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Warum und Wie wird man süchtig?

Über die Gründe, Empfindungen künstlich zu beeinflussen. Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit, welches Leben sie führen wollen, wird für viele junge Menschen immer größer und beeinflusst ihr Suchtverhalten.

Viele Menschen glauben, ob sie ihre Empfindungen nun manipulieren sollten oder nicht, wäre für sie nicht relevant. Doch in Wahrheit stehen wir heute alle täglich vor dem Problem, entscheiden zu müssen, ob wir uns in gewisser Weise „dopen“ sollen. Das geht schon beim Früstückskaffee und der Kopfschmerztablette los. Oft wird schon gar nicht mehr darüber nachgedacht, ob legale oder illegale Drogen konsumiert werden, sondern es ist fast zum Lebensstil mancher Szene geworden. Ein Teil der Disco-Besucher gehört zum gefährdeten Personenkreis.

Sucht oder Abhängigkeit?

Zwischen Sucht und Abhängigkeit besteht ein Unterschied, der heute oft verharmlosend gar nicht mehr gemacht wird. Das Wort Sucht kommt ursprünglich nicht von „suchen“, wie gerne geglaubt wird, sondern von „siechen“, also von Siechtum, einem Stadium mehr oder weniger kurz vor dem Tod. Während die Abhängigen noch ziemlich lebendig sein können und manchmal genauso lange leben wie die Nichtabhängigen. Im Sprachgebrauch wird jedoch diese Tatsache genau umgekehrt. Die Abhängigen sagen, sie wären eben süchtig, könnten bedauerlicherweise von ihrer Sucht nicht lassen, während die als Süchtige von der Gesellschaft angesehenen ihre Drogenabhängigkeit möglichst zu verbergen suchen. Übrigens nicht nur, wenn es sich um illegale Drogen handelt, sondern auch bei Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Und auch bei Spielsucht, Computersucht, Arbeitssucht und Kaufsucht.

Warum wird man überhaupt süchtig?

Jeder Süchtige versucht seine innere Leere, die er nicht durch Ideale und Werte füllen kann, mittels Drogen oder Handlungen zu kompensieren. Unter einem Ich-Ideal verstehen Psychologen die persönlichen Vorstellungen davon, wie man richtig leben soll. Wenn nun zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine zu große Lücke klafft, die real oder vermeintlich unüberbrückbar ist, greifen viele Menschen zu Substanzen mit Wirkungen, die für einige Zeit vergessen lassen, dass diese Kluft vorhanden ist. Man beamt sich in eine Gefühlswelt, die Sehnsüchte partiell erfüllt und Sorgen verschwinden lässt. Aber dieses Glücksgefühl ist nicht von Dauer und die Folgen können bei Übertreibung gesundheitliche und finanzielle Schäden sein, die einen sozialen Abstieg verursachen.

Niemand will süchtig oder abhängig werden

Wer selbstverantwortlich und seinem eigenen freien Willen entsprechend handeln will, schließt es von der Logik her aus, süchtig oder abhängig werden zu wollen. Auch die Millionen Menschen, die drogen-süchtig, drogenabhängig und drogenfixiert sind, hatten nicht die Absicht, negative Folgen zu gegen-wärtigen. Sie haben sich nur, bis auf diejenigen, die von anderen dazu gezwungen wurden, irgendwann dafür entschieden, ihre Empfindungen mit Hilfe von Drogen zu verändern. Natürlich sind das kaum rationale Entscheidungen, wenn jemand seine Stimmung dämpfen oder aufhellen will, sondern sie werden emotional getroffen und unterliegen häufig dem Gruppenzwang. Es wird eben oft der bequemste Weg gewählt, eine momentane Situation besser zu überstehen und lustvoller zu erleben.

Warum kommt man so schwer von Drogen los?

Nicht nur persönliche Konstitution und Biografie bestimmen den Weg in die Abhängigkeit, sondern auch soziale Beziehungen, der Umgang mit Stress und die gesellschaftliche Akzeptanz einer Droge. Man geht heute zunehmend davon aus, dass Sucht erlernt wird. Es ist in den meisten Fällen zunächst eine freiwillige Entscheidung, mit der ein positives Erlebnis verbunden ist, das man wiederholen will. Die Nervengifte verändern dann das Denken und Fühlen der Süchtigen, sie sprechen letztlich auf normale Schlüsselreize nicht mehr an, die Gesunden attraktiv erscheinen, sondern nur noch auf die Droge. Alles Erlernte wird im Gedächtnis gespeichert und kann wieder abgerufen werden, auch nach einem Entzug. Deshalb die hohe Rückfallquote. Hinzu kommt, dass ein Abhängiger nach jahrelangem Drogenkonsum alles andere als einen freien Willen hat.

Psychische und physische Abhängigkeit

Fachlich wird die psychische und physische Abhängigkeit unterschieden, also der psychische Zwang zur Wiederholung, und die körperliche Toleranz gegenüber Steigerungen, die beim Absetzen Entzugs-symptome hervorrufen. Im Grunde führt diese Unterscheidung nur zur Verharmlosung des Problems, denn bei physischer Abhängigkeit gibt es immer auch eine psychische Abhängigkeit. Körper und Seele spielen stets zusammen und müssen in Balance gehalten werden, was gerade Leuten mit Gefährdungspotenzial ganz besonders schwerfällt.