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Propheten, Wahrsager, Zeichen und Visionen

Die Geschichte des Hellsehens von der Antike bis ins Mittelalter. Visionen, Weissagungen oder Träume, die Wirklichkeit werden: Seit jeher üben Wahrsager und Propheten – von Delphi bis Nostradamus – eine gewisse Faszination aus.

Schon seit der Antike gibt es Berichte über das ungewöhnliche Phänomen, zukünftige Dinge voraussagen, oder Botschaften und Weissagungen von nicht menschlichen, meist als göttlich bezeichneten Wesen, empfangen zu können. Eines der bekanntesten Beispiele ist das Orakel von Delphi, das als wichtigste Kultstätte der hellenistischen Welt gilt.

Das Orakel von Delphi

An diesem Ort, der ursprünglich der Erdmutter Gaia geweiht war, soll der Gott Apoll durch eine Priesterin seine Weissagungen übermittelt haben. Dazu begab sich die als Pythia bezeichnete Priesterin in einen Trancezustand, in dem sie als eine Art Medium fungierend, die Botschaft des Gottes Apoll empfing, die dann durch geweihte Priester interpretiert wurden. Archäologischen Funden zufolge begann sein Aufstieg zu einem der größten hellenischen Heiligtümer, das Besucher aus dem gesamten Mittelmeerraum anzog, bereits im 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Das Ende der kultischen Verehrung des Ortes wurde durch ein Edikt des christlichen Kaisers Theodosius I. im Jahr 391 beschlossen.

Orakel, Visionen und Propheten

Der Begriff Prophezeiung stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „aussagen“, „aussprechen“ oder „für jemanden sprechen“.

Doch nicht nur die alten Griechen glaubten an Prophezeiungen, Weissagungen und Verheißungen, Begriffe, die im allgemeinen eine Voraussage von Zukunftsereignissen beschreiben. In vielen altorientalischen Kulten und auch bei den Römern waren verschiedene Formen der Zukunftsschau durch Orakel, Visionen oder Methoden wie das Deuten von Tierorganen oder des Vogelflugs bekannt. In den folgenden monotheistischen Religionen wurde diese Aufgabe dann von berufenen Propheten übernommen, die Gottes Botschaft an die Menschheit weitergeben sollten.

Das Mittelalter und seine Propheten

Seinen Höhepunkt erlebte das Phänomen der Prophetie im Mittelalter. Als einer der Urheber prognostischer Schriften gilt Johannes Lichtenberger. In seinen damals sehr einflussreichen Werk „Prognosticatio“ aus dem Jahr 1488 brachte er die verschiedensten gesammelten Prophezeiungen mit der zu jener Zeit sehr populären Astrologie in Beziehung. Noch bis weit über seinen Tod im Jahre 1503 hinaus erreichte sein Werk eine bis dahin ungewohnt hohe Auflagenzahl.

Doch nicht nur Weissagungen waren populär, auch das Deuten von Zeichen und Vorzeichen, das bereits in der Antike sehr beliebt war, erlebte im Mittelalter eine Renaissance. Oft blieben diese jedoch auch nur Mittel zum Zweck, um die breite Bevölkerung für bestimmte religiöse oder politische Überzeugungen zu gewinnen.

Nostradamus

Mit Nostradamus, der von 1503 bis 1566 gelebt haben soll, erreichte das Zeitalter der Prophetie seinen Höhepunkt. Seine in Versen verfassten Vorraussagen sind bis heute Bestseller und machten ihn zum populärsten Propheten aller Zeiten. Zur Erstellung seiner Weissagungen bediente er sich aller zur damaligen Zeit greifbaren Techniken: Visionen, Riten und Räucherrituale gehörten genauso zu seinem Repertoire wie das Deuten von Himmelszeichen und Sternkonstellationen.

Doch ob Delphi, Nostradamus, christliche Propheten oder moderne Mystiker, allen ist eines gemeinsam: Ihre Prophezeiungen sind entweder so allgemein oder so rätselhaft, dass zur Deutung oft ein großer Spielraum bleibt. So ist es auch immer nur eine fehlerhafte Auslegung, nie die Vorraussage selbst, die sich eventuell nicht bewahrheitet.