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Eltern versus Tattoo und Piercing

Eltern fechten einen harten Kampf aus, wenn ihre Kinder sich frühzeitig für ein Tattoo oder ein Piercing entscheiden.

Pubertät ist, wenn Eltern ganz komisch werden – So zumindest sehen es Jugendliche, wenn sie selbst eine Phase durchleben, die den Übergang vom Teenager zum Erwachsenen kennzeichnet. Ungeachtet der Tatsache, dass die Jugendlichen in dieser Zeit nichts davon mitbekommen, dass sie launisch, dickköpfig, empfindlich und eigensinnig sind, sind auch noch der Kontakt und die Meinung von Gleichaltrigen wichtiger als alles andere. Das hat zur Folge, dass der Einfluss der Eltern an Gewicht verliert.

Tattoo und Piercing als Mittel zum Zweck

Auf der Suche nach der eigenen Identität und Selbstsicherheit wenden sich die Jugendlichen mit verstärkter Sehnsucht der Gruppe der Gleichaltrigen zu und probieren dort Wege aus, die mit den anerzogenen Werten der Eltern nichts mehr zu tun haben.

In diesem Zusammenhang ist die äußere Erscheinung von enormer Bedeutung und da die Pubertierenden noch unsicher sind, möchten sie in experimentierfreudiger Laune und um ihrer selbst willen durch das äußere Erscheinungsbild Anerkennung und Lob von den Gleichaltrigen erfahren.

Beliebtes Ausprobieren findet nach wie vor im Bereich des jeweiligen Modetrends, der veränderten Manieren, der Sprache oder der Frisuren, aber immer stärker in den letzten Jahren auch durch Tattoos und Piercings statt. Gerade Tattoos erleben einen enormen Boom und das liegt unter anderem auch daran, dass weltweit bekannte Stars diese Verschönerung des Körpers salonfähig gemacht haben.

Dienen neben den Gleichaltrigen auch die Stars aus Film und Fernsehen oder international bekannte Bandmitglieder dem Jugendlichen als Vorbild, so ist ein selbstsicheres Nachahmen von Tattoos und Piercings nicht mehr weit, vor allem wenn dies einen außergewöhnlichen Platz in der Gruppe Gleichaltriger sichert.

Eltern pro oder contra beim Tätowieren und Piercen

Ist der Jugendliche unter 18 Jahre alt, ist eine Einwilligungserklärung der Erziehungsberechtigten vorzulegen, denn rein rechtlich gesehen, sind Tätowierungen und Piercings als Körperverletzung zu betrachten und bedürfen einer bestimmten Regelung im Zusammenhang mit Jugendlichen.

An diesem Punkt begeben sich die Eltern in eine Situation, die nicht einfach zu bewerkstelligen ist, denn die Sorge um das eigene Kind, das sie beschützen wollen, kollidiert mit den immer stärker werdenden eigenen Vorstellungen des Jugendlichen, was sein Verhalten und sein Äußeres betrifft. Die Eltern wissen von ihren eigenen “Jugendsünden” und welche Nachteile sie teilweise nach sich gezogen haben. Und davor wollen sie ihre Kinder selbstverständliche bewahren.

Andererseits ist es wichtig, gerade dem pubertierenden Kind gegenüber Verständnis und Toleranz zu zeigen und dessen Drang nach einem bestimmten Äußeren ernst zu nehmen.

Sachliches Argumentieren zeigt Verständnis

Eltern sollten dem Jugendlichen die Konsequenzen eines Tattoos oder eines Piercings sachlich vor Augen führen, sei es, dass ein nicht mehr gewolltes Piercing Narben hinterlassen kann oder ungeliebte Tattoos kaum mehr zu entfernen sind.

Doch auch die gesellschaftlichen Folgen sind ein Ansprechthema. Ist sich der Jugendliche darüber bewusst, dass eine gepircte Lippe z.B. einen entscheidenden Nachteil bei einem Vorstellungsgespräch mit sich bringen kann? Oder was ist, wenn das gewählte Motiv eines Tattoos wohl den Vorstellungen des Jugendlichen entspricht, er aber ein paar Jahre später keinen Totenkopf mehr auf seinem Arm sehen möchte?

Der Wunsch nach einem Tattoo stellt Eltern vor eine große Herausforderung

Auch wenn es Eltern schwer fällt, den Wunsch nach Veränderung ihres Kindes in Form eines Tattoos oder Piercings wirklich nachzuvollziehen, so ist es gerade in dieser Zeit für den Jugendlichen wichtig, mit Respekt und Verständnis behandelt zu werden.

Jedes Kind in diesem Alter möchte gewisse Modeerscheinungen mitmachen oder ausprobieren. Eltern sollten daher so gut es geht gemeinsam mit dem Kind Vor- und Nachteile eines Tattoos besprechen, die finanziellen Belange regeln, die gesellschaftlichen Konsequenzen ausschöpfend erklären und die Konfrontation mit den Lehrern oder Mitschülern erörtern, wenn beispielsweise ein Lippen- oder Nasenpiercing gewünscht wird.

Der Wunsch nach einem Tattoo kann der Wunsch nach Selbstständigkeit sein

Pubertierende Kinder wollen in dieser schwierigen und herausfordernden Zeit das Gefühl haben, von ihren Eltern als Heranwachsende unterstützt, verstanden und respektiert werden. Sie wollen die Möglichkeit haben, sich kreativ entfalten zu können, auch wenn dies heißt, dass sich der Abstand zu den Eltern ein wenig vergrößern könnte.

Daher sollten Eltern dem Kind Zeit zum Überlegen geben, sodass es sich sicher wird, ob das Tattoo oder das Piercing ein echter Herzenswunsch ist oder einfach nur einer kurzweiligen Laune entspringt.

Üben die Eltern jedoch zu viel Druck aus und äußern ihre Bedenken lauthals und in sich ständig wiederholenden Auseinandersetzungen, so besteht die Gefahr, dass der Jugendliche sich bewusst von den Eltern entfernt und womöglich eine gesundheitliche Fehlentscheidung begeht, die im unsachgemäßen Tätowieren oder Piercen durch eine Freundin oder einen Freund endet.

Eltern haben es in dieser Zeit nicht leicht, vor allem dann, wenn ein Eingriff in Form eines Tattoos oder Piercings stattfinden soll. Das bewusste Miterleben von Seiten der Eltern in der Phase der Pubertät ihres Kindes und sich selbst als Rat gebende Begleiter anzubieten, gibt ihnen die Möglichkeit, positiven Einfluss auf den Lebensweg ihres Kindes nehmen zu können.