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Wie hilft ein Ernährungsprotokoll bei Esssucht?

Das Ernährungsprotokoll wird empfohlen, wenn man sein Essverhalten langfristig ändern möchte. Beliebt ist es allerdings mehr bei den Profis, als bei den Betroffenen.

Das Ernährungsprotokoll gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, um eine Ess-Sucht zu heilen und wird Menschen mit Übergewicht im Zusammenhang mit Gewichtsreduktionsprogrammen dringend empfohlen. Ebenso eignet es sich als Selbsthilfemöglichkeit, wenn man in Eigenregie sein Essverhalten verändern möchte. Das Ernährungstagebuch, wie es auch genannt wird, scheint allerdings bei den Ernährungsberatern, den behandelnden Ärzten und Therapeuten deutlich beliebter zu sein als bei den Betroffenen selbst.

Wie sieht ein Ernährungsprotokoll aus?

Für ein Ernährungstagebuch zeichnet man sich eine Tabelle auf lose Blätter, in eine Tagebuchkladde, oder richtet sich eine Tabelle auf dem PC ein. Wichtig sind folgende Spalten:

  • Uhrzeit
  • Nahrungsmittel, hierzu gehört auch die Menge
  • Situation des Essens, z.B. Mittagspause mit Kollegen
  • Hungergefühl, das Ausmaß kann man mit Zahlen von 1 -6 (oder mehr) kennzeichnen
  • Gefühle vor dem Essen
  • Gefühle nach dem Essen

Was kann mit einem Ernährungsprotokoll erreicht werden?

Zu allen Veränderungsprozessen im Leben, die man bewusst steuern will, gehört eine Bestandsaufnahme und eine Zielsetzung. Wenn man mit einem Ernährungsprotokoll beginnt, geht es zunächst einmal nur darum, festzuhalten, wie das eigene Essverhalten aussieht und mit welchen Gefühlen es im Zusammenhang steht. Dadurch gewinnt man einen Überblick, um den Gründen für das übermäßige Essen auf die Spur zu kommen. Auf diese Weise kann beispielsweise deutlich werden, dass man unter Stress und Ärger viel mehr isst, als in entspannten Zeiten. Jemand anders entdeckt dabei möglicherweise, dass er besonders viel Süßes zu sich nimmt, wenn er enttäuscht oder frustriert ist.

Der Bestandsaufnahme über mehrere Tage folgt die Zielsetzung, in der möglichst genau festgehalten wird, was man an den Ernährungsgewohnheiten ändern möchte. Menschen, die an einer Ess-Störung leiden, besprechen Alternativen und neue Verhaltensweisen in der Therapie. in jedem Fall ist es wichtig, sich in kleinen Schritten realistische Ziele zu setzen, die gut zu erreichen sind. Ein realistisches Ziel ist zum Beispiel, wenn man zunächst nur eine Mahlzeit in Richtung neuen Essverhaltens ändert, oder nur die „nebenbei“ Snacks durch Obst ersetzt.

Warum es oft schwierig ist, ein Ernährungstagebuch zu führen

Das Führen eines Ernährungstagebuches erfordert Mut, denn alles aufzuschreiben, was man isst, bedeutet der Wahrheit des eigenen Essverhaltens ins Auge zu sehen. Die eigene Wahrheit entspricht aber selten den Wunschvorstellungen, die man von sich hat. Das gilt es auszuhalten.

Man wird aber nicht nur mit seinem Essverhalten konfrontiert, sondern auch mit seinen Gefühlen – mit Gefühlen der Angst, der Wut, der Trauer, des Ärgers oder der Langeweile und inneren Leere. Viele Menschen, die an einer Ess-Sucht leiden, haben Schwierigkeiten mit ihren Gefühlen umzugehen, sie machen ihnen Angst, weil sie befürchten von ihnen überschwemmt zu werden oder abgelehnt zu werden, wenn sie ihre Gefühle zeigen. Wenn also die Essanfälle dazu dienen, emotionale Spannungen abzubauen oder schlechte Stimmungen aufzuhellen, wird deutlich, dass nicht die Essstörung das ursprüngliche Problem ist, sondern der Umgang mit den unangenehmen und angstauslösenden Gefühlen. In diesen Fällen ist eine begleitende psychotherapeutische Unterstützung notwendig, damit der Betroffene sein Essverhalten ändern kann.

Was es leichter macht, ein Ernährungstagebuch zu führen

Nutzt man das Ernährungstagebuch, um bisherige Gewohnheiten des Essverhaltens abzulegen, ohne dass man an einer Ess-Sucht leidet, gibt es einige Hilfen beim Aufschreiben:

  1. Besorgen Sie sich eine besonders hübsche Kladde oder Mappe für ihre Ernährungsprotokolle
  2. Schreiben Sie das Ernährungstagebuch nur für sich selbst
  3. Betrachten Sie das Ernährungstagebuch wie einen guten inneren Freund, der Ihre Fortschritte festhält
  4. Belohnen Sie sich mit einer netten Kleinigkeit, wenn Sie ein Teilziel geschafft haben
  5. Machen Sie mit dem Aufschreiben auch mal einen Tag Pause

Insgesamt betrachtet ist ein Ernährungstagebuch immer dann hilfreich, wenn man es weniger mit den Augen eines inneren Kritikers liest: „Was klappt immer noch nicht“ , sondern viel mehr mit den wohlwollenden Augen einer inneren Freundin „Was gelingt mir schon gut?“