Bindungsangst – Wie verhalten sich männer mit bindungsangst?

Angst vor Nähe: Wenn Liebe zur Bedrohung wird.

Flüchten, wenn’s „ernst“ wird: Bindungsphobie ist eine häufige Ursache für das Scheitern von Beziehungen. Verhaltensmuster, Ursachen und Auswege.

Die meisten Menschen sehnen sich nach einem Partner, nach jemandem, der sie liebt und unterstützt. Doch es gibt auch Menschen, die sich gerne binden würden, aber gleichzeitig Angst davor haben, sich einzulassen. Ein schmerzhafter innerer Konflikt stellt sich ein: Die ersehnte Bindung wird zur Bedrohung.

Mögliche Anzeichen für eine Bindungsangst

  • Rückzug und Flucht: Sobald die Partnerschaft verbindlich wird, fangen Bindungsängstliche an, sich unwohl zu fühlen. Gerade dann, wenn man eigentlich eine besonders schöne Zeit miteinander erlebt hat, wünscht sich der Betroffene plötzlich mehr Freiraum. Sein Rückzug kann sich als innere Distanziertheit äußern oder in der Verweigerung von Gesprächen, in tagelangem Abtauchen oder gar im Beenden der Beziehung.
  • Programmierte Partnerwahl: Häufig suchen sich Bindungsängstliche bewusst Partner, mit denen eine Beziehung zum Scheitern verurteilt ist: Verheiratete zum Beispiel. Beliebt sind auch Fernbeziehungen, da solche Verbindungen die gewünschte Distanz gleich mitbringen.
  • Hohe Ansprüche: Oft wird auch gar keine Beziehung mehr eingegangen, weil die Ansprüche an einen Partner so hoch hängen, dass zweifellos keiner sie erfüllen kann.
  • Distanz schaffen: Bindungsphobiker sind jedoch bei Weitem nicht nur unter den „überzeugten“ Singles zu finden. Viele Menschen mit Bindungsangst haben sich in den Hafen der Ehe gewagt. Ihre Rückzugstaktik ist dann häufig eine Flucht in Arbeit oder Hobbys. Sie verweigern Gespräche oder brechen dann und wann einen Streit vom Zaun, um wieder mehr Distanz in die Beziehung zu bringen.
  • Unverbindlichkeit: Der Bindungsängstliche will sich grundsätzlich nicht gerne festlegen und bleibt unverbindlich. Das beginnt schon bei alltäglichen Verabredungen, betrifft aber natürlich besonders die gemeinsame Zukunftsplanung. Bindungsängstliche träumen vielleicht sogar von der großen, ewigen Liebe, aber sie glauben nicht daran und arbeiten so – meist unbewusst – von Anfang an auf die Trennung hin. Bindungs- und Verlustangst gehen also Hand in Hand.

Die Persönlichkeit des Bindungsphobikers

Bindungsängstliche Menschen sind keineswegs eiskalte Fische, sondern im Gegenteil häufig sehr liebevoll und einfühlsam, so dass zunächst auch mit einem Bindungsphobiker eine tiefe Verbindung entstehen kann. Oft geben sie sehr viel in einer Beziehung, zu viel, so viel, dass sie schließlich das Gefühl haben, sich selbst aufgeben zu müssen, damit die Beziehung funktioniert. Als Selbstschutz bleibt dann nur noch die Flucht, was den Partner, der sich meist gerade so richtig eingelassen hat, dann besonders verletzt.

Was steckt hinter der Bindungsangst?

  • Häufig liegen die Wurzeln bereits in der Kindheit, wo der Betroffene einen Mangel an Liebe und Sicherheit erlebt hat. Wer als Kind gelernt hat, dass er nur geliebt wird, wenn er bestimmte Erwartungen erfüllt, der wird auch in einer Beziehung später häufig das Gefühl haben, dass er sich selbst und seine Bedürfnisse verleugnen muss, damit der Partner bei ihm bleibt.
  • Meist sind auch Minderwertigkeitsgefühle ein wichtiger Faktor. Wer sich selbst nicht für eine liebenswerte Person hält, wird kaum daran glauben können, dass ein Anderer ihn wirklich auf Dauer lieben kann.
  • Die Partnerschaft der Eltern beeinflusst das eigene Beziehungsbild.Trennung oder Scheidung der Eltern oder auch viel Streit innerhalb der Familie können den Glauben an eine funktionierende Beziehung schwer erschüttern.
  • Schlechte Erfahrungen in vorangegangenen Beziehungen können ebenso ein Auslöser sein. Besonders dann, wenn Untreue oder gar Misshandlungen im Spiel waren, fällt es dem Betroffenen schwer, wieder Vertrauen zu fassen. Aus Angst, wieder enttäuscht zu werden und um sich vor erneutem Liebeskummers zu schützen, geht er dann lieber gar keine Beziehung mehr ein.

Was kann der Bindungsängstliche tun?

  • Sich ehrlich seine Gefühle eingestehen und sich über sein Beziehungsbild klar werden: „Was befürchte ich, in einer Partnerschaft aufgeben zu müssen?“, „Was muss ich in einer Beziehung tun, was ich vielleicht nicht tun möchte?“
  • Einen Blick in die Vergangenheit werfen: Kommen die Ängste aus der Kindheit oder sind eigene schlechte Erfahrungen dafür verantwortlich?
  • Konflikte aushalten: Raus aus der Harmoniefalle! Nur weil man mit dem Partner nicht immer einer Meinung ist, steht nicht gleich die ganze Beziehung auf dem Spiel.
  • Das eigene Selbstwertgefühl stärken: Sich klar machen, dass die eigenen Wünsche ebenso wichtig sind wie die des Partners.
  • Über die Emotionen sprechen: Dann, wenn man sich bedrängt fühlt und der Fluchtimpuls einsetzt, den Partner an der Gefühlslage teilhaben lassen. Setzt einen der Andere tatsächlich mit Erwartungen unter Druck oder ist es nur die eigene Interpretation?

Es gibt mittlerweile eine Reihe psychologisch fundierter Bücher zum Thema. Außerdem können Selbsterfahrungsgruppen wie zum Beispiel Emotions Anonymous-Gruppen die Möglichkeit bieten, sich in einem geschützten Rahmen auszusprechen.

Wer merkt, dass er immer wieder in das gleiche Beziehungsfahrwasser gerät und dies ändern möchte, findet Hilfe bei einem Psychotherapeuten.

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