Amors Helferlein: Liebeszauber mit Tollkirsche, Rose und Voodoo

Wenn kein Flirt Erfolge bringt, sollen Magie und Pflanzen helfen. Drei Traditionen des Liebeszaubers liegen Voodoo, Rosenstrauß und Augentropfen zugrunde.

„Er liebt mich – liebt mich nicht“, murmelt Gretchen im Faust und zupft dabei die Blütenblätter einer Margerite. Einem im Volksbrauch tief verwurzelten Liebesorakel setzte Goethe damit ein literarisches Denkmal. Während derartige Wahrsagerei mit Pflanzen naiv und harmlos wirkt, hat sich unter der Prämisse magischer Wirksamkeit eine ganze Wissenschaft von Tränken und pflanzlichen Mittelchen ausgebildet, die der Liebe nachhelfen sollten.

Die Venus-Geburt des Rosenstraußes

Schon in der Antike galt die Rose als ein Attribut der Venus. Aus ihren Blüten gewann man Öl für Salben und Duftwässer, mit denen die Römerinnen nicht nur aus kosmetischen Gründen ihren Körper pflegten. Die Rose war selbst noch im christlichen Mittelalter ein magisches Schönheitsmittel, weil sie in Verbindung mit den antiken Schönheitsgöttern stand. Die Herkunft der Blume schildert der Mythos in verschiedenen Varianten: mal ist sie dem Blut des Adonis entsprossen, mal dem Blut der Venus.

Theodor Moretus, ein Mathematiker und Jesuit des siebzehnten Jahrhunderts, erzählt eine Geschichte, wie ein Mann sich diese Verbindung von Rose und Blut zunutze machte. Er übergoss seinen Rosenstock mit eigenem Venenblut und überreichte eine dieser Rosen einem Prinzen zum Geschenk. Der Prinz soll, sobald er an der Blüte gerochen hatte, stärkste Sympathien für den Mann empfunden haben und darüber so erschrocken gewesen sein, dass er nie wieder Rosengeschenke annahm. Von derlei magischen Kräften ist der heutige Kavalier bei der Übergabe eines Rosenstraußes an seine Geliebte weit entfernt.

Halluzinationen als Stimulus: Mit Tollkirschen giftig schöne Augen

Um sich als Frau in Liebesraserei zu versetzen, gab es im Mittelalter gefährliche Drogen, die als Hexensalben angeboten wurden. Diese Salben enthielten Extrakte aus Bilsenkraut und Tollkirschen, beide hochgradig giftige Pflanzen. Die enthaltenen Alkaloide Hyoscyamin und Tropein gelangen durch den äußerlichen Auftrag nur sehr langsam ins Blut und rufen bei richtiger Dosierung Halluzinationen hervor, die sexuell stimulierend wirken sollten. Der Name der Tollkirsche verweist noch auf die Gefahr, durch Überdosierung einen unkontrollierten Rausch hervorzurufen. Der Tod war das größte Risiko dabei, was die Griechen noch wussten, denn sie nannten die Pflanze Atropa, also wie die Göttin, die den Lebensfaden durchschnitt.

Harmonisch wirkt dagegen der lateinische Name der Tollkirsche: belladonna, schöne Frau. Er geht auf den Brauch der Römerinnen zurück, sich eine Tinktur mit Tollkirschsaft in die Augen zu tropfen, um die Pupillen zu erweitern. Augen mit weiten Pupillen wirken größer, die Person mit solchen Augen offener und, so hofften die Römerinnen, anziehender. Noch heute nutzen Augenärzte diesen Effekt der Tollkirsche, doch nur zu medizinischen Zwecken.

Liebeszwang mit Voodoo-Puppen

Letztes Mittel, um einen Geliebten an sich zu ketten, war der magische Bindezauber. Hierfür benötigte man organische Substanzen des Geliebten wie Schweiß, Haare oder Fingernägel, die nach dem Prinzip pars pro toto magische Wirksamkeit garantierten. Diese Substanz steckte man in eine Wachs- oder Lehmfigur und aktivierte anschließend das Figürchen durch Rituale und Zaubersprüche. Günstig war, die Figur möglichst nahe bei dem Empfänger des Zaubers zu vergraben, zum Beispiel unter der Türschwelle des Opfers. Zwar konnten Amulette vor Bindezauber in gewissem Maße schützen, unwirksam wurde er aber erst, wenn die Voodoo-Puppen verbrannt oder zerstört wurden. Der Bindezauber war in der Antike eine Straftat, im Mittelalter ein Sakrileg und wird heute noch praktiziert und nach altem Brauch angeboten. Voodoo-Puppen dienen aber nicht nur dem Liebeszauber, eine Verfluchung geschieht mit den gleichen Figuren – wenn’s mit der Liebe nicht klappt.

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