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Was versteht man unter Handlungsorientierter Medienpädagogik?

Unter Medienpädagogik versteht man zunächst alle pädagogisch relevante Überlegungen im Zusammenhang mit Medien. Medienpädagogik bezeichnet alle pädagogisch relevanten Überlegungen, die mit Medien zu tun haben. Als Fachterminus taucht er erst in den 60er Jahren auf und ist heutzutage ein Überbegriff für Mediendidaktik, Medienkunde und Medienerziehung. Die Medienpädagogik beschäftigt sich mit dem Weg, auf dem Medienkompetenz erreicht werden soll. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel festgestellt, geht Medienkompetenz über institutionelles und Ziel orientiertes begrenztes Denken hinaus.

Ursprung und Entwicklung

Die Medienpädagogik als solche entwickelte sich aus dem im 19./20. Jahrhundert verbreiteten Ansatz des Bewahrens und Erziehens zum Schutz der Jugend zum Beispiel vor Reizüberflutung. Filme wurden nur gezeigt, wenn es sich um ‚gute‘ Filme mit erzieherischem Wert handelte. In den 1930er/40er Jahren wurden Medien mit nur wenigen Ausnahmen als Propagandamittel genutzt. Und erst in den 1950er Jahren wurden Medien mit dem Schwerpunkt der Kulturkritik zu Unterrichtsinhalten. Erst mit dem Umbruch durch gesellschaftstheoretische Neubewertungen gewann man in den 1970er Jahren die Erkenntnis über die Herrschaftsstützende Funktion der Medien. Es folgten erste Eigenproduktionen, das Prinzip der Gegenöffentlichkeit sowie die Umformulierung des herkömmlichen Reiz-Reaktionsschemas.

Begriffsdefinition

Nach Baacke (2003) umfasst Medienpädagogik alle

  • sozialpädagogischen,
  • sozialpolitischen und
  • sozialkulturellen Überlegungen und Maßnahmen,

wie Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen, die ihre Interessen und Entwicklungschancen in Beruf, Freizeit und Familie, sowie ihre politischen Partizipationsmöglichkeiten betreffen.

Definition des Begriffs der Handlungsorientierten Medienpädagogik

Handlungsorientierung bedeutet, den Lernprozess so zu gestalten, dass das Lernen selbst für das spätere Handeln bedeutsam ist. Lernende sollen zu problemorientiertem, entdeckendem und selbst gesteuertem Lernen befähigt werden und somit die Möglichkeit erhalten, ihren Kenntnis- und Erfahrungsstand sowie ihr sozial-kognitives Niveau weiter zu entwickeln.

Der handlungsorientierte Ansatz der Medienpädagogik wird wesentlich durch einen Perspektivenwechsel getragen. Nicht mehr der Pädagoge allein bestimmt den Umgang mit dem Medium, indem er Inhalte auswählt und Ziele festlegt, sondern der handelnde Umgang greift die Erfahrungen und Medienbiographie des Jugendlichen auf und macht sie durch eine aktive Gestaltung selbst zum Gegenstand der Reflexion. Nach Ansicht von Maier (2001) schafft sie Transparenz im eigenen Mediengebrauch und erweitert die Wahrnehmung und auch die Genussfähigkeit um eine höhere ästhetische Einsicht und eine kritische Distanz zur sekundären Gestaltung der Wirklichkeit in den Medien.

Bei der handlungsorientierten Medienpädagogik wird die Befähigung zur kritisch-reflexiven Mediennutzung in den Vordergrund gestellt. Die Subjekte werden hier hauptsächlich als grundsätzlich fähig zur kritischen Medienrezeption und –gestaltung betrachtet (Schorb 1987, 1995; Baacke 1997). Mit dem bereits oben angesprochenen Perspektivenwechsel vom Medienrezipienten zum Medienproduzenten bleiben die Ansätze handlungsorientierter Medienpädagogik nicht auf die Reflexion dessen beschränkt, was Medien mit Menschen machen, sondern rücken das in den Vordergrund, was Menschen mit Medien machen können.

Mithilfe von Anleitungen zur praktischen, mehr oder weniger politisch motivierten Medienarbeit sollen diese Dimensionen eingelöst werden (Brenner, Niesyto 1993).

