Der Anblick von Geld macht Menschen habgierig?

Die Webster Universität hat untersucht, wie Menschen auf den Anblick von Geld reagieren. Die Presse macht daraus eine Beweis für Habgier.

“Geld regiert die Welt“, so sagt ein Sprichwort. Und es scheint sich im alltäglichen Leben zu bestätigen. Mit Geld kann man alle materiellen Güter bezahlen, die man sich wünscht – vorausgesetzt, man hat genug davon. Doch dies ist bei den wenigsten Menschen der Fall. In der heutigen Zeit beklagt sich eher jeder darüber, nicht genug davon zu haben.

Die Bedeutung des Geldes

Wer mehr Geld haben will, dem geht es eigentlich nicht primär um die Geldscheine als solche. Vielmehr stehen diese als Symbol für all das, was man sich davon leisten kann. Neben den täglichen Lebenshaltungskosten finanzieren die bedruckten Papierstücke auch Hobbys und Freizeitaktivitäten. Um sich all dies erlauben zu können, verbringt der Mensch der westlichen Welt viel Zeit damit, um es zu verdienen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, kann der Wunsch nach Geld noch weiter angeregt werden.

Die Studie der Webster University in Wien

Die Wirtschaftspsychologin Julia Pitters untersuchte mit ihrem Team, wie der Anblick von Geld auf Menschen wirkt. 332 Passanten wurden Werbeplakate einer Universität gezeigt. Eine Gruppe bekam Plakate mit Geldthemen, eine andere mit sozialen Inhalten gezeigt. Eine dritte Gruppe wiederum sah Plakate, auf denen beide Themengebiete vertreten waren. Danach wurden die Passanten zu ihren Wertevorstellungen befragt und auch ihre Spendenbereitschaft ermittelt. Dabei zeigte sich, dass gerade die Probanden, die Plakate mit reinen Geldthemen gesehen hatten, am wenigsten zu Spenden bereit waren.

Ist die fehlende Spendenbereitschaft ein Zeichen für Habgier?

In der Presse wurde dies vermehrt damit erklärt, dass die Habgier der Passanten geweckt worden war. Der Anblick von Geldsymbolen weckte in ihnen scheinbar den Wunsch, es für sich zu behalten. Doch ist dies wirklich habgierig? Der Duden definiert Habgier als ein negatives und rücksichtsloses Streben nach Besitz. Ist aber jemand, der nicht spenden will, automatisch auch jemand, der rücksichtslos nach Besitz strebt? Diese Gleichstellung wäre viel zu einseitig, wird aber von den Berichterstattern so kommuniziert. Dabei wird übersehen, dass die geringere Spendenbereitschaft auch mit Geiz oder Verlustängsten, die durch den Anblick von Geld aktuell aktiviert werden, erklärt werden könnte.

Verknüpfung von Geld und Sozialem

Die zweite Gruppe hatte Plakate mit sozialen Themen gesehen und zeigte sich spendenbereiter als die erste Gruppe. Die dritte Gruppe allerdings, die soziale und monetäre Inhalte gesehen hatte, war am häufigsten bereit, ihr Geld für soziale Zwecke auszugeben. Julia Pitters erklärt das laut diepresse.com folgendermaßen: “Durch das Betrachten von Geld werden Gehirnzellen aktiviert, die für das Geldkonzept stehen, während soziale Bilder soziale Areale anregen. Durch Betrachten beider Konzepte hingegen wird die Denkweise zu reflektieren in Gang gesetzt“. Wer also etwas betrachtet, was von zwei unterschiedlichen Hirnarealen verarbeitet wird, verknüpft diese miteinander. Das wirkt sich unbewusst auf die Einstellung des Betrachters aus. Für soziale Organisationen, die von Spendengeldern abhängig sind, würde dies bedeuten, vermehrt Werbekampagnen zu starten, auf denen nicht nur hungernde Kinder, sondern auch Geldscheine abgebildet sind.

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