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Tipps zu Bewerbung und Vorsprechen an einer Schauspielschule 

Schauspielen ist für viele junge Leute der Traumberuf. Bewerbung und Vorsprechen an einer Schauspielschule erfordern jedoch gründliche Vorbereitung.

Etwa 15 staatliche Schauspielschulen in Deutschland bieten den meist 6- bis 8-semestrigen Studiengang Schauspiel an. Das Bewerbungsverfahren ist bei allen ähnlich und in zwei oder mehrere Durchgänge unterteilt, die ein Bewerber bis zur Aufnahme durchlaufen muss.

Formale Anforderungen der ersten Bewerbungsrunde

Zunächst schickt jeder Bewerber die ausgefüllten Bewerbungsunterlagen der Schule ab, die meist zum Download auf der jeweiligen Website erhältlich sind. Hier wird außer den persönlichen Angaben oft nach bisherigen Erfahrungen mit Theater, Film und Fernsehen oder sonstigen künstlerischen Tätigkeiten gefragt. Wer sich für ein Schauspielstudium bewirbt, sollte schon Erfahrung mit der Arbeit auf der Bühne mitbringen – sei es in der Schultheatergruppe, dem Improvisationstheater oder hobbymäßigem Schauspiel-, Gesangs- oder Tanzunterricht.

In erster Linie zählen jedoch die Motivation und das Durchhaltevermögen des Bewerbers, denn Bewerberzahlen an die 1.000 pro Jahrgang sind keine Seltenheit. Jede Schule hat eine andere Bewerbungsfrist, wobei manche nur zum Winter-, andere auch zum Sommersemester mit dem Studium beginnen. Die Unterlagen müssen in der Regel zum fristgerechten Datum vorliegen, der Poststempel ist also irrelevant. In der zweiten Bewerbungsrunde werden meist ein Gesundheitszeugnis und ein phoniatrisches Gutachten erfordert.

Rollenauswahl

Obwohl zwei oder drei Vorsprechrollen erwünscht sind, lohnt es sich immer, mindestens eine weitere in petto zu haben. Nichts ist ärgerlicher, als die Frage der Jury nach einem weiteren Rollenbeispiel mit einem verlegenen „Nein“ beantworten zu müssen! Bei der Auswahl der Rollen ist es von Vorteil, sich von seinen eigenen Identifikationsmöglichkeiten leiten zu lassen. Jeder Mensch hat unendlich viele Facetten und Emotionen in sich, die in einer spezifischen Rolle zum Ausdruck kommen können. Die Freude und der Antrieb des Schauspielers sollte es sein, seinen Facettenreichtum in einer Rolle zur Schau zu stellen – nur so ist er authentisch und wird ein Publikum mitreißen können. Das bedeutet keinesfalls, dass der Charakter der zu spielenden Rolle mit dem eigenen übereinstimmen muss! Es reicht ein Gefühl, dass man sich in eine bestimmte Person in einer konkreten Situation hineinversetzen kann. Wann, wo und wie diese Person lebt, kann sich vom eigenen Lebensstil erheblich unterscheiden. Was die Jury sehen will, ist Echtheit und Spielfreude.

Training für das Vorsprechen

Sind die – idealerweise gegensätzlichen (etwa eine wütende, eine verliebte oder eine klassische, eine moderne) Rollen gewählt, stellt sich zunächst die Frage nach der Handlung der zu spielenden Person. Wie auch im „echten Leben“ folgt jedes gesprochene Wort einer Intention, einem Wunsch nach Handlung oder einem gewissen Ziel. Nichts wird gesagt, ohne dass dem ein konkreter Gedanke vorausgeht. Das sture Auswendiglernen und Vortragen von Text ist nicht das Ziel und wird keinen Regisseur annähernd überzeugen. Es ist sinnvoll, sich zuerst die Intention der zu spielenden Person klarzumachen (Warum sagt er/sie das in diesem Moment? Was bezweckt er/sie damit?) und die Szene in kleine Abschnitte zu unterteilen, in der jeweils „Teiletappen“ des Ziels der zu spielenden Person erreicht werden. Der Schauspieler kann seine Handlungen innerhalb der Szene wie eine Choreografie einstudieren, die sich der Körper merkt und aus der heraus die Worte wie von selbst entstehen. Der Text sollte erst mit der Handlung einstudiert werden, da der Schauspieler sonst Gefahr läuft, gedanken- und grundlos den gelernten Text aufzusagen. Hilfreiche Literatur zum Hineinversetzen in Text und Situation liefert beispielsweise Stella Adler. Um Echtheit im Spiel herzustellen, gleichzeitig aber nicht nur für sich, sondern für ein Publikum zu spielen, schlägt die US-Schauspieltrainerin Susan Batson die Vorstellung einer „fourth wall“ vor – eine imaginäre Abtrennung von Zuschauer- und Bühnenraum, die den Schauspieler des Gefühls des „Beobachtet-Seins“ entledigen soll.

Hilfe von professionellen Schauspielern bei der Rollenvorbereitung kann hilfreich sein, muss aber nicht zwingend in Ansruch genommen werden. Die Jury einer Schauspielschule ist an der eigenen Arbeit und Rolleninterpretation des Bewerbers interessiert, nicht an einer kopierten Version eines Profis. Spielen vor Publikum ist jedoch eine unerlässliche Übung und gutes Training gegen Lampenfieber. Freunde und Familie sind nützliche Zuschauer, weil sie beispielsweise Fragen zur Rolle stellen können und somit wie eine Abfrage der Hausaufgaben des Schauspielers funktionieren: So viel wie möglich über die Zeit, Umstände und Persönlichkeit der Rolle zu wissen, ist ausschlaggebend für überzeugendes Spiel.

Vorsprechen und Kritik

Vor der Bewerbung an einer Schauspielschule sollte sich der Bewerber gut über deren Ausrichtung informieren. Wird nach einer bestimmten Schauspielmethode unterrichtet (method acting), spielen neben der Bühne auch Film und Fernsehen eine wichtige Rolle? An jeder Schule gilt jedoch: Die Jury steht auf der Seite des Bewerbers, da sie selbst ein Interesse daran hat, motivierte Schauspieler auszubilden. Sie wird den Bewerber deshalb in aller Regel dabei unterstützen, sein Bestes zu geben. Unterbrechungen während des Vorsprechens können durchaus konstruktive Kritik entahlten und sollten den Bewerber nicht verunsichern! Sie könnten das Blatt noch zum Guten wenden.

Klappt es trotzdem nicht beim ersten Versuch, ist das längst kein Beinbruch. Viele heutzutage bekannte Schauspieler wurden von Schauspielschuen abermals abgelehnt, bis sie einmal Erfolg hatten, oder haben gar niemals eine besucht. Der Beruf des Schauspielers erfordert jedoch eine gute und ständige Ausbildung von Stimme, Sprechen, Körperbeherrschung, Überzeugungskraft und eine Menge Disziplin. Diese zu beweisen wird in der Aufnahmeprüfung der Schauspielschule verlangt – wenn es sein muss bis zum Erfolg eben auch mehrmals. Nach einer Absage niemals den Mut verlieren! Oft suchen die Bewertenden noch nach einem „bestimmten Charakter“ zur Vervollstädigung ihres Ensembles oder haben eine genaue Vorstellung vom gewünschten Bewerber – Kritik sollte ernst, aber nicht zu persönlich genommen werden. Wer jedoch Konkurrenzsituationen und Vorsprechtermine scheut, sollte seinen Berufswunsch noch einmal klar überdenken: Schauspielen erfordert nicht nur Leidenschaft, sondern vor allem harte Arbeit.