Albatros und Kompagnons

Wie Seevögel ihre Beute in der endlosen Weite der Antarktis finden. Antarktische Seevögel, wie der Albatros, haben es allein ihrem hochempfindlichen Geruchssinn zu verdanken, dass sie genug Beute greifen können, um nicht zu verhungern.

Die Antarktis, ein Kontinent von Eis bedeckt mit nur wenigen kleinen eisfreien Zonen. Die gesamte Landmasse umgeben von Wasser. Eine morphologisch eintönige und konturlose Ödnis mitten in einer gewaltigen Wasserwüste. Orientierungspunkte gibt es kaum welche. Wie soll man in dieser monotonen Endlosigkeit nur Nahrung finden können? Wie schaffen tausende Seevögel es, in dieser kargen Welt zu überleben – nicht zu verhungern?

Der Geruchssinn weist den Weg zur Beute

Dank ihres, im Vergleich zum Menschen, vielfach empfindlicheren Geruchssinns. Ohne diesen würden die Röhrennasen, zu denen eben der Albatros und auch die sogenannten Sturmvögel gehören, wohl tatsächlich jämmerlich zu Grunde gehen. Denn die Röhrennasen sind allesamt Hochseevögel, die meistens nur zum Brüten festen Boden unter den Füßen beanspruchen. Und auf hoher See ist mit dem Sehsinn allein nicht viel anzufangen. Bei einer Jagd, die tausende von Kilometern über monotone Wassermassen stattfindet, ist das Auge auf Dauer nicht zuverlässig genug. Verhaltensforscher konnten experimentell beweisen das sich die antarktischen Seevögel vor allem mit ihrem Geruchssinn orientieren und so ihre Chancen auf einen erfolgreichen Beutezug deutlich erhöhen. Es scheint tatsächlich so zu sein das Albatros und Kompagnons sich von ständig verändernden Duftkarten leiten lassen. Ihre Nase weist ihnen geradezu den Weg zu großen Fischschwärmen und Krillvorkommen.

Dimethylsulfid ist der Schlüssel zur Orientierung

Die Ergebnisse der Wissenschaftler beweisen, dass die Seevögel sich anhand einer bestimmten Substanz für eine Flugrichtung entscheiden. DMS – Dimethylsulfid, ist der Name dieser Substanz. Der Albatros, wie auch die Sturmvögel, folgen dem Geruch bereits, wenn sie auch nur kleinste Mengen davon wahrnehmen. DMS wird dabei weder von den begehrten Fischen noch vom Krill produziert und freigesetzt, sondern vom Phytoplankton. Quasi der Beute der Beute. Denn Phytoplankton ist Hauptnahrungsmittel unter den kleineren Gliedern des Nahrungsnetzes, wie es kleine Fische und Krill schließlich sind. Einmal ausgestoßen, kann sich Dimethylsulfid tage- oder sogar wochenlang in der Luft halten. Die geflügelten Jäger müssen also im wahrsten Sinne immer der Nase nach. Die Jäger unter den Menschen wären froh, könnten sie so einfach der Fährte ihres Opfers folgen.

Der Nachwuchs lernt mit der ersten Fütterung für die Zukunft

DMS sei dank, können die Vögel der Antarktis zunächst ganz einfach nahrungsreiche Gewässer orten und diese dann systematisch absuchen. Anhand der jeder Spezies eigenen Duftnote können diese dann auch ihre Opfer von anderen Meeresbewohnern unterscheiden, die nicht in ihr Beuteschema gehören. Der Nachwuchs der antarktischen Seevögel muss allerdings lernen, die Beute zu erkennen. Das geschieht bereits innerhalb der ersten Lebenswochen. Durch den zur Fütterung ausgewürgten Mageninhalt der Elternvögel erfahren sie, wie ihre zukünftige Nahrungsgrundlage zu riechen hat, damit auch sie sich nicht in den endlosen Weiten der antarktischen Gewässer auf der Suche nach Futter verirren und verhungern mögen.

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