Das Navigationssystem der Ameisen – Wie die kleinen Insekten mit ihrem Geruchssinn navigieren

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut haben nachgewiesen, dass die Wahrnehmung der Ameisen in Stereo funktioniert und sie durch Duftlandkarten navigieren können.

Experimente mit der Wüstenameise Cataglyphis haben erstaunliche Ergebnisse hervorgebracht. So besitzt das kleine Insekt offensichtlich ein hochentwickeltes Navigationssystem. Die Antennen der Wüstenameise ermöglichen eine Geruchswahrnehmung in Stereo und erfassen so ganze Landkarten auf Duftbasis.

Die Wüstenameisen lesen Landkarten und können so navigieren

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie entdeckten bei den Forschungen mit Cataglyphis, dass diese ihren Geruchssinn zum Auffinden ihrer Heimat einsetzen. Doch nicht nur das Aufspüren einer Duftquelle ist den staatsbildenden Insekten möglich, sondern darüber hinaus auch die Wahrnehmung unterschiedlicher in der Umgebung verteilter Düfte. Im übertragenen Sinne ist es den Ameisen also möglich durch den Gebrauch ihrer Antennen ganze Landkarten zu „lesen“ und mit den gewonnenen Informationen zu navigieren.

Cataglyphis nutzt mehrere Navigationssysteme

Beheimatet ist Cataglyphis fortis in den kahlen und öden Salzwüsten Tunesiens. Um sich außerhalb ihres Nestes, das nur über einen zwei Zentimeter durchmessenden Eingang im Wüstenboden erreichbar ist, zu orientieren nutzt sie sogar mehrere verschiedene Navigationssysteme. Um nach hoffentlich erfolgreicher Nahrungssuche zurück zu finden, gebraucht die Wüstenameise sowohl einen Sonnenkompass als auch einen damit kombinierten Schrittzähler sowie sichtbare Landmarken. Aber eben auch die lokalen Duftmarken spielen eine Rolle. Die Neuroethologen aus Jena behaupten nun, dass die Ameisen lernen können einen Duft mit ihrem Nest zu assoziieren und diesen von anderen Gerüchen zu unterscheiden.

Zwei Experimente zur Wahrnehmungsfähigkeit der Ameisen

Anhand von zwei Experimenten ist den Forschern der Nachweis der Wahrnehmungfähigkeiten der Ameisen gelungen. Zunächst stellten die Jenaer die Frage, ob die kleinen Tiere Duftmuster erkennen, die sich ergeben, wenn verschiedene Duftstoffe auf unterschiedliche Positionen in der Nähe des Nestes verteilt sind. Im Falle einer positiven Antwort, wollten sie der Frage nachgehen, ob die Ameisen zur Orientierung ihre Antennen als Stereoempfänger nutzen. Zur Beantwortung der ersten Fragestellung installierten die Wissenschaftler am Nesteingang vier Duftpunkte mit den Stoffen Decanal, Nonanal, Indol sowie Methylsalicylat und trainierten die Wüstenameisen darauf. Anschließend wurden die Duftpunkte verschoben. Blieben diese in der gleichen Anordnung, steuerten die Tiere sie auch weiterhin an. Bei veränderter Anordnung gelang es ihnen nicht sich zurechtzufinden. Anhand dieser Resultate lag die Vermutung nahe, dass die Ameisen mehrdimensional arbeiten. Natürlich mussten die Untersuchungen auch überprüft werden. Dafür gebrauchten die Wissenschaftler einen sogenannten Photoionistionsdetektor, mit dem sie die Verteilung der Duftstoffe in Raum und Zeit beobachten konnten. Um die zweite Frage beantworten zu können wurden schließlich Exemplare der Ameisen untersucht die nur noch eine Antenne besaßen. Obwohl sie auf Duftlandschaften trainiert wurden, konnten sie sich dennoch im Anschluss nicht orientieren. Damit war der Beweis erbracht – die Wüstenameise arbeitet tatsächlich mit einer Wahrnehmung in Stereo, wie auch Ratten und der Mensch sie nutzen.

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