Cannabis auf Rezept

Von der berauschenden Droge zum Medikament. Cannabis auf Rezept kann eine Hilfe für viele chronisch kranke Patienten sein. Die komplette Pflanze hat eine bessere Wirkung als der isolierte Hauptwirkstoff THC.

Seit vielen Jahren setzen sich Mediziner für die gezielte und nur über Rezept erhältliche Freigabe von Cannabis bei chronisch kranken Patienten ein. Seit Mitte Februar 2009 wird in Deutschland erstmals die Droge als „Medizinal Cannabis Blüten“ in Apotheken abgegeben. Nutznießer sind bisher nur einige wenige Patienten, die von der Bundesopiumstelle in Bonn eine Ausnahmegenehmigung für den Bezug erhalten haben. Doch ein Anfang ist gemacht und die Hoffnung besteht, dass in Zukunft weitaus mehr Patienten, bei denen sonst andere Therapieoptionen versagen, von dieser Möglichkeit profitieren können.

Cannabis hilft bei therapieresistenen Schmerzen und zahlreichen chronischen Erkrankungen

Dr. med. Franjo Grotenhermen ist der Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“, eines gemeinnützigen Vereins, in dem sich Ärzte, Apotheker, Juristen, Patienten und andere Interessenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz organisiert haben, und der sich für verbesserte Möglichkeiten zur Nutzung von Cannabisprodukten für therapeutische Zwecke einsetzt. Dr. Grotenhermens Ziel ist es, dass Patienten, die alle anderen Therapien ohne nennenswerten Erfolge ausgeschöpft haben und denen mit Cannabis wirklich geholfen werden könnte, aus der Illegalität herauskommen. Für ihn ist es schier unbegreiflich, dass schwer kranke Patienten immer noch strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie sich durch den Konsum von Cannabis ein lebenswertes Leben ermöglichen.

Dr. Grotenhermen liegen zahlreiche dokumentierte Berichte vor, in denen es Patienten durch Cannabisprodukte gelang, sei es durch Rauchen, Gebäck, Teezubereitungen oder Tropfen, Schmerzen zu lindern oder die eine Krebserkrankung oft begleitende Appetitlosigkeit zu verbessern. Einsatzgebiete von medizinischem Cannabis sind zur Zeit hauptsächlich chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Krebs- und HIV-Erkrankungen und das Tourette-Syndrom.

Hilft ein Joint tatsächlich bei Multiple Sklerose?

Als auf einem Schmerzkongress der Pharmakologe Professor Dr. med. Walter Zieglgänsberger seinen Kollegen den Rat gab, Multiple-Sklerose-Patienten abends mal einen Cannabis-Joint rauchen zu lassen, sorgte er für einige Aufruhr. Fakt ist jedoch, dass die üblichen Medikamente, die gegen Multiple-Sklerose verordnet werden, oftmals starke Nebenwirkungen wie grippeähnliche Symptome, Osteoporose oder Magenschmerzen verursachen können. Cannabis hingegen hat nahezu kaum schwerwiegende Nebenwirkungen und lindert die Symptome und Beschwerden der Erkrankung effektiver als Kortison oder Betaferon.

THC – Hauptwirkstoff des Cannabis

Tetrahydrocannabinol ist der pharmakologisch wirksamste Bestandteil der Pflanze und kann unter dem internationalen Freinamen Dronabinol seit 1998 in Deutschland von jedem Arzt auf einem Betäubungsmittelrezept verschrieben werden. THC hat durchaus respektable Wirkungen, der Einsatz der kompletten Pflanze ist jedoch nicht zu toppen. Was in naturheilkundlich orientierten Fachkreisen schon lange dokumentiert ist, nämlich dass die Pflanze in ihrer kompletten Einheit weitaus besser wirkt als ein isolierter Hauptwirkstoff, der dazu auch noch oft ein synthetischer Nachbau sein kann, beweist sich auch im Vergleich der Wirkung von THC zu Cannabis.

Geschichte des Cannabis in der Medizin

Die ersten schriftlichen Angaben zur medizinischen Nutzung von Cannabis fand man in einem fast 5000 Jahre alten chinesischen Lehrbuch über Botanik und Heilkunst. Ab dem 16. Jahrhundert zog Cannabis auch in die Kräuterbücher des europäischen Raumes ein. Seit dem ersten Kreuzzug gehörte diese Pflanze zur Volksmedizin und fand auch in Klöstern seine Anwendung. Indikationen waren hauptsächlich rheumatische Beschwerden und Atemwegserkrankungen. Ab dem 19. Jahrhundert wurde Cannabis außerdem gegen Migräne, Neuralgien, epilepsieähnliche Krämpfen und gegen Schlafstörungen eingesetzt. Die in diesem Jahr erteilten Ausnahmegenehmigungen weisen darauf hin, dass nun langsam ein Umdenken in der Gesundheitspolitik stattfindet. Politiker, für die Cannabis bisher nichts weiter als eine üble Droge zu sein schien, erkennen nun auch die andere, positive Seite der Medaille.

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