Ayurveda: die Lehre vom Leben

In China, Indien, Japan und Tibet haben sich in Jahrtausenden Heilweisheiten entwickelt. Eine von ihnen, der Ayurveda, hilft immer mehr Menschen im Westen.

Die ayurvedische Weisheit ist in Sanskrit, der alten Sprache Indiens, überliefert worden und soll sich 5000 Jahre zurückverfolgen lassen. Im Grunde ist der Ayurveda weniger eine Heilkunde als vielmehr eine Wissenschaft mit philosophischen und religiösen Elementen, die Regeln für die tägliche Lebensführung und für die Bewahrung der Gesundheit aufgestellt hat.

Krankheiten werden individuell behandelt

Der Grundgedanke des Ayurveda: Jeder Mensch steht in einer Wechselbeziehung zum Universum und trägt kosmische Energie in sich. In jedem Menschen wirken drei Prinzipien – die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha – in einem bestimmten, von Geburt an festgelegten Kräfteverhältnis. Diese Mischung steuert die körperlichen Vorgänge, bestimmt die geistige Verfassung und macht den individuellen Konstitutionstyp aus. Gesund ist ein Mensch, dessen drei Doshas im Gleichgewicht sind.

Das Besondere an der ayurvedischen Vorgehensweise ist ein sehr individueller Zugang. Deshalb sind die gründliche Erhebung der Krankengeschichte mit vielen Fragen nach ganz persönlichen Eigenschaften und die körperliche Untersuchung sehr zeitaufwendig. Und kein ayurvedischer Arzt wird sagen: So sieht eine Rückenschmerz-Therapie aus, und das macht man bei Magen-Darm-Problemen. Man darf sich auch nicht vorstellen, dass beispielsweise bei Heuschnupfen immer ein Überwiegen des Kapha die Ursache ist. Es gilt mehr als die drei Doshas zu beachten. Allergiker haben oft ein eingeschränktes Agni – im weitesten Sinne bedeutet das, dass die umwandelnden Kräfte des Stoffwechsels gestört sind.

Im Ayurveda wird genau hingesehen: Was ist das für ein Mensch, der genau diese Beschwerden hat? Der Arzt erkennt, welche Maßnahmen das Gleichgewicht des Patienten fördern, ohne dass die Selbstregenerationskräfte überfordert oder Heilkrisen heraufbeschworen werden. Ayurvedische Ärzte nutzen auch die schulmedizinischen Befunde und fügen ayurvedischen Diagnosen hinzu.

Therapie = Lebensumstellung

Dann wird ein individuelles Therapiekonzept entwickelt, das sehr umfassend ist: Ernährungsregeln, spezielle Gewürze, allgemeine Verhaltenshinweise und ganz für die Persönlichkeit des Patienten zubereitete Öleinreibungen oder regulierende Einläufe.

Was die Arzneien angeht, können viele ayurvedische Ärzte nicht so tätig werden, wie sie das gerne möchten, denn in Deutschland fehlt die entsprechende Infrastruktur. Übers Internet kann man natürlich alles bestellen, aber da gibt es ein ganz großes Problem: Ist sicher, dass drin ist, was draufsteht? Außerdem: Es gibt ayurvedische Arzneimittel, die mit Schadstoffen wie Blei, Quecksilber oder Kadmium kontaminiert sind.

Die ayurvedische Medizin kennt rund 700 verschiedene Präparate, in denen verschiedene Substanzen kombiniert sind, deren Wirkung allerdings nicht durch westlich-wissenschaftliche Studien belegt ist. Die Präparate sind in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen, können aber vom Arzt verordnet und dann über eine internationale Apotheke oder über seriöse Internet-Anbieter beschafft werden. Eine 100-prozentige Garantie, dass das jeweilige Mittel nicht mit Schadstoffen behaftet ist, kann allerdings niemand geben.

Medikamente sind nicht so wichtig

Der Ayurveda ist jedoch oft nicht unbedingt auf Arzneimittel angewiesen. Der bekannteste Therapieansatz des Ayurveda ist die Panchakarma-Behandlung, die seit Jahren auch in Deutschland durchgeführt wird und vielen Patienten zu neuer Vitalität verholfen hat. Die Reinigungs- und Heilrituale werden in Stille durchgeführt werden und schenken einen Zustand tiefer Entspannung für Körper und Seele.

Panchakarma heißt „fünffache Reinigung“, was bedeutet, dass der Körper auf fünf möglichen Wegen gereinigt werden kann. Die Art der Reinigung ist abhängig von der Konstitution des Patienten und von seinen Beschwerden.

Panchakarma ist ein System genau aufeinander abgestimmter physikalischer Behandlungen, die den Organismus sanft und schonend von „Altlasten“ befreien sollen. Mit Ölmassagen und ganz bestimmten Kostformen sollen im Körper abgelagerte Schadstoffe gelöst werden, damit sie in den nächsten Schritten ausgeschieden werden können. Dazu bedarf es einer gezielten Stoffwechselaktivierung durch Heilkräuter-Dampfbäder, Ganzkörper-Ölgüsse, Wärmepackungen, Kompressen oder Massagen mit überwärmenden, heilungsfördernden Substanzen. Diese Maßnahmen befördern die zuvor gelösten Schadstoffe mit dem Blutstrom in Richtung Darm. Die gründliche Darmentleerung verschafft den meisten Patienten ein Gefühl von Befreiung und tiefgreifender Gesundung – und dies auch in seelischer Hinsicht.

Ayurveda: leider auch unseriöse Angebote

Im Ayurveda finden sich Handlungsanweisungen für einen gesunden Lebensstil und einen sorgsamen Umgang mit sich selbst und mit seinen Liebsten. Das scheint viele Menschen hierzulande besonders anzuziehen. Kein Wunder also, dass unter dem Label „Ayurveda“ mit angeblichen Heilverfahren und den unsinnigsten Produkten Geld verdient werden kann. Der Begriff Ayurveda ist nicht geschützt, deshalb tummeln sich viele Geschäftemacher. Ayurveda kann sich jeder Therapeut auf sein Praxisschild schreiben – ob er einen Wochenkurs belegt oder ein jahrelanges Studium in Indien absolviert hat. Mittlerweile gibt es in Deutschland etliche Kliniken und Kurhäuser, die authentischen Ayurveda anbieten.

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