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Krankenhauskeime: resistent und renitent

Wer ins Krankenhaus muss, will es gesund wieder verlassen. Und nicht noch kränker werden oder gar sterben…

400.000 bis 800.000 Krankenhauspatienten infizieren sich Schätzungen zufolge jedes Jahr in Deutschland mit Krankenhauskeimen, etwa 30.000 sterben. Oft werden nur spektakuläre Todesfälle bekannt, wie die der Neugeborenen, die im vergangenen Jahr in einer Bremer Klinik durch ESBL-Keime ums Leben kamen. Bei diesen Keimen handelt es sich um Enterobakterien, die normalerweise zur Keimflora des menschlichen Darms gehören, wie Klebsiella und E. Coli. Das Problem: Sie sind immer häufiger gegen fast alle Antibiotika resistent.

ESBL und MRSA – Abkürzungen für todbringende Keime

Auch hinter der Abkürzung MRSA verbergen sich gefährliche Keime, die in Krankenhäusern übertragen werden können. Es handelt sich dabei um Stämme des Bakteriums Staphylococcus aureus, die Abwehrmechanismen gegen Antibiotika entwickelt haben und daher nur noch schwer zu behandeln sind. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung trägt dieses Bakterium meist im Nasen-Rachenraum in sich. Einem gesunden Menschen können die Bakterien nicht viel anhaben, aber wenn sie in Wunden von Kranken eindringen, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist, werden sie lebensgefährlich.

Die Hände der Ärzte und Pflegekräfte sind ein Hauptübertragungsweg für gefährliche Keime im Krankenhaus. Handschuhe oder gründliches Händewaschen nach jedem Patientenkontakt schützen vor Infektionen. Da auch medizinische Geräte Keime übertragen können, sollten sie nach jedem Patientenkontakt desinfiziert werden. Aber leider gibt es in Deutschland bislang noch keine einheitliche Hygieneempfehlungen für Krankenhäuser. Seit 1.01.2012 muss jedes größere Krankenhaus einen Hygieniker beschäftigen, der für einwandfreie Hygiene sorgen soll. Doch leider scheitern die Bemühungen oft an der Nachlässigkeit des Klinikpersonals.

Eine Schwarzwaldklinik zeigt, wie es geht

In Sachen Hygiene sind übrigens die Niederländer führend, die jeden Krankenhauspatienten auf MRSA untersuchen und die Infizierten isolieren. Auch Mundschutz tragen, Händewaschen, Geräte sterilisieren wird in den Niederlanden ernster genommen als bei uns. Sie konnten damit die Neuansteckung auf 0,1 Prozent senken. Eine Klinik im Schwarzwald, und zwar das Schramberger Kreiskrankenhaus hat diese Methoden für sich übernommen, erntete aber zunächst nur Spott und Ablehnung von Kollegen und Patienten. Zum einen ärgerte es die Patienten, wenn ihre Angehörigen isoliert wurden. Zum anderen waren die Arztkollegen verärgert, wenn sie ihre Patienten gegen MRSA ambulant nachbehandeln mussten, weil die Therapie wegen der kurzen Verweildauer in der Klinik dort nicht lange genug durchgeführt wurde. Das ging dann auf das Budget der Niedergelassenen.

Doch mit Hygiene und der Anti-Bakterienpolitik konnte auch die Schwarzwaldklinik ihre MRSA-Fälle auf Null heruntersenken. Sie ist zwar teuer, aber jeder neue MRSA-Patient wäre teurer, was schließlich auch die Krankenkassen einsahen. Vielleicht macht das Beispiel ja Schule.