Medienkompetenz in der Medienpädagogik

Immer stärker setzt sich in der handlungsorientierten Medienpädagogik der Zielbegriff ‚Medienkompetenz‘ durch. Grundlage bzw. Vorraussetzung handlungsorientierter Medienpädagogik ist, dass jeder Mensch prinzipiell über sich selbst verfügen kann. Der Mensch unterscheidet sich somit vom Tier durch Handlungsfähigkeit. Das Tier reagiert in einer von der Natur vorgegebenen Weise auf Reize, während der Mensch interaktiv und kommunikativ sein Leben bestimmen kann. Medienkompetenz wird als Teilbereich einer allgemeinen kommunikativen Kompetenz verstanden.

„Kommunikative Kompetenz als Fähigkeit, an gesellschaftlicher Kommunikation zu partizipieren, repräsentiert das übergreifende Ziel, dem in allen pädagogischen, also auch medienpädagogischen Handlungskontexten Geltung zu verschaffen ist.

Medienkompetenz steht für das spezifisch medienpädagogische Ziel und umreißt die Fähigkeit, Medien und medial basierte Kommunikation zu begreifen und ebenso selbstbestimmt wie verantwortlich zu nutzen und sich dienstbar zu machen.“ (Theunert 1999)

Wichtigste Konzepte in Zusammenhang mit der Medienpädagogik

Zu den Hauptkonzepten der Medienpädagogik zählen:

  • die Bewahrpädagogik (Annahme einer negativen Wirkung, Verbote, Immunisierung, Medienerziehung)

Bewahrung vor Schädlichem und Pflege des Wertvollen sind somit frühe und bis heute wichtige Leitideen für die Medienerziehung (vgl. z. B. Keilhacker/ Keilhacker 1955). Das damit verbundene medienerzieherische Konzept kann als behütend-pflegende Medienerziehung bezeichnet werden (vgl. Tulodziecki 1997)

  • Medien als Lehr- und Lernmittel (Mediendidaktik, technologisch-funktionale Position, Zukunftstechniken vermitteln, Lernen durch Vermittlung)

Der mündige Umgang mit Medien zur Förderung von Bildung, Wirtschaft und Demokratie stellt eine weitere Leitidee der Medienerziehung dar (vgl. z. B. Kerstiens 1971). Diese Leitidee prägt vor allem das funktional-systemorientierte Konzept der Medienerziehung

Im Spektrum medienerzieherischer Leitideen (vgl. z. B. Holzer 1974) sind Ideologiekritik und Herstellung von Medien zur Artikulation eigener Interessen konstitutiv für das kritisch-materialistische Konzept der Medienerziehung.

  • Die Handlungsorientierte Medienpädagogik (Autonom gestaltendes Subjekt, Lebensweltorientierte Medienpädagogik, gesellschaftskritische Position)

Medienverwendung als sinnvolle Nutzung vorhandener Medienangebote und die eigene Herstellung von Medien im Sinne sozialen Handelns und kommunikativer Kompetenz sind demgemäß bis heute weitere wichtige Leitideen der Medienerziehung (vgl. z. B. Baacke 1992). Auf ihnen basiert das handlungs- und interaktionsorientierte Konzept der Medienerziehung

Strategien medienpädagogischen Handelns

Die zentralen medienpädagogischen Handlungsstrategien sind:

  1. Beschützen: Hier steht die Verhirung der negativen Folgen des Mediengebrauchs im Vordergrund, um den Kindern und Jugendlichen Wachstums- und Entwicklungschancen zu erschließen (Prävention),
  2. Aufklären: Wesentliches Ziel die Strategie ist die Emanzipation des Subjekts (Ideologiekritik),
  3. Vermitteln: Hauptziel ist hier der möglichst effiziente Einsatz von (neuen) Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehr-Lernprozessen (Mediendidaktik),
  4. Handeln: Mit dem Ziel der „kommkativen Kompetenz“ bzw. Medienkompetenz will diese weitestgehende medienpädagogische Handlungsstrategie den Menschen in die Lage versetzen, selbst Medien handhaben zu können, um dadurch in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse eingreifen zu können. (Handlungsorientierung)