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Urin – die Heilquelle in Zeiten der Not

Wie Urin in Zeiten der Not, der Kriege, bei Soldaten und erkrankten Kindern als Allheilmittel eingesetzt wurde.

Was geschah in den Kriegen, wenn Menschen sich verletzten, wenn sie krank wurden und der ärztlichen Hilfe bedurften und weit und breit weder Ärzte, noch Medikamente zu bekommen waren? In dieser Zeit musste man sich auf Hausmittel verlassen, die man sich aus Kräutern selbst herstellen konnte und die durchaus positive, heilkräftige und auch lebensrettende Wirksamkeit entfalteten konnten. Man tauschte untereinander Erfahrungen und Wissen über die Wirkung von Heilkräutern und die Heilmöglichkeiten bei verschiedenen Leiden aus. Noch heute kann man von den alten Zeitzeugen jener Epoche enthusiastische Loblieder auf das ein oder andere Volksheilmittel hören. Das Überleben stand an erster Stelle! Und dazu trug eines der vielseitigsten und wirksamsten Hausmittel bei – der Urin. Auch wenn es damals so manchen Zeitgenossen vor Ekel davor geschüttelt hat – aber in der Not griff er darauf zurück!

Wie Soldaten mit Urin kleine und größere Verletzungen behandelten

Es war oft die einzige Möglichkeit für Soldaten, womit sie sich behandeln oder behandelt werden konnten. Lange Fußmärsche, wenn die Füße schon wund gelaufen waren und bei jedem Schritt schmerzten: Da war es eine Wohltat, wenn man auf Rastplätzen oder in der Nacht seine geschundenen Füße in frisch gelassenem Urin baden oder wenigstens mit uringetränkten Tüchern umwickeln konnte. Den entzündungshemmenden Urin setzte man auch bei Mücken-, Bienen- und Wespenstichen, bei Brennnesselrötungen und Sonnenbränden als Einreibemittel ein. Aber auch bei Geschwüren und Schussverletzungen griff man zum Urin. Es wurden uringetränkte Verbände angelegt, die man immer dann wechselte, wenn sie nach zwei, drei Tagen zu stinken begannen. Auch in den kalten Winternächten, wenn die Soldaten dem Eis und der Kälte ausgeliefert waren, labten sie ihre aufgesprungenen Hände, ihre Erfrierungen und Frostbeulen mit ihrem wohltuenden, warmen und heilwirksamen Urin.

Eigenbehandlung mit Urin in Gefangenenlagern und KZs

Nach Schlägen und Folterungen, wenn man von roten und blauen Flecken übersäht war und aus offenen Wunden blutend in seine Zelle oder in den Schlafsaal zurückgebracht wurde, bekam man keine Medikamente verabreicht. Da behandelte man sich selbst – oder wurde von Mitgefangenen verarztet – mit Eigenurin. Auf diese Weise konnten nicht nur die Schmerzen gelindert werden, sondern auch die desinfizierende Wirkung den Heilungsprozess beschleunigen. Bei Knieverletzungen, offenen Beinen, Arthrosen und Prellungen half man sich mit Urinumschlägen. Auch Verbrennungen, die aus den Folterungen mit – auf der Haut ausdrückten – Zigaretten stammten, wurden mit Urin behandelt. Es war die einzige Medizin, die man hatte und die auch so manches Leben rettete.

Als Mütter ihren Kindern Urin zu trinken gaben

Am schlimmsten traf es die Mütter, wenn ihre Kinder krank wurden und sie um deren Leben bangen mussten. Ausgebombt, ohne Unterkunft, notdürftig in ungeheizten Notquartieren untergebracht, waren die Kinder anfälliger für Krankheiten als in Zeiten des Friedens; Halsschmerzen, Angina, Mandelentzündungen, Scharlach. Man griff zum Urin, ließ die erkrankten Kinder damit gurgeln oder behandelte Mundfäule, Schleimhautentzündungen mit uringetränkten Wattestäbchen oder vielmehr Stoffresten, was man eben so zur Hand hatte. Bei schweren Erkrankungen wie Gelbsucht, Grippe und Diphtherie gab man Kindern Urin, oft mit Tee vermischt, zu trinken, um das Fieber zu senken. Solche Urinbehandlungen konnten auch für schwer erkrankte Kinder oft lebensrettend sein. Noch heute greifen Senioren gelegentlich auf diese Mittel zurück. Urinumschläge bei Knieschmerzen, über Nacht mit einer Plastiktüte umwickelt, sollen am Morgen Erleichterung und in zwei, drei Tagen die Schmerzen sogar ganz zum Verschwinden bringen.

Auch in der Kosmetik wurde Urin mit Erfolg eingesetzt

Für die Schönheit verwendete man den frischen Morgenharn. So schworen viele Frauen darauf, Mitesser, Hautunreinheiten und Warzen mit Urineinreibungen oder Waschungen erfolgreich bekämpfen und kleine Fältchen zum Verschwinden bringen zu können. Schon im alten Rom wurde Urin von den Römerinnen zur Behandlung der Haare eingesetzt, nicht nur als Haarwuchs- und Pflegemittel, sondern vor allem auch, um die Haare zu blondieren. Die Prostituierten in Rom hatten meist blonde Haare.

Betrachtet man die Inhaltsstoffe des Harns, findet man: Hormone, Vitamine, Aminosäuren, Mineralstoffe, Antikörper und Antigene, Enzyme, antibiotische Stoffe und Zucker.

Fußbäder mit Urin

Noch heute werden Urinbäder für die Füße nicht nur zur Behandlung von Schweißfüßen, sondern auch zur Behandlungen von Verletzungen im Urlaub empfohlen, wenn man auf einen Seeigel getreten ist. So mancher Kroate schwört darauf, dass Urinfußbäder in einem solchen Fall die Stacheln herausziehen würden und man schon nach ein paar Tagen wieder laufen könne.

Man findet reichlich Literatur über den Einsatz von Urin, nicht nur als Therapeutikum und Schönheitsmittel, sondern auch Einsatzmöglichkeiten darüber hinaus, wie etwa als Geheimtinte, die man am Ofen oder über dem Kerzenlicht sichtbar machen kann. Noch heute wird Urin vielfach als Heilquelle verwendet; in Afrika, bei Naturvölkern und überall auf der Welt in den Armutsvierteln, wo man sich weder einen Arzt leisten, noch eine Medizin kaufen kann.