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Frauenheilkunde: Alte Gebär- und Mutterkräuter versus abortive

Die einstigen Hebammen wussten Schmerzen zu lindern, die Geburt zu beschleunigen, wie Blutungen hervorzurufen. Welche Kräuter waren es, wie war die Wirkung?

In einem Atemzug mit der Hexerei wird häufig das Eisenkraut (Verbena officinalis) genannt. Selbst wenn die alte Zauberpflanze bis heute von einem Hauch Magie umgeben ist – das Fliegen lehrt sie uns nicht und auch mit Eisen hat das nur wenig zu tun. Der Name leitet sich von der ägyptischen Mondgöttin Isis ab, die wie alle Muttergöttinnen für die Geburt zuständig war.

Das Eisenkraut

Eisenkraut diente dem Geburtszauber und galt als eines der wichtigsten Mutterkräuter. In pulverisierter Form in warmem Wasser gelöst und eingenommen, förderte es die Wehen, verhalf zu einer komplikationsfreien Geburt, wie auch bei Tabernaemontanus bereits geschrieben stand. Kräuterkundige Hebammen begünstigen mit dem Kraut der Isis heute noch die Wehen.

Der Beifuß

Einen Teil ihrer außerordentlichen Macht über Geburt wie Tod bezogen die Kräuterfrauen vom Beifuß (Artemisia vulgaris). Der nach der griechischen Mondgöttin Artemis benannte Korbblütler fördert je nach Dosis die Menstruation, lindert Unterleibskrämpfe und beschleunigt ebenfalls die Geburt. In großen Mengen eingenommen und mit Pflanzen wie Mutterkorn, Petersilie, Rainfarn, Raute oder Sadebaum kombiniert, diente er sogar zur Abtreibung.

Die Haselwurz

Die Haselwurz (Asarum europaeum) gehörte ebenfalls zu den alten Abtreibungspflanzen, wie bei Lonicerus nachzulesen ist. Das Aristolochiagewächs wirkt in erster Linie brecherregend (Asaron). Wendet man Haselwurz-Salben am Genital an, so bewirken diese eine starke Durchblutungssteigerung der Unterleibsorgane und fördern auf diese Weise die Austreibung der Leibesfrucht.

Der Rainfarn

Hildegard von Bingen (12. Jh.) empfahl den Rainfarn (Tanacetum vulgare) zur Menstruationsförderung. Im Volksmund hieß der Korbblütler „Muttergottesstab“ und zählte zu den neunerlei Himmelfahrtskräutern, die im Mittelalter noch jeder Hebamme geläufig waren. Diese verwendeten das alte Gürtel- und Gebärkraut vor allem zur „Reinigung der Mutter“. In größeren Mengen wirkt es jedoch ähnlich abortiv wie zum Beispiel der Absud aus Sadebaumspitzen. Heute wissen wir, dass die emmenagoge (die Normalisierung des Zyklus herbeiführende) bis abortive Wirkung auf dem Gehalt an Thujon beruht, der im ätherischen Öl bis zu 70 % beträgt und toxische Resultate nach sich ziehen kann. Die meisten der im Zusammenhang mit Hexen genannten Pflanzen gehören zu den „Gebär-“ oder „Mutterkräutern“ und finden seit Jahrtausenden frauenheilkundliche Verwendung. Die Dosis macht das Gift.