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Wie wichtig ist Freundlichkeit?

Die Macht der Freundlichkeit. Warum man mit einem Lächeln langfristig weiterkommt als mit einer scharfen Zunge und spitzen Ellenbogen.

Nettsein hat ein schlechtes Image. Wer nett ist, so die vorherrschende Meinung, der hat nur nicht den Mumm, sich durchzusetzen. Nett sein heißt passiv sein, sich nicht wehren und sich unterbuttern lassen? Nicht doch!

Die positive Energie der Freundlichkeit

Freundlichkeit ist eine positive Energie. Wenn Sie zu jemandem freundlich sind, überträgt sich diese positive Energie wie eine Welle, die sich ausbreitet: ein offenes Lächeln, wenn man dem schlechtgelaunten Nachbarn im Treppenhaus begegnet, jemanden an der Kasse vorlassen, der es eilig hat, ein Kompliment auch aussprechen und nicht nur denken … Häufig erhalten wir sofort eine positive Resonanz, indem man uns ebenso freundlich begegnet. Doch selbst wenn nicht: Kleine Gesten können eine große Wirkung haben. Und es heißt ja: Man sieht sich immer zweimal im Leben – man kann also nie wissen.

Was Nettsein nicht heißt

Dennoch: Beim Nettsein steht die Frage „Was bringt es mir?“ hinten an. Freundlichkeit ist nichts, was für Vorgesetzte, Bankmanager und potenzielle Vermieter oder Kunden reserviert ist. Es geht nicht darum, sich mit falscher Freundlichkeit einzuschmeicheln. Es geht vielmehr darum, alle Menschen gleichermaßen zuvorkommend zu behandeln; die Kassiererin im Supermarkt nicht nur als Dienstleisterin zu sehen, sondern auch als Mensch wahrzunehmen. Nettsein heißt auch nicht, dass man alles mit sich machen lässt, nur um Konflikte zu vermeiden. Man kann auch auf wohlmeinende Art Kritik üben oder freundlich, aber bestimmt Grenzen setzen und Nein sagen. Nettsein ist keine Uniform, die man sich überstülpt zusammen mit der Maske des aufgesetzten Lächelns. Falsche Freundlichkeit wird meist sofort entlarvt. Wir alle kennen die Verkäuferin, die ihr strahlendes Zahnpasta-Lächeln aufsetzt und flötet: „Sieht das aber entzückend an Ihnen aus“ – und wir wissen, sie lügt. Instinktiv spüren wir, ob jemand liebenswürdig ist, weil er etwas erreichen will oder einfach, weil es seine Art ist.

Miteinander statt gegeneinander: Warum Freundlichkeit sich immer auszahlt

Die Konkurrenz übertrumpfen, sich selbst möglichst das größte Stück vom Kuchen sichern und die anderen, die auch etwas abhaben wollen, möglichst im Dunkeln lassen: Bloß keine Tipps geben, soll jeder schauen, wo er bleibt … „Warum sollte ich anderen helfen? Mir hilft doch auch keiner…“. Wer nur sein eigenes Wohl im Auge behält, darf damit rechnen, dass er auch in Zukunft alleine kämpfen wird. Kurzfristig kommt man so auch ans Ziel. Langfristig: keine gute Strategie. Jeder kommt über kurz oder lang in eine Situation, wo er Hilfe gebrauchen kann. Wer anderen also hilft, auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen, dem wird es über kurz oder lang zugute kommen. Sei es auf direktem Weg, weil sich jemand an die Unterstützung erinnert und nun seinerseits helfen kann, viel öfter aber auch auf verschlungeneren Pfaden.

Was man täglich für ein gutes Miteinander tun kann

  • Die einfachste Art der Freundlichkeit: Lächeln. Wer lächelt, der versetzt nicht nur sich selbst in bessere Stimmung, der sorgt auch dafür, dass sich die Menschen um ihn herum besser fühlen. Wer schon einmal in schlechter Stimmung von einem gut gelaunten Menschen angelächelt wurde, weiß, wie gut es sich anfühlt. Dieses Wohlgefühl kann man jederzeit selbst verbreiten. Es kostet gar nichts.
  • Interesse zeigen und aufmerksam zuhören. Wir alle haben den Drang, uns mitzuteilen. Versuchen wir einmal mehr, einfach nur zuzuhören – ohne gleich mit einem „Kenne ich, geht mir auch so“ die eigene Geschichte erzählen zu wollen. Konzentrieren wir uns einmal völlig auf den anderen – übrigens auch ein Geheimnis von Menschen mit Charisma.
  • Kleine Gesten wirken Wunder: Für eine genervte Kollegin einen Schokoriegel aus der Schublade zaubern, einen niedergeschlagenen Freund zum Lachen bringen, einem verliebten Pärchen im Restaurant den besseren Platz überlassen … Einen unmittelbaren Gewinn hat man immer beim Freundlichsein: Es fühlt sich gut an, zu sehen, wenn andere sich freuen.
  • Adolph Freiherr von Knigge hat in Über den Umgang mit Menschen vor über 200 Jahren einige Regeln niedergeschrieben, die das Miteinander einfacher machen und bis heute nicht an Aktualität verloren haben. Höflichkeit und gute Manieren sind keine überholten Sitten, sondern zeugen von Respekt.
  • Nett sein heißt auch: Gut über andere sprechen. Selbst, wenn man jemanden nicht besonders ins Herz geschlossen hat, sollte man mal versuchen, sich nicht auf dessen Schwächen, sondern auf seine Stärken zu konzentrieren. An den meisten Menschen kann man etwas Nettes entdecken, man muss sich nur die Mühe machen, genauer hinzusehen.

Soll heißen: Freundlichkeit ist eine Lebenseinstellung, die im Grunde nichts anderes ist, als den anderen achten und ihn so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte.