X

Essstörung – Ich bin fett

Die riesige Anzahl von essgestörten Models schocken immer wieder und auch junge Mädchen bleiben davon nicht verschont.

Immer mehr Mädchen neigen zur Magersucht. Die Bilder von abgemagerten Models schocken immer wieder. Früher sah man Frauen mit natürlich weiblichen Rundungen auf den weltweiten Laufstegen, heute stechen die Beckenknochen hervor und man kann jede Rippe einzeln abzählen, wenn sie auf hohen Absätzen an einem vorbeilaufen. Sie wirken so zerbrechlich, als könnte ein einziger Lufthauch sie vom Laufsteg fegen. Und diese Frauen werden zu den Idolen zahlreicher Mädchen. Teenager auf dem Weg zum Erwachsenwerden, deren Brüste auf einmal wachsen und Hüften breiter werden, sehen diese kurvenlosen Berühmtheiten und fangen an, kritisch an sich hinab zu schauen. Sie glauben, dass man erst attraktiv ist, wenn man so dünn ist wie sie und beginnen oftmals mit einer Diät. Aber nicht immer kommt es direkt zu einer Essstörung wie Magersucht oder Bulimie. Man spricht von einer Essstörung, wenn man 25 Prozent seines Normalgewichtes verloren hat. Dabei ist nur in einem von zwölf Fällen der Betroffene männlich.

Essstörungen: Wie man sie erkennt und wie sie sich auswirken

Durch folgende Merkmale kann man festmachen, dass jemand an einer Magersucht leidet: Der Betroffene treibt exzessiv Sport, erbricht sich gewollt, ist auf Diäten und das Essen fixiert, kontrolliert ständig sein Gewicht, nimmt Abführmittel und Appetitzügler, leugnet selbst zu dünn zu sein, da die Selbstwahrnehmung gestört ist. Bei Frauen setzt zudem die Menstruation aus und Männer können impotent werden. Zu den körperlichen Folgen gehören unter anderem Konzentrationsmangel, Muskelschwäche, Nierenschädigungen, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Schwindelgefühle, sinkende Körpertemperatur, Wachstumsstörungen in der Pubertät, Haarausfall, brüchige Fingernägel und trockene Haut.

Was eine Essstörung verursacht

Essstörungen bei Mädchen in der Pubertät hängen aber nicht immer mit angeblich fehlender Schönheit zusammen. „Sie kämpfen nicht gegen das Essen, sondern gegen ihre Rolle als Frau“, sagt Diplom-Psychologin Uta Büntgen. Ihrer Meinung nach geraten Mädchen in der Pubertät in einen Trennungskonflikt mit ihrer Kindheit und dem Erwachsenwerden. Auf einmal verändert sich alles. Der Körper verändert sich, die Gefühle gegenüber den Eltern und den Jungs, was ihnen Angst macht. „Die Mädchen fühlen sich machtlos in dieser Veränderungsphase und wollen deswegen wenigstens Macht über ihren Körper besitzen, weil das das einzige ist, was sie noch selbst beherrschen können.“

Eine weitere Ursache kann sein, dass der Teenager innerlich tief verstört und traurig ist, sodass er das Gefühl hat, auf die Hülle, die alles verdeckt, achten zu müssen. Nach außen wirkt er zäh und ehrgeizig, aber eigentlich ist er zutiefst verängstigt und fühlt sich unfähig, etwas zu leisten. „So gesehen ist die Magersucht manchmal einer stummer Hilfeschrei“, meint Uta Büntgen. Hans Hopf und Evelyn Heinemann haben in ihrem Buch „Psychische Störungen in Kindheit und Jugend“ eine Theorie zum Thema Essstörungen aufgestellt, bei der es sich um die Trennung von den Eltern geht, wenn Mädchen erwachsen werden. Als Kind klettert man dem Vater auf den Schoß, hat keine Scheu sich nackt vor ihm auszuziehen, doch wenn man sich zu einer Frau entwickelt, wird es anders. Man zieht sich nur noch hinter geschlossener Tür um und die Verbindung zum Vater kippt. Das Mädchen kommt damit nicht klar, will wieder als kleines Kind auf den Schoß klettern und hasst seine weiblichen Rundungen.

Genauso kann die Trennung von der Mutter eine Essstörung auslösen. Die Mutter will das Kind nicht loslassen, wenn es groß wird und auf eigenen Füßen stehen will. Das Kind ist entzwei entrissen und weiß nicht, wie es mit dem Erwachsenwerden umgehen soll. Auch sexueller Missbrauch oder andere Traumatisierungen, wie die Scheidung der Eltern, können das Kind dorthin treiben. Magersucht ist die tödlichste psychische Erkrankung. In einem Bericht im Stern heißt es, dass zwanzig Prozent der Erkrankten Selbstmord begehen oder durch Unterernährung oder Herztod sterben. Dreiviertel leiden unter schweren Depressionen. Um das zu verhindern, sollten Betroffene schnell Hilfe bekommen und Angehörige müssen beharrlich auf ihre Krankheit aufmerksam machen, denn Verleugnung einer Magersucht ist eins der eindeutigsten Symptome. Eine Ernährungstherapie ist dringend erforderlich, aber auch die seelischen Schäden der Patienten müssen behandelt werden, sonst kann es schnell zu einem Rückfall kommen.