediglich zur Anwendung als Räucherduft gedacht: Man füllt feuerfestes Material wie zum Beispiel Sand in eine feuerfeste Schale und gibt eine kleine Menge der Kräuter auf die glühende Räucherkohle